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16.07.2024 12:00

Einfluss der Behandlungserwartung an den Erfolg: Was Behandler:innen aus dem Homöopathieerfolg lernen können

Astrid Bergmeister Ressort Presse - Stabsstelle des Rektorats
Universität Duisburg-Essen

    In einer zukunftweisenden Publikation in der neuesten Ausgabe von „Frontiers in Psychology“ geht ein Forschungsteam von den Universitäten Marburg, Gießen und Essen im Sonderforschungsbereich 289 Treamtent Expectations der Frage nach, wie die Behandlungserwartung den Behandlungserfolg beeinflusst und wie die Homöopathie diese Effekte einsetzt. Der Sonderforschungsbereich hat Ende Mai 2024 die Weiterförderung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft in Höhe von 15 Mio. Euro für eine zweite Förderphase eingeworben.

    Erwartungen von Patientinnen und Patienten haben einen erheblichen Einfluss auf den Verlauf von Erkrankungen und die Wirksamkeit von Behandlungen. Diese Placebo- wie Nocebeoeffekte sind vielfach international in großen Studien belegt. Die Forschungsarbeiten des interdisziplinären Sonderforschungsbereichs (SFB) 289 „Treatment Expectation“ zielen darauf ab, den Einfluss der Erwartung auf die Wirksamkeit medizinischer Behandlungen besser zu verstehen und diese Erkenntnisse zur Optimierung von Therapien zu nutzen.

    Homöopathie wird häufig so dargestellt, als hätte es gar keine Wirkung, weil ein Effekt über den Placeboeffekt hinaus nicht nachgewiesen werden konnte. Globuli enthalten keine pharmakologisch aktiven Inhaltsstoffe, die eine Wirkung rational erklären könnten, dennoch berichten sowohl Patient:innen wie Homöopath:innen von positiven Effekten bei unterschiedlichen Störungen. Wie lässt sich das erklären?

    Placebo-Forschende wissen seit Jahrzehnten, dass der Placeboeffekt an sich schon sehr mächtig sein kann. Nachgewiesen ist dies bei Schmerzen, Depression, Schuppenflechte, Asthma, Darmerkrankungen und vielen weiteren Erkrankungen sowie physiologischen Parametern wie Blutdruck, Blutzuckerspiegel, Lungen- und Immunfunktionen. Zudem können die Effekte unterschiedlich stark ausfallen kann, je nachdem, wie ein Arzt oder eine Ärztin die Behandlung dem zu Therapierenden erklärt, sie einbettet oder verabreicht. Am bedeutsamsten haben sich in Studien die Erwartungen der Patient:innen an die Behandlung herauskristallisiert.

    Der Psychologische Psychotherapeut Dr. Marcel Wilhelm, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Arbeitsgruppe Klinische Psychologie und Psychotherapie an der Universität Marburg, beschreibt die Hintergründe für die Publikation: „Mit dem Artikel wollen wir aufzeigen, welche Mechanismen unserer Ansicht nach in der Homöopathie genutzt werden, sodass trotz fehlender Wirkstoffe Behandlungseffekte eintreten.“

    „Wir brauchen keine Globuli, um die guten Seiten von homöopathischen Behandlungen zu nutzen“, bestätigt Prof. Dr. Ulrike Bingel, die Sprecherin des SFB 289 „Treatment Expectation“. Der Beitrag ist gleichzeitig ein Appell an die evidenzbasierte Medizin, diese psycho-neuro-biologischen Mechanismen systematisch in Behandlungskonzepte zu integrieren, um den Erfolg von Goldstandardtherapien zu verbessern. „Was in der Homöopathie besonders gut gemacht wird, ist Behandlungserwartungen zu optimieren, unter anderem durch eine empathische Kommunikation, deutlich mehr Zeit im Gespräch als bei konventionellen medizinischen Behandlungen, bestimmte Regeln für die Einnahme von Globuli und vieles mehr“, so Wilhelm. Das Autorenteam empfiehlt Kommunikation und Kontextfaktoren bei jeglicher Therapieoption stärker zu nutzen, um Therapierfolge zu fördern.

    „Wir brauchen eine wissenschaftlich fundierte Medizin, die diese Mechanismen nutzt, die wir aus der Placebo-Forschung kennen und die bei der Homöopathie eingesetzt werden“, fordert Prof. Dr. Winfried Rief, Professor für Klinische Psychologie und Psychotherapie an der Universität Marburg und stellvertretender Sprecher des SFB 289.

    Redaktion:
    Dr. Milena Hänisch, Dekanat der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen,
    Wissenschaftsredakteurin, Tel. 0201-723-1615, milena.haenisch@uk-essen.de


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Dr. Marcel Wilhelm, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Arbeitsgruppe Klinische Psychologie und Psychotherapie der Philipps-Universität Marburg marcel.wilhelm@uni-marburg.de


    Originalpublikation:

    https://www.frontiersin.org/journals/psychology/articles/10.3389/fpsyg.2024.1398...


    Weitere Informationen:

    https://treatment-expectation.de/


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Medizin
    überregional
    Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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