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24.07.2024 08:50

Universität Tübingen beruft drei Professorinnen zur Erforschung des Rechtsextremismus

Antje Karbe Hochschulkommunikation
Eberhard Karls Universität Tübingen

    Erstes inter- und transdisziplinäres Universitäts-Institut zur Rechtsextremismusforschung in der Bundesrepublik startet zum Wintersemester.

    Die Universität Tübingen hat drei Professuren am neuen Institut für Rechtsextremismusforschung (IRex) besetzt. Professorin Léonie de Jonge erforscht „Politische Akteur*innen, Organisationen und Ideologien“ und vertritt damit die bundesweit erste politikwissenschaftliche Professur im Feld. Professorin Annett Heft wird sich mit Rechtsextremismus aus medienwissenschaftlicher Perspektive befassen, Professorin Heike Radvan aus erziehungswissenschaftlicher Sicht. Alle drei Professorin-nen werden im Laufe des Wintersemesters 2024/25 ihre Arbeit an der Universität Tübingen aufnehmen.

    „Dass wir hier drei international renommierte Forscherinnen gewinnen konnten, die aus ganz unterschiedlichen Perspektiven und Erfahrungszusammenhängen das Thema beleuchten, ist ein großer Gewinn für Forschung und Lehre im Bereich der Rechtsextremismusforschung“, sagte Wissenschaftsministerin Petra Olschowski. „Ich bin überzeugt, dass die Forschungsarbeit der drei Professorinnen einen sehr wichtigen Beitrag dazu leisten wird, die Wurzeln und Mechanismen des Rechtsextremismus sowie seine Auswirkungen auf unsere Gesellschaft besser zu verstehen und auch zu vermitteln. Das ist die Grundlage, um ihm gezielt entgegenwirken zu können. Mit dieser auf Dauer angelegten Institution des IRex leistet das Land Pionierarbeit für die Rechtsextremismusforschung – und damit einen signifikanten Beitrag zur Stärkung der Demokratie.“

    „Die drei Professuren erforschen den Rechtsextremismus aus je fachspezifischer und transdisziplinärer Perspektive“, so Professorin Dr. Dr. h.c. (Dōshiha) Karla Pollmann, Rektorin der Universität Tübingen. „Die Forschung erfolgt in enger Kooperation mit Zivilgesellschaft und Praxis und ist so der gesellschaftlichen und politischen Relevanz des Themas angemessen. Mit dem IRex hat die Univer-sität Tübingen dank der Unterstützung des Landes Baden-Württemberg in Deutschland einmalige Bedingungen für die Rechtsextremismusforschung geschaffen.“

    Léonie de Jonge ist derzeit Professorin für Europäische Politik und Gesellschaft an der Universität Groningen, Niederlande und dort am Dokumentationszentrum für niederländische politische Parteien tätig. Sie erforscht rechtspopulistische und rechtsextreme Parteien und Akteure aus einer interna-tional vergleichenden Perspektive. Durch ihre internationale Vernetzung in der Fachwelt trägt sie entscheidend zur Sichtbarkeit des Instituts und des Forschungsschwerpunkts in der Politikwissenschaft bei.

    Annett Heft ist seit 2022 Leiterin der Forschungsgruppe „Dynamiken der Digitalen Mobilisierung“ am Weizenbaum Institut für die vernetzte Gesellschaft in Berlin, außerdem erforscht sie Muster und Dy-namiken von Verschwörungstheorien und rechtsextremen Ideologien am Institut für Publizistik und Kommunikationswissenschaft der Freien Universität Berlin. Heft befasst sich in ihrer Forschung mit der vergleichenden Analyse politischer analoger und digitaler Kommunikation und Mobilisierung in Europa. Sie verbindet innovative Ansätze der Kommunikationsforschung mit einer interdisziplinären Perspektive.

    Heike Radvan hat seit März 2017 die Professur für „Theorien und Methoden Sozialer Arbeit mit den Schwerpunkten Gemeinwesenarbeit und Rechtsextremismusforschung“ an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg (BTU) inne. Am IRex wird sie die erziehungswissen-schaftliche Rechtsextremismusforschung profilieren. Dies wird verknüpft mit Konzeptentwicklung für die politische und kulturelle Bildung. Ihre wissenschaftliche Expertise verbindet sie über ihre Analysen zu ostdeutschen Spezifika hinaus auf einzigartige Weise mit langjährigen Erfahrungen aus der zivilgesellschaftlichen Beratungs- und Präventionspraxis, auch aus einer geschlechterreflektierenden Perspektive.

    Mit der Einrichtung des IRex im Jahr 2023 an der Universität Tübingen setzte das Land eine der empfohlenen Maßnahmen des zweiten NSU-Untersuchungsausschusses des baden-württembergischen Landtags um. Die Forschungsergebnisse sollen dazu beitragen, Demokratie in Staat und Zivilgesellschaft zu stärken. Das IRex wird vertreten durch die beiden Geschäftsführer PD Dr. Rolf Frankenberger und Reiner Baur. Durch die Berufungen der drei Professorinnen kann ab dem Wintersemester 2024/25 die interdisziplinär ausgerichtete Forschung am IRex starten. „Mit der Einrichtung des IRex sind einmalige Strukturen geschaffen, die es ermöglichen, den Rechtsextremismus und seine gesellschaftlichen Einbindungen dauerhaft und systematisch zu erforschen“, so Frankenberger. „Dafür konnten wir drei herausragende Wissenschaftlerinnen gewinnen, die unseren gesellschaftlichen Auftrag mit wissenschaftlichem Leben füllen.“

    Das IRex kooperiert eng mit der Dokumentationsstelle Rechtsextremismus am Generallandesarchiv Karlsruhe sowie mit nationalen wie internationalen Universitäten und Forschungseinrichtungen. Die Ergebnisse dieser vielfältigen Kooperationen fließen ebenso in die im Aufbau befindliche „Forschungsplattform Extreme Rechte“ ein wie in die Zusammenarbeit mit zivilgesellschaftlichen und staatlichen Akteuren. „Denn über die Einbindung gesellschaftlicher Akteure kann die Forschung wichtige Impulse aufnehmen und ihre Erkenntnisse wirkungsvoller zurückspiegeln. Der Transferforschung kommt dabei eine zentrale Bedeutung zu“, sagte Reiner Baur.

    Die dichte Stellenbesetzung im Themenfeld Rechtsextremismus an der Universität Tübingen ist bundesweit einmalig und wird im kommenden Jahr weiter ausgebaut: Die Universität Tübingen richtet eine Professur zur sozialwissenschaftlichen Antisemitismusforschung ein. Das Berufungsverfahren läuft derzeit.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    PD Dr. Rolf Frankenberger
    Universität Tübingen
    Wiss. Geschäftsführer IRex
    rolf.frankenberger@uni-tuebingen.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Gesellschaft
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Organisatorisches
    Deutsch


     

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