idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
16.07.2024 09:38

Immunsystem im Rampenlicht

Dr. Karin J. Schmitz Abteilung Öffentlichkeitsarbeit
Gesellschaft Deutscher Chemiker e.V.

    Kontrollierte Antigen-Freisetzung durch Licht für eine Analyse der Antigen-Verarbeitung
    Unser Immunsystem ist immer auf der Hut, Krankheitserreger und Krebszellen aufzuspüren und zu eliminieren. Zelluläre Kontrollmechanismen sorgen dafür, dass kranke Zellen Antigene auf ihrer Oberfläche wie Hinweisschilder für das Immunsystem präsentieren. Um die notwendigen komplexen Antigen-Verarbeitungs- und –Transportvorgänge in Echtzeit analysieren zu können, hat ein Team aus Frankfurt am Main einen „Käfig“ entwickelt, der mit Licht geöffnet wird und eingesperrte Antigene räumlich und zeitlich kontrolliert freisetzt, wie es in der Zeitschrift Angewandte Chemie berichtet.

    Proteine, egal ob körpereigen oder körperfremd, werden in unseren Zellen ständig in kleine Fragmente zerlegt und von Antigenpeptid-Transportern (TAP) ins Endoplasmatische Retikulum (ER), ein verzweigtes membranumhülltes Kanalsystem, transportiert. Dort steuert der supramolekulare Peptid-Ladekomplex PLC die Beladung von MHC I (Haupthistokompatibilitätskomplex Klasse I) mit antigenen Peptiden. Bestimmte Peptide werden bevorzugt auf MHC I geladen, für die Immunüberwachung weiterverarbeitet (Antigenprozessierung) und an der Zelloberfläche präsentiert. Zytotoxische T-Lymphozyten und natürliche Killerzellen überprüfen die „Fracht“ der MHC I und werden aktiv, wenn sie fremde oder krankhaft veränderte Peptide entdecken. Peptide, die von gewöhnlichen köpereigenen Proteinen stammen, bleiben immunologisch unauffällig (abgesehen von fehlgeleiteten Autoimmunreaktionen).

    Trotz vieler neuer Erkenntnisse sind die mechanistischen Prinzipien der Antigentranslokation, der dynamischen PLC-Assemblierung und des Zusammenspiels zwischen verschiedenen PLC-Untereinheiten bei der „Qualitätskontrolle“ von Peptid-MHC-Komplexen noch weitgehend unbekannt. Um den Antigenverarbeitungsweg weiter zu analysieren, haben Ralph Wieneke, Robert Tampé und ihr Team an der Universität Frankfurt am Main jetzt ein photostimuliertes Antigenfreisetzungssystem entwickelt, mit dem der Antigenfluss genau erfasst werden kann. Mithilfe von Licht werde Antigene auf Befehl aus einem „eingesperrten“ inaktiven Zustand freigesetzt („Antigen-Burst“). Vorteil der Stimulation mit Licht: Sie lässt sich präzise dosieren, zeitlich und räumlich eingrenzen und sie ist nicht-invasiv, sodass Versuche in lebenden Zellen gut durchführbar sind.

    Als Modell-Antigen wählte das Team ein von einem HIV-Antigen abgeleitetes Peptid. Über ein Verbindungsstück wurde das Epitop (Abschnitt eines Antigens) an Biotin und dieses an das voluminöse Protein Streptavidin gebunden. In diesem Zustand ist das Epitop so abgeschirmt, dass es nicht mehr vom Antigenpeptid-Transporter TAP erkannt wird. Das Verbindungsstück enthält eine durch Licht spaltbare Gruppe. Unter UV-Bestrahlung wird das Peptidepitop sofort aus seinem „Käfig“ freigesetzt, kann von TAP erkannt über die ER-Membran transportiert und über den PLC auf MHC I geladen werden.

    Der Ansatz ist vielfältig einsetzbar, wie anhand verschiedener Szenarien gezeigt wurde, z.B. anhand des Antigen-Transports durch den TAP des nativen humanen PLC in der Membran des ER einer menschlichen Lymphom-Zelllinie. „Unser Ziel ist, mit dem lichtsteuerbaren System den Antigen-Prozessierungsweg über verschiedene zelluläre Kompartimente hinweg zu verfolgen und die Kinetik verschiedener immunologischer Prozesse in vivo aufzuklären,“ so Wieneke und Tampé.

    Angewandte Chemie: Presseinfo 10/2024

    Autor/-in: Ralph Wieneke, Goethe-Universität Frankfurt am Main (Germany), https://biochem.uni-frankfurt.de/the-institute-of-biochemistry/chemical-biology/...

    Angewandte Chemie, Postfach 101161, 69451 Weinheim, Germany.
    Die "Angewandte Chemie" ist eine Publikation der GDCh.


    Originalpublikation:

    https://doi.org/10.1002/ange.202405035


    Weitere Informationen:

    http://presse.angewandte.de


    Bilder

    Immunsystem im Rampenlicht
    Immunsystem im Rampenlicht

    (c) Wiley-VCH


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Studierende, Wissenschaftler
    Biologie, Chemie, Medizin, Werkstoffwissenschaften
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).