idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
20.06.2024 11:28

Die „Autobahn“ im Zelltransport

Thomas Richter Öffentlichkeitsarbeit
Georg-August-Universität Göttingen

    Ein Forschungsteam der Universität Göttingen hat eine allgemeine Funktion von Antisense-RNA (asRNA) entdeckt und damit ein langjähriges Rätsel um die Aufgabe der asRNA enthüllt. Die Forschenden fanden heraus, dass asRNA als „Autobahn“ im Zelltransport fungiert und damit die Genexpression beschleunigt. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift Nature erschienen.

    Welche Aufgabe nicht-kodierende RNA in der Zelle hat, war in der Wissenschaft lange Zeit unbekannt. Anders als kodierende RNA stellt nicht-kodierende RNA keine Proteine her – es gibt sie aber in großen Mengen. Deshalb war die Rolle von asRNA jahrelang ein Rätsel. Ein Forschungsteam der Universität Göttingen konnte dieser Frage nun auf den Grund gehen.

    RNA (Ribonukleinsäure) spielt eine zentrale Rolle in der Übersetzung der DNA-Information zu Proteinen. Es gibt verschiedene RNA-Arten, eine davon ist die sogenannte Boten- oder auch Messenger-RNA (mRNA). Sie überträgt die Bauanleitung für Proteine von der DNA im Zellkern hinaus in das Zellplasma, wo weitere Zellbestandteile sie in Proteine übersetzen. Neben dieser kodierenden RNA gibt es große Mengen an nicht-kodierender RNA. Viele von ihnen werden als Gegenstrang zu den mRNAs hergestellt und deshalb als Antisense(as)-RNA bezeichnet. Ihre Aufgabe war lange ungeklärt. „Ich konnte nicht glauben, dass eine Zelle RNAs ohne Zweck herstellt“, sagt Prof. Dr. Heike Krebber vom Institut für Mikrobiologie und Genetik. „Das ist entgegen der Natur.“ Ihr Team fand heraus, dass asRNA sich mit der mRNA verbindet, die dann bevorzugt aus dem Zellkern in das Zellplasma transportiert wird. Damit übersetzt die Zelle die Information von der mRNA schneller in Proteine, als es ohne asRNA der Fall wäre – die asRNA dient also als „Booster“ für die Genexpression. Das ist für die Zelle in vielen Situationen erforderlich, zum Beispiel unter schädlichen Umwelteinflüssen oder Stress. Diese Arbeit knüpft an die ebenfalls in Nature veröffentlichte Grundlagenforschung des Teams an, die gezeigt hatte, dass unter Stress aktivierte mRNAs keiner Qualitätskontrolle mehr unterliegen.

    Die neuen Forschungsergebnisse zu den asRNAs klären die lang gegenwärtige Frage, warum die Zelle teils große Mengen an asRNA herstellt. „In der Biologie ist das vor allem deshalb auffällig, weil die Zelle für die asRNA-Produktion viel Energie aufwendet“, erläutert Krebber. Mit dem nun entdeckten Mechanismus reagieren Zellen schlagartig auf Einflüsse von außen und stellen die erforderlichen Proteine sofort und in großen Mengen her, um sich an Umweltbedingungen anzupassen oder beispielsweise in ein bestimmtes Entwicklungsstadium überzugehen. „Dieses neue Verständnis rückt nun auch die asRNAs in den Fokus bei der Frage, wie Krankheiten entstehen und wie sie sich bekämpfen lassen“, so Krebber.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Heike Krebber
    Georg-August-Universität Göttingen
    Göttinger Zentrum für Molekulare Biowissenschaften (GZMB), und
    Institut für Mikrobiologie und Genetik – Abteilung Molekulare Genetik
    Grisebachstraße 8, 37077 Göttingen
    Telefon: (0551) 39-23801
    E-Mail: heike.krebber@biologie.uni-goettingen.de
    Internet: http://www.img.bio.uni-goettingen.de/Krebber-lab_homepage.html


    Originalpublikation:

    Coban, I. et al. dsRNA formation leads to preferential nuclear export and gene expression. Nature 2024.
    https://doi.org/10.1038/s41586-024-07576-w


    Weitere Informationen:

    https://www.uni-goettingen.de/de/3240.html?id=7480


    Bilder

    Prof. Dr. Heike Krebber und ihre wissenschaftlichen Mitarbeiter Dr. Ivo Coban (links) und Jan-Philipp Lamping (rechts) bei der Quantifizierung von Experimenten am Computer
    Prof. Dr. Heike Krebber und ihre wissenschaftlichen Mitarbeiter Dr. Ivo Coban (links) und Jan-Philip ...
    Universität Göttingen / privat
    Universität Göttingen / privat

    Prof. Dr. Heike Krebber ist Leiterin der Abteilung Molekulare Genetik an der Universität Göttingen
    Prof. Dr. Heike Krebber ist Leiterin der Abteilung Molekulare Genetik an der Universität Göttingen
    Universität Göttingen / privat
    Universität Göttingen / privat


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Biologie, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).