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16.07.2004 10:56

Statistische Modelle der komplexen Wirklichkeit angenähert

Stefanie Hahn Abteilung Hochschulkommunikation/Bereich Presse und Information
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Ehrendoktor für Vater der Strukturgleichungsmodelle Prof. Karl G. Jöreskog am 19.07. an der Universität Jena

    Jena (16.07.04) "Zu komplex" sagen wir und meinen damit, dass etwas zu vielschichtig ist, die Abhängigkeiten verschiedener Teile eines Systems zu vertrackt, das ganze Problem nicht auf einen Blick zu erfassen ist. Wissenschaftler, die gesellschaftliche Entwicklungen verstehen wollen oder menschliches Verhalten untersuchen, stehen per se vor komplexen Fragestellungen. Zur Auswertung statistischer Daten benötigen sie Modelle, die berücksichtigen, dass verschiedene Faktoren zusammenwirken und sich gar gegenseitig beeinflussen. Solche Modelle aufgestellt und zur Anwendung weiterentwickelt zu haben, ist das Verdienst von Prof. Dr. Karl G. Jöreskog. Der schwedische Wissenschaftler gilt als Wegbereiter moderner statistischer Methoden in den Sozial- und Verhaltenswissenschaften. Der Vater der so genannten Strukturgleichungsmodelle erhält am 19. Juli die Ehrendoktorwürde der Fakultät für Sozial- und Verhaltenswissenschaften der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Der Festakt findet im Rahmen der internationalen SMABS-Tagung ab 16.30 Uhr in der Aula des Universitätshauptgebäudes (Fürstengraben 1) statt.

    "Die Fakultät ehrt mit Prof. Jöreskog eine der, wenn nicht sogar die bedeutendste Persönlichkeit für die Methodenlehre der Sozial- und Verhaltenswissenschaften in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts", sagt Dekan Prof. Dr. Holger Gabriel. Sein Kollege, der Jenaer Methodenforscher Prof. Dr. Rolf Steyer erläutert: "Mit der Einführung seiner Strukturgleichungsmodelle in den 70er Jahren wurde es möglich, die Konstrukte, von denen in psychologischen und sozialwissenschaftlichen Theorien die Rede ist, direkt in einem einzigen statistischen Modell miteinander zu verbinden und die Abhängigkeiten untereinander und von ihren Indikatoren nachzubilden." Heute kommt kein Psychologiestudent an einem Computerprogramm zur Analyse von Strukturgleichungsmodellen vorbei, deren Grundstein der Schwede vor 40 Jahren gelegt hat.

    Karl Jöreskog wurde im Jahr 2000 an der Universität Uppsala emeritiert. Seine ersten Publikationen aus den 60er Jahren behandeln vor allem die Faktorenanalyse. "Sein besonderes Verdienst ist das Maximum-Likelihood-Verfahren für die praktische Anwendung nutzbar gemacht zu haben", berichtet Prof. Steyer. Mit diesen Arbeiten legte Jöreskog die Grundlage zum zentralen Thema seines Lebenswerks: der Methodologie von Strukturgleichungsmodellen. Letztere haben bis heute in ungezählten Anwendungen in den Sozial- und Verhaltenswissenschaften z. B. bei internationalen vergleichenden Studien zur Politikverdrossenheit oder zur Qualität der Bildung (PISA-Studie) ihre Nützlichkeit unter Beweis gestellt. Jöreskog selbst hat an der Universität Jena bereits Workshops geleitet, in denen er dem Nachwuchs die Einsatzmöglichkeiten des Programms LISREL (Linear Structural Relationships) demonstriert hat. Die Workshops sind unter: http://www2.uni-jena.de/svw/metheval/workshop_videos.php im Internet abrufbar.

    "Die hier angewandten Strukturgleichungsmodelle hat Jöreskog generiert, indem er die in der Psychologie bekannten Faktoranalytischen Modelle mit den in den Wirtschaftswissenschaften entwickelten Simultanen Gleichungssystemen quasi verheiratet hat", führt Prof. Steyer aus. Als weitere Meilensteine sieht der Lehrstuhlinhaber für Psychologische Methodenlehre und Evaluationsforschung an der Uni Jena die Weiterentwicklung der von dem Schweden eingeführten Modellklasse für die simultane Analyse in mehreren Gruppen und ihrer Verallgemeinerung für ordinale Variable, wie sie etwa bei Ratingskalen vorliegen. Auch hier hat Karl Jöreskog die entscheidenden wissenschaftlichen Arbeiten geschrieben und dabei die Anwender nie aus den Augen verloren.

    Kontakt:
    Prof. Dr. Holger Gabriel
    Dekan der Fakultät für Sozial- und Verhaltenswissenschaften
    der Universität Jena
    Tel.: 03641 / 945000

    Prof. Dr. Rolf Steyer
    Institut für Psychologie der Universität Jena
    Tel.: 03641 / 945231
    E-Mail: rolf.steyer@uni-jena.de


    Weitere Informationen:

    http://www2.uni-jena.de/svw/metheval/workshop_videos.php
    http://www.smabs.org/


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Informationstechnik, Mathematik, Physik / Astronomie, Psychologie
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Personalia
    Deutsch


     

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