idw - Informationsdienst
Wissenschaft
Wo es um Drogen geht, geht es auch um Gewalt: Dies gilt seit Langem als eine Art Naturgesetz. Illegal angebaut oder hergestellt, über Grenzen geschmuggelt und von verfeindeten Clans verkauft, bringen Drogen Kriminalität in die Städte und überziehen ganz Regionen mit Gewalt und Chaos. Manche Länder gehen mit Gegengewalt gegen Drogenhandel vor, andere setzen auf die Legalisierung leichterer Drogen, etwa von Cannabis. Aber wie hängen Illegalität und Gewalt im Drogenhandel wirklich zusammen? Wie wirken sich die verschiedenen politischen Maßnahmen aus? Um diese Fragen, bezogen auf die Amerikas, geht es bei einer Tagung vom 24. bis zum 26. Juni am Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF).
Der Titel des Workshop im ZiF der Universität Bielefeld: „Entanglements of (Il)legality and violence: Drug trafficking and drug policies in the Americas“ (Die Verflechtungen von (Il)legalität und Gewalt: Drogenhandel und Drogenpolitik in den Amerikas). Auf dem Programm steht auch eine öffentliche Podiumsdiskussion am 24. Juni.
Bis heute geht es in der Drogenpolitik der meisten Länder vor allem um Verbote und den Kampf gegen illegalen Drogenhandel und -anbau. Wie weit man damit kommen kann und ob die Drogenpolitik nicht in einen viel größeren Zusammenhang gehört, ist allerdings umstritten. „Als der neu gewählte kolumbianische Präsident Gustavo Petro im September 2022 vor der UN-Generalversammlung die internationale Verbotspolitik und den ‚Krieg gegen die Drogen‘ mit der Klimakrise, dem Artensterben und der kapitalistischen Ausbeutung insgesamt in Verbindung brachte, kam das einem Erdbeben gleich“, berichtet der Politikwissenschaftler Dr. Philipp Wolfesberger, der den Workshop zusammen mit dem Philosophen Dr. Nelson Camilo Forero Medina leitet. Beide forschen am Center for InterAmerican Studies (CIAS) der Universität Bielefeld, das die Tagung mitveranstaltet.
Drogenpolitiken zwischen Verboten und Lockerungen
Auch die wenig einheitliche Politik mache es nicht leichter, zu verstehen, was genau vor sich geht: Während in der UNO wie in den USA in der Drogenpolitik auf Verbote gesetzt wird, haben in den letzten Jahren immer mehr Staaten den Konsum von Cannabis erlaubt, andere haben den Konsum zumindest in bestimmten – meist medizinischen – Fällen legalisiert.
Doch konnte diese Politik die Gewalt im Zusammenhang mit dem Drogenhandel verringern? „Um dies zu erforschen, benötigen wir unbedingt einen interdisziplinären Ansatz und müssen theoretische und empirische Arbeit zusammenbringen“, erklärt Dr. Nelson Camilo Forero Medina. „Wir wissen nicht, wie Gewalt und Illegalität zusammenhängen, ob es also mehr Gewalt gibt, wenn der Handel mit Drogen nicht erlaubt ist, und ob die Gewalt nachlässt, wenn man diesen legalisiert. Vermutlich ist Gewalt keine natürliche Folge des Drogenhandels, sondern hat mit den illegalen Märkten zu tun, der Herrschaft der Drogenkartelle und den Reaktionen der lokalen Behörden.“
Um diesen interdisziplinären Blick auf den Drogenhandel und die mit ihm verbundene Gewalt zu ermöglichen, haben die beiden Forscher internationale Kolleg*innen aus fünf Ländern aus Geschichts- und Politikwissenschaft, Soziologie, Literatur- und Kulturwissenschaften, Kriminologie, Gesundheitswesen und Anthropologie ans ZiF eingeladen.
Globale Verlagerungen im Drogenhandel
„Wir brauchen den Blick über die Grenzen der Fächer hinweg, um die Rolle der Verbotspolitik, die Auswirkungen der Legalisierung von Cannabis und die Spannungen zwischen den unterschiedlichen Regelungen in verschiedenen Regionen analysieren zu können“, sagt Wolfesberger. Dies sei umso dringender, als die klassischen geografischen Einteilungen längst nicht mehr aktuell seien: So würden die Chemikalien, die für die Herstellung synthetischer Drogen nötig sind, vor allem aus China und Indien nach Südamerika gebracht, andere inzwischen vor allem in Europa produziert. „Die alte Unterscheidung zwischen den Herstellerländern im Süden und den Konsumentenländern im Norden funktioniert nicht mehr“, so Forero Medina.
Um den Zusammenhang von Gewalt und Drogenhandel besser zu verstehe, werden die Forschenden am ZiF die Bedeutung von Gewalt und Drogenhandel in bestimmten Regionen in Nord-, Mittel- und Südamerika analysieren, die historischen Wurzeln der Drogenpolitik in den Amerikas rekonstruieren und die Strategien verfolgen, die die verschiedenen Staaten auf den Drogenhandel geben.
Öffentliche Podiumsdiskussion zu Cannabis-Legalisierung
Auf dem Programm steht auch eine Podiumsdiskussion zum Thema „Fluid Legalities: Cannabis Regulation in Germany and Global Challenges” (Fließende Legalitäten: Cannabisregulierung in Deutschland und globale Herausforderungen) mit Philine Edbauer von der My Brain My Choice Initiative in Berlin und Michael Schulte von der Lito Law Academy in Düsseldorf. Burkhard Blienert, der Beauftrage für Sucht- und Drogenfragen der Bundesregierung, wird ein Video-Grußwort sprechen. Philipp Wolfesberger und Nelson Camilo Forero Medina moderieren.
Der Workshop steht allen Interessierten offen, die Tagungssprache ist Englisch. Wir bitten um Anmeldung im Tagungsbüro. Journalist*innen sind herzlich eingeladen, über die Veranstaltung zu berichten, die Leiter des Workshops stehen für Medienanfragen gerne zur Verfügung.
Sabine Mende, Universität Bielefeld
Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF)
Telefon: 0521 106-2769
E-Mail: zif-conferencesupport@uni-bielefeld.de
https://www.uni-bielefeld.de/einrichtungen/zif/events/#/event/7338 Programm und Anmeldung auf der Konferenzwebsite
https://uni-bielefeld.canto.de/b/JJF3M Das Bildmaterial zum Thema
Der Politikwissenschaftler Dr. Philipp Wolfesberger und der Philosoph Dr. Nelson Camilo Forero von d ...
Foto li.: Marga van den Meydenberg, Foto re.: Universität Bielefeld
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Lehrer/Schüler, Studierende, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler, jedermann
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Kulturwissenschaften, Politik, Recht
überregional
Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.
Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).
Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.
Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).
Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).