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Wissenschaft
Der Schader-Preis 2024 wurde in Darmstadt an Prof. Dr. Silja Häusermann, Politikwissenschaftlerin und Professorin an der Universität Zürich, verliehen.
Darmstadt, 27. Juni 2024. „Unsere Gesellschaften haben sich in den letzten Jahrzehnten sozialstrukturell radikal verändert – und mit ihnen die Bedürfnisse der Menschen. Wie und wie gut die Politik diesen Bedürfnissen begegnen, beobachten und bewerten wir oft durch die Brillen des vergangenen Jahrhunderts – an konservierten, teilweise überholten Maßstäben.“ Mit dieser These zur „Mumifizierung der Politik“ begann die Politikwissenschaftlerin Silja Häusermann, Professorin an der Universität Zürich, ihren Vortrag anlässlich der Verleihung des Schader-Preis 2024 am 26. Juni. Am Festakt im Schader-Forum der Schader-Stiftung in Darmstadt, bei dem die gebürtige Luzernerin mit dem renommierten gesellschaftswissenschaftlichen Preis ausgezeichnet wurde, nahmen rund 250 geladene Gäste teil.
Eine stark gewachsene gebildete Mittelschicht, eingeschränkte Chancengleichheit und die große Vielfalt in benachteiligten sozialen Schichten benötigen eine entsprechend erneuerte progressive Politik, die sich für sozialen Ausgleich und soziale Integration einsetze, so Häusermann weiter. Die Herausforderung für links-progressive Parteien bestehe darin, weniger in alten Identitätskategorien wie „der arbeitenden Bevölkerung“ zu denken, sondern in den heute relevanten, um eine Politik im Interesse der benachteiligten sozialen Schichten und der gesamtgesellschaftlichen Inklusion durchzusetzen.
Für sie liegt ein wichtiger Lösungsansatz in der Investition in Bildung, Ausbildung und Beschäftigungschancen. Die Abwendung von etablierter Politik sei „eine Folge subjektiver Ängste vor Statusverlust oder sozialem Abstieg“, so Silja Häusermann. Um dem entgegenzuwirken und letztlich das Vertrauen in die Politik zu stärken, müsse in die Perspektiven der Menschen investiert werden.
Eine Aufgabe, die in der aktuellen politischen Lage immens wichtig sei, stellte auch Timon Gremmels, Hessischer Minister für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur, in seinem Grußwort fest. Die Entwicklung von Exzellenz in der geisteswissenschaftlichen Forschung und die vorhandene Expertise wie jene von Silja Häusermann zu fördern, sei „elementar“.
Als eine Wissenschaftlerin der neuen Generation mit wohltuend neuem Denken lege Silja Häusermann die Grundlagen für die Erneuerung der Sozialen Marktwirtschaft, bestätigte auch Roger de Weck, Publizist und ehemaliger Chefredakteur der Zeit in seiner Laudatio auf die Preisträgerin. Sie sei „die personifizierte Falsifizierung vorgeformter Meinungen“, so de Weck. „Diese Politologin stört – aber niemand kommt an ihr vorbei.“ Und auch Hanno Benz, Oberbürgermeister der Wissenschaftsstadt Darmstadt, konstatierte: „Silja Häusermann mischt sich ein und stößt Debatten an.“
Für Prof. Dr. Otfried Jarren, der als Sprecher des Senats der Schader-Stiftung in dessen Namen den Preis verlieh, waren all dies Gründe für die Entscheidung zugunsten Silja Häusermanns als Preisträgerin. „Ihre Beiträge zu neuen gesellschaftlichen Konfliktlinien und zur sozialen Fragmentierung bereichern nicht nur die Gesellschaftswissenschaften, sondern ebenso den gesellschaftlichen Diskurs“, sagte Jarren.
Silja Häusermann sieht das als Pflichtaufgabe an: Es sei „unsere Verantwortung als Gesellschaftswissenschaftler:innen, die langfristigen Entwicklungen aufzuzeigen, welche den kurzfristigen Bewegungen unterliegen. Den Wald zu kommentieren, nicht die Bäume, und das gefestigte Wissen von der kurzfristigen Spekulation zu trennen.“
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Mit dem Schader-Preis zeichnet die Schader-Stiftung Gesellschaftswissenschaftler*innen aus, die aufgrund ihrer wegweisenden wissenschaftlichen Arbeit und durch ihr vorbildliches Engagement im Dialog mit der Praxis einen Beitrag zur Lösung gesellschaftlicher Probleme geleistet haben.
Der Schader-Preis wird jährlich vom Senat der Schader-Stiftung verliehen und ist mit 15.000 Euro dotiert. Dem Senat der Schader-Stiftung gehören die Preisträger*innen der vergangenen Jahre an: Prof. Dr. Steffen Mau (2023), Prof. Dr. Lisa Herzog (2022), Prof. Dr. Armin Nassehi (2021), Prof. Dr. Dorothea Kübler (2020), Prof. Dr. Christoph Möllers (2019), Prof. Dr. Otfried Jarren (2018), Prof. Dr. Nicole Deitelhoff (2017). Mit der Verleihung des Schader-Preises im Juni 2024 gehört Silja Häusermann dann selbst sieben Jahre dem Senat der Schader-Stiftung an.
Die Schader-Stiftung fördert die Gesellschaftswissenschaften und deren Dialog mit der Praxis. Die gemeinnützige Stiftung mit Sitz in Darmstadt finanziert seit ihrer Gründung im Jahre 1988 ihre Fördertätigkeit aus den Erträgen des von Alois M. Schader gestifteten Privatvermögens.
Dr. Stella Lorenz, Wissenschaftliche Referentin der Schader-Stiftung
https://www.schader-stiftung.de/schader-preis/artikel/schader-preis-2024-fuer-si...
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