idw - Informationsdienst
Wissenschaft
Expertenwissen der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) zum Thema Meniskusverletzungen
Mitten in der spannenden Fußball-Europameisterschaft (EM) rückt ein oft unterschätztes Verletzungsmuster in den Fokus: der Meniskusriss. Denn das Kniegelenk ist im Fußball besonders anfällig für Verletzungen. Ein Meniskusriss kann für den Spieler nicht nur das vorzeitige Ende bei der EM bedeuten, sondern auch langfristige Auswirkungen auf seine sportliche Karriere haben. Über Häufigkeit, Prävention, Ursachen und Versorgung von Meniskusverletzungen klären die Experten der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) auf.
„Meniskusverletzungen können sowohl im Profi- als auch im Amateurbereich auftreten und sind keine Seltenheit im Fußballsport. Daher ist es wichtig, nicht nur die Spieler, sondern auch Trainer, Betreuer und Sportmediziner für die Prävention und richtige Behandlung von Meniskusverletzungen zu sensibilisieren. Für die gerade stattfindende Fußball-Europameisterschaft wünschen wir allen Teilnehmern starke Kniegelenke und ein erfolgreiches Turnier, frei von Verletzungen und in bester Form. Ganz besonders drücken wir der deutschen Mannschaft die Daumen“, sagt DGOU-Präsident Prof. Dr. Andreas Seekamp.
Prof. Dr. Thomas Tischer zum Thema Häufigkeit und Versorgung
Leiter der DGOU-Sektion Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin (GOTS)
„Meniskusverletzungen gehören zusammen mit Verletzungen des vorderen Kreuzbandes zu den häufigsten Knieverletzungen im Sport, besonders im Fußball. Grundsätzlich gibt es zwei Behandlungsmethoden bei Meniskusverletzungen: das Entfernen des geschädigten Gewebes oder das Nähen des eingerissenen Meniskusgewebes. Beide Methoden haben ihre Vor- und Nachteile. Das Entfernen des Meniskusgewebes führt zu einer höheren Druckbelastung auf die Gelenkflächen und begünstigt so die Entstehung eines Gelenkverschleißes. Dies kann oft durch eine Meniskusnaht verhindert werden. Der Hauptvorteil der teilweisen Entfernung des Meniskus, vor allem für Sportler, ist die kürzere Genesungszeit – meist sind sie nach wenigen Wochen wieder einsatzbereit. Im Gegensatz dazu dauert die Rehabilitation nach einer Meniskusnaht etwa 4-6 Monate, bis die Spieler wieder fit sind. Zudem besteht das Risiko, dass bei ausbleibender Heilung nach einer Naht eine zweite Operation notwendig wird, um das geschädigte Gewebe doch noch zu entfernen. Daher werden bei Profisportlern oftmals Teilentfernungen am Meniskus durchgeführt. Bei jüngeren Sportlern und insbesondere bei Beteiligung des seitlichen Meniskus ist dies immer kritisch zu hinterfragen, da es langfristig negative Auswirkungen auf das Gelenk haben kann.“
Prof. Dr. Wolf Petersen zum Thema Prävention
Experte der DGOU-Sektion Deutsche Kniegesellschaft (DKG)
„Wenig bekannt ist, dass sich Meniskusverletzungen auch durch präventive Übungsprogramme verhindern lassen. Bei Leistungssportlern treten Meniskusverletzungen häufig nicht allein, sondern zusammen mit anderen schweren Knieverletzungen, wie einem Riss des vorderen Kreuzbands auf. Diese Verletzungen entstehen im Ballsport oft, wenn das Knie nach innen abknickt (X-Bein-Stellung). Solche Gelenkpositionen können durch spezielle neuromuskuläre Übungsprogramme verhindert werden. Dabei handelt es sich um gezielte Kräftigungsübungen für Muskeln, um die X-Bein-Stellung zu verhindern. Ein Beispiel für ein solches Präventionsprogramm ist das „Stop-X“ Programm der Deutschen Kniegesellschaft (www.stop-x.de). Es gibt inzwischen viele wissenschaftliche Beweise für die Wirksamkeit dieser Programme. Leider sind diese Maßnahmen, gerade im Breitensportbereich, bei Trainern und Physiotherapeuten noch wenig bekannt.“
Prof. Dr. Philipp Niemeyer zum Thema Ursachen
Leiter der DGOU-Sektion Gesellschaft für Arthroskopie und Gelenkchirurgie (AGA)
„Die Ursachen für eine Verletzung bei Fußballspielern können vielfaltig sein. Das liegt an der spezifischen Belastung und den Bewegungsmustern beim Fußball. So wird das Knie bei plötzlichen Drehbewegungen, Richtungswechseln und beim Abbremsen stark belastet, das kann den Meniskus beschädigen. Auch Zweikampfsituationen und Zusammenstöße mit anderen Spielern können zur Überstreckung oder zum Verdrehen des Knies führen, oft führt das zu Meniskusverletzungen. Bei einem Sprung oder einem falschen Tritt kann es sein, dass es zu einer unkontrollierten Bewegung des Knies kommt, die den Meniskus verletzt. Aber auch eine zu starke und zu lange Belastung des Knies ohne entsprechende Erholung kann den Meniskus anfälliger für Verletzungen machen. Grundsätzlich kann eine schwache und unzureichend trainierte Muskulatur um das Knie die Stabilität beeinträchtigen und die Gefahr einer Meniskusverletzung erhöhen.“
Lesetipp: Fachartikel in der Mitgliederzeitschrift zu abnutzungsbedingten Meniskusverletzungen
Davon abzugrenzen sind die abnutzungsbedingten Meniskusverletzungen, die ohne größere äußere Einwirkung und typischerweise im höheren Alter auftreten. Sie stehen meist in Zusammenhang mit einem beginnenden Gelenkverschleiß. Einen Fachartikel dazu finden Sie in der Mitgliederzeitschrift „Orthopädie und Unfallchirurgie – Mitteilungen und Nachrichten“ (OUMN). Sie können den Artikel gerne auf Anfrage erhalten.
Referenzen:
1. Stop X - Programm zur Prävention von Sportverletzungen am Kniegelenk: https://deutsche-kniegesellschaft.de/wp-content/uploads/2020/11/DKG_Stop-X_Praev...
2. Fachinformationen zur Verletzungsprävention: https://www.gots.org/praevention/
3. DKG-Komitee Ligamentverletzungen: Dr. Natalie Mengis und Prof. Thomas Pfeiffer
Terminhinweise:
Vom 22. bis 25. Oktober 2024 findet in Berlin der Deutsche Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) statt. Er ist mit circa 8.000 Teilnehmenden die bedeutendste Veranstaltung für „O und U“ in Europa; hier werden die aktuellsten Entwicklungen und Herausforderungen der Fachgebiete diskutiert.
Das vollständige DKOU-Programm ist abrufbar unter: dkou.org/inhalt/
Kontakt für Rückfragen:
Susanne Herda, Swetlana Meier
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) e.V.
Straße des 17. Juni 106-108, 10623 Berlin
Telefon: +49 (0)30 340 60 36 -06 oder -00
Telefax: +49 (0)30 340 60 36 01
E-Mail: presse@dgou.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, jedermann
Medizin
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Forschungs- / Wissenstransfer
Deutsch
Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.
Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).
Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.
Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).
Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).