idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
19.07.2004 09:47

Verstärkung für das Immunsystem

Dr. Renate Hoer Abteilung Öffentlichkeitsarbeit
Gesellschaft Deutscher Chemiker e.V.

    Kleiner Unterschied, große Wirkung: Vollsynthetischer Wirkstoff um Größenordnungen wirksamer als Naturstoffanalogon

    Was ist besser - Original oder Fälschung? In diesem Fall ging der Vergleich zu Gunsten des "Imitats" aus: New Yorker Chemiker machten einen Meeresschwamm-Wirkstoff im Labor nach, der dafür bekannt ist, das Immunsystem zu stimulieren und so bei mehreren Krankheiten zu helfen. Bei ihrem Imitat ersetzten die Forscher um Richard W. Franck ganz bewusst ein spezielles Atom. Diese kleine, aber feine Änderung des Molekülaufbaus hatte es in sich - so entstand ein wesentlich stärker wirksames Immunstimulanz.
    KRN7000, so der Name des "Originals", ist ein vielversprechender Wirkstoff, der sich von einem Naturstoff aus einem Meeresschwamm ableitet und zunächst durch seine erstaunliche Antitumorwirkung bei Mäusen auffiel. Wie sich herausstellte, bewirkt der Stoff eine Anregung des Immunsystems. Er dockt an einen Rezeptor eines bestimmten Immunzelltyps an und aktiviert diese. Dadurch kann sich der Organismus wesentlich effektiver gegen bestimmte Krebsarten sowie eine Reihe weiterer Krankheiten wehren, etwa Malaria und Hepatitis. Der Wirkstoff, der gut verträglich ist, wird momentan in klinischen Tests geprüft. KRN7000 ist ein Glykolipid, besteht also aus einem Zucker und einem Lipid, d.h. einem fettartigen Molekülteil. Der Zucker ist über eines seiner Sauerstoffatome mit dem Lipid verknüpft. Eine solche Bindung nennt man O-Glykosid. Kann man den Wirkstoff durch Veränderungen weiter verbessern? Was passiert zum Beispiel, wenn man das glykosidische Sauerstoffatom durch ein Kohlenstoffatom ersetzt, also ein so genanntes C-Glykosid herstellt? Diese Frage interessierte die Chemiker des Teams besonders, da sie vor kurzem eine Methode zur Synthese von C-Glykosiden etabliert hatten. Also arbeiteten sie eine Synthesestrategie aus, um die C-glykosidische Variante von KRN7000 im Labor herzustellen.
    Original und Imitat wurden dann von den Medizinern des Teams um Moriya Tsuji hinsichtlich ihrer biochemischen Wirksamkeit verglichen. Und siehe da: Mäuse ließen sich mit beiden Wirkstoffen wirkungsvoll vor Malaria bewahren, wobei das Imitat sich als tausendmal wirksamer erwies. Gegen die Induzierung von Lungentumoren schützte das Imitat Mäuse hundertmal effektiver als KRN7000.
    Warum das vollsynthetische C-Glykosid so viel effektiver wirkt, ist bisher nicht eindeutig geklärt. Vielleicht weil C-Glykoside von körpereigenen Enzymen nicht so rasch geknackt werden wie die natürlichen O-Glykoside und daher länger wirksam bleiben. Franck und seine Kollegen tendieren aber zu einer anderen Erklärung: Die Bindung des C-Glykosids an den Immunzell-Rezeptor scheint etwas anderer Natur zu sein als beim O-Glykosid und könnte so eine andere, wirksamere Signalkaskade innerhalb der Immunzellen auslösen.

    Kontakt: Prof. em. Dr. R. W. Franck
    Department of Chemistry
    Hunter College of CUNY
    New York
    NY 10021
    USA

    Tel.: (+1) 212-772-5340
    Fax: (+1) 212-772-5332

    E-mail: rfranck@hunter.cuny.edu

    Angewandte Chemie Presseinformation Nr. 29/2004
    Angew. Chem. 2004, 116 (29), 3906 - 3910

    l ANGEWANDTE CHEMIE
    Postfach 101161
    D-69451 Weinheim
    l Tel.: 06201/606 321
    l Fax: 06201/606 331
    l E-Mail: angewandte@wiley-vch.de
    l http://www.angewandte.org


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Chemie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Informationstechnik, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).