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DFG fördert neue Forschungsgruppe zu regenerativer Landnutzung an der Universität Gießen – JLU mit zwei Projekten an DFG-Forschungsgruppe zu Antiziganismus beteiligt
Agroforstsysteme sind eine traditionelle Form der Landnutzung, bei der Bäume oder Sträucher in Ackerkulturen und/oder Tierhaltung integriert werden. Mit dieser Form der Landwirtschaft beschäftigt sich eine neue Forschungsgruppe an der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU), die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert wird. Die DFG-Forschungsgruppe „Agroforstwirtschaft für eine nachhaltige multifunktionale Landwirtschaft (FORMULA)“ hat sich zum Ziel gesetzt, die bislang wenig untersuchten Synergien von Agroforstsystemen, ihre ökologischen Zusammenhänge und ihren Nutzen für den Menschen zu beleuchten. Zudem ist die JLU mit zwei Teilprojekten an der DFG-Forschungsgruppe „Antiziganismus und Ambivalenz in Europa (1850-1950)“ unter Federführung der Universität Flensburg beteiligt, der einzigen geisteswissenschaftlichen Forschungsgruppe, die die DFG nun bewilligt hat. Insgesamt hat die DFG neun neue Forschungsgruppen und eine Kolleg-Forschungsgruppe eingerichtet, die zunächst für vier Jahre gefördert werden.
JLU-Präsidentin Prof. Dr. Katharina Lorenz gratulierte den Beteiligten herzlich zu diesem Erfolg: „Diese Bewilligungen unterstreichen wieder einmal die große Themenbreite herausragender Forschung an der JLU. Ich wünsche allen Forschenden ein gutes Gelingen ihrer wichtigen Vorhaben und bin gespannt auf die Ergebnisse.“
Agroforstwirtschaft für eine nachhaltige multifunktionale Landwirtschaft (FORMULA)
Angesichts aktueller Herausforderungen für die Landwirtschaft wie Klimawandel und Biodiversitätsverlusten rückt die Landnutzung durch Agroforstsysteme wieder stärker in den Fokus. Agroforstsysteme haben zahlreiche ökologische Funktionen (Nature‘s Contributions to People, NCP). So können sie in gemäßigten Klimazonen vor langanhaltenden Dürren, vor Stickstoff- und Phosphorverlusten sowie vor Bodenerosion schützen und gleichzeitig das Potenzial zur Kohlenstoffbindung erhöhen. Bäume und Sträucher in landwirtschaftlichen Flächen schaffen vielfältige Lebensräume im Vergleich zu großflächigen Monokulturen, was die Biodiversität erhöht.
Die interdisziplinäre Forschungsgruppe FORMULA (Sprecher: Prof. Dr. Lutz Breuer, Institut für Landschaftsökologie und Ressourcenmanagement der JLU) untersucht die ökologischen Funktionen von Agroforstsystemen in unterschiedlichen Regionen. Das Ziel ist es, optimale Bewirtschaftungsoptionen zu identifizieren, die sich aus der Integration von Bäumen in Ackerland ergeben. Dazu analysieren die Forschenden Versuchsflächen in Hessen und Brandenburg. Die beiden Standorte bieten sich aufgrund unterschiedlicher klimatischer Verhältnisse, Bodentypen und Landschaftsstrukturen an. An der Forschungsgruppe sind neben mehreren Arbeitsgruppen der JLU auch Forschende des Leibniz-Zentrums für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e. V. in Müncheberg beteiligt.
Kenntnisse über die verschiedenen Synergien zwischen den NCPs ermöglichen eine Quantifizierung von Kompromissen, die potenzielle Ertragseinbußen in der Nähe von Baumreihen ausgleichen könnten – ein gängiges Argument gegen die Einführung von Agroforstwirtschaft in hochproduktiven landwirtschaftlichen Systemen. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nutzen modernste Technologien wie Drohnen, drahtlose Sensornetzwerke und mobile Bodensensoren, um NCP-Indikatoren innerhalb von Agroforstsystemen zu kartieren. Dies kombinieren sie mit innovativen Feldversuchen, um so ein besseres Verständnis der hochkomplexen Prozesse in Agroforstsystemen zu erlangen. „Die Erkenntnisse aus dem Projekt FORMULA werden die Entwicklung nachhaltiger Landnutzungsstrategien unterstützen“, so Sprecher Prof. Breuer. „Damit leisten wir einen wichtigen Beitrag zur Verwirklichung der nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen.“
Antiziganismus und Ambivalenz in Europa (1850-1950)
Die Forschungsgruppe „Antiziganismus und Ambivalenz in Europa (1850–1950)“ unter Federführung der Universität Flensburg untersucht die historische Entwicklung von Selbst- und Fremdbildern von Sinti und Roma in der europäischen Gesellschaft. Die JLU ist daran mit zwei Teilprojekten beteiligt. Prof. Dr. Kirsten von Hagen, Institut für Romanistik der JLU, beschäftigt sich im Teilprojekt „Spektakel, Schaulust, Subalternität – Diskursive Verhandlungen von Identität und Alterität im Kontext populärer Wissensmedien (1850–1950)“ anhand von Beispielen aus Spanien und Frankreich mit der Frage, inwieweit Sinti und Roma im Untersuchungszeitraum Subjekte spektakulärer Inszenierungen sind oder in diesen lediglich als musikalisch und tänzerisch begabte, exotische Figuren ausgestellt werden. Sie nutzt dazu literatur-, kultur- und medienwissenschaftliche Verfahren.
Prof. Dr. Thomas Bohn, Historisches Institut der JLU, leitet das Teilprojekt „Zwischen Reflexion und Projektion: ‚Zigeunerkunde‘ im Donau-Karpatenraum (1880–1930)“. Er erkundet im Kontext des imperialen Selbstverständnisses der Habsburgermonarchie die emanzipatorischen und diffamatorischen Potenziale der Ethnologie. Dabei werden die Darstellungen von Roma und Romnja mit den historischen Schauplätzen und den realen Lebenswelten im Südosten Europas verglichen.
Prof. Dr. Lutz Breuer
Professur für Landschafts-, Wasser und Stoffhaushalt
Telefon: 0641 99-37380
E-Mail: lutz.breuer@umwelt.uni-giessen.de
Prof. Dr. Kirsten von Hagen
Professur für französische und spanische Literatur- und Kulturwissenschaft
Telefon: 0641 99-31120
E-Mail: Kirsten.v.Hagen@romanistik.uni-giessen.de
Prof. Dr. Thomas Bohn
Professur für Osteuropäische Geschichte
E-Mail: Thomas.Bohn@geschichte.uni-giessen.de
Agroforstsystem auf dem Gladbacherhof, einem Lehr- und Versuchsbetrieb für Ökologischen Landbau der ...
Michael Hauschild
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
fachunabhängig
überregional
Forschungsprojekte
Deutsch
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