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29.07.2024 15:11

Welt-Hepatitis-Tag: ein Aufruf zu verstärktem internationalen Engagement im Kampf gegen Hepatitis

Dr. Nicola Wittekindt Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Zentrum für Infektionsforschung

    Der diesjährige Welt-Hepatitis-Tag, der jährlich am 28. Juli von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ausgerufen wird, steht unter dem Motto „Es ist Zeit zu handeln“. Hunderte von Millionen Menschen weltweit sind von chronischer Virushepatitis betroffen, die zu schweren Lebererkrankungen und Krebs führen kann. Die fünf Haupttypen von Hepatitisviren, mit denen Menschen infiziert werden – A, B, C, D und E – sind zusammen für 1,3 Millionen Todesfälle und 2,2 Millionen Neuinfektionen pro Jahr verantwortlich. Von diesen verursacht das Hepatitis-B-Virus die meisten chronischen Infektionen und Todesfälle.

    Das DZIF ist mit einem eigenen Forschungsbereich an der Entwicklung von Maßnahmen zur Verbesserung der Prävention, Diagnose und Behandlung von viraler Hepatitis beteiligt. Ziel der Forschungsbemühungen ist es, Leben zu retten, die Gesundheit der Betroffenen zu verbessern und das Ziel der WHO zu erreichen, die Zahl der Infektionen und die Krankheitslast bis 2030 deutlich zu reduzieren. Im Folgenden stellen wir Ihnen einige Projekte aus dem DZIF-Forschungsbereich Hepatitis vor und verlinken auf Videos, die im Rahmen einer Hepatitis-Aufklärungskampagne von DZIF-Experten zum Thema bereitgestellt werden.

    Entwicklung des Wirkstoffs Bulevirtide gegen Hepatitis D

    Weltweit leiden über 12 Millionen Menschen an einer chronischen Infektion mit dem Hepatitis-D-Virus. Diese schwerste virale Lebererkrankung ist mit einem hohen Risiko verbunden, an Leberzirrhose und Leberkrebs zu sterben. Sie wird durch das Hepatitis-D-Virus verursacht, das die Oberflächenproteine des Hepatitis-B-Virus als Vehikel nutzt, um über ein Protein in der Membran von Leberzellen – das Gallensalztransporterprotein NTCP – gezielt in die Zellen einzudringen. Ein Peptid, das NTCP bindet, kann das Virus daran hindern, in die Zellen einzudringen. Unter dem Namen Bulevirtide (Markenname Hepcludex, früher Myrcludex B) ist das Peptid seit 2023 als Medikament für chronische HDV-Infektionen zugelassen. Die Entwicklung von Bulevirtide ist das Ergebnis einer erfolgreichen langjährigen Zusammenarbeit zwischen der akademischen Forschung unter der Leitung des DZIF-Wissenschaftlers Prof. Stephan Urban und dem Pharmaunternehmen MYR GmbH, die schließlich zur Übernahme und weltweiten Vermarktung von Hepcludex durch das Pharmaunternehmen Gilead Sciences geführt hat. Bulevirtide hat sich in mehreren klinischen Studien als sicher und wirksam bei der Behandlung von chronischer Hepatitis D erwiesen.

    Pressemitteilungen zu dem Forschungsprojekt finden Sie hier:
    Hervorragende Hepatitis-Forschung: DZIF-Professor erhält Ehrendoktorwürde (https://www.dzif.de/de/hervorragende-hepatitis-forschung-dzif-professor-erhaelt-...)
    Wirkmechanismus des Hepatitis B- und D-Virus-Zelleintrittsinhibitors Bulevirtide entschlüsselt (https://www.dzif.de/de/wirkmechanismus-des-hepatitis-b-und-d-virus-zelleintritts...)

    In einer aktuellen Studie, die von DZIF-Wissenschaftlern und -Wissenschaftlerinnen in Zusammenarbeit mit Gilead Sciences durchgeführt und im Juni 2024 im Journal of Hepatology veröffentlicht wurde, wurden Leberbiopsien von Studienteilnehmern vor der Behandlung und nach einem Jahr Therapie mit Bulevirtide untersucht. Diese intrahepatischen Analysen zeigten, dass Bulevirtide die Anzahl der HDV-infizierten Zellen und die Anzeichen einer Leberentzündung deutlich reduziert.

    Therapeutische Impfstoffe zur Behandlung chronischer Hepatitis B – TherVacB

    Eine chronische Infektion mit dem Hepatitis-B-Virus kann zu Lebererkrankungen und Krebs führen und stellt für rund 300 Millionen Menschen weltweit eine ernsthafte Bedrohung dar. Therapeutische Impfstoffe, die das Immunsystem zur Heilung der Krankheit anregen sollen, sind ein vielversprechender Ansatz für die Behandlung der chronischen Hepatitis B. TherVacB, ein neuartiger therapeutischer Impfstoff, der unter der Leitung der DZIF-Wissenschaftlerin Prof. Ulrike Protzer an der Technischen Universität München und am Helmholtz München entwickelt wurde, befindet sich derzeit in der ersten klinischen Studie der Phase Ia, in der die Sicherheit und Immunogenität des neuartigen Impfstoffkandidaten an gesunden Freiwilligen getestet wird. Der therapeutische Impfstoff ist bereit für klinische Studien der Phase Ib/IIa, in denen die Sicherheit und Wirksamkeit von TherVacB an Patienten mit chronischer Hepatitis B getestet werden soll.

    Eine Pressemitteilung zu dem Forschungsprojekt finden Sie hier: Therapeutischer Impfstoff gegen chronische Hepatitis B geht in die klinische Phase (https://www.dzif.de/de/therapeutischer-impfstoff-gegen-chronische-hepatitis-b-ge...)

    Antikörperbasierte Therapien zur Behandlung chronischer Hepatitis B and D – VIR-3434

    Ein Team von DZIF-Forschenden aus Heidelberg und Hamburg-Eppendorf unterstützte die präklinische Entwicklung von VIR-3434, einem von Vir Biotechnology Inc. entdeckten monoklonalen Antikörper, der gezielt gegen das Hepatitis-B-Oberflächenantigen in der Virushülle gerichtet ist. In einer gemeinsam durchgeführten präklinischen Studie in einem Mausmodell für die Koinfektion mit Hepatitis-B- und -D-Viren konnte gezeigt werden, dass der gentechnisch hergestellte monoklonale Antikörper die Antigenkonzentration und damit die Menge der zirkulierenden Viren und subviralen Partikeln deutlich reduziert und die Ausbreitung des Virus in der Leber wirksam verhindert. Das Mausmodell wurde unter der Leitung von Prof. Maura Dandri am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf entwickelt. Auf der Grundlage dieser Ergebnisse werden derzeit klinische Studien mit dem monoklonalen Antikörper VIR-3434 durchgeführt.

    Eine Pressemitteilung zu dem Forschungsprojekt finden Sie hier: Ein vielversprechender therapeutischer monoklonaler Antikörper zur Behandlung chronischer Hepatitis-B- und -D-Infektionen (https://www.dzif.de/de/ein-vielversprechender-therapeutischer-monoklonaler-antik...)

    Videokampagne zu Risiken der Infektion mit Hepatitis-B- und -D-Viren

    Das DZIF setzt sich in Zusammenarbeit mit dem TherVacB-Projekt, den Initiativen D-Solve und ICE-HBV sowie der Deutschen Leberstiftung dafür ein, die Öffentlichkeit und Hepatitis-B-Patienten und -Patientinnen über die Risiken einer Hepatitis-B/D-Koinfektion aufzuklären. In einer Videokampagne erläutern unsere Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen in leicht verständlicher Sprache die Viruserkrankung sowie Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten. Anlässlich des Welt-Hepatitis-Tages werden die ersten Videos der Kampagne in den nächsten Tagen auf dem TherVacB-YouTube-Kanal unter dm folgenden Link veröffentlicht: https://www.youtube.com/channel/UCsc6rMwqejsiOzsc2IqyPxw.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Stephan Urban
    Universität Heidelberg
    dzifheidelberg.HYG@med.uni-heidelberg.de

    Prof. Dr. Ulrike Protzer
    Technische Universität München
    Helmholtz Zentrum München
    protzer@tum.de

    Prof. Dr. Maura Dandri
    Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
    m.dandri@uke.de


    Originalpublikation:

    Journal of Hepatology (2024), Blocking viral entry with bulevirtide reduces the number of HDV-infected hepatocytes in human liver biopsies, DOI: 10.1016/j.jhep.2024.01.035, https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0168827824001144?via%3Dihub


    Weitere Informationen:

    https://www.dzif.de/de/welt-hepatitis-tag-ein-aufruf-zu-verstaerktem-internation... Pressemitteilung des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF)


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler, jedermann
    Biologie, Medizin
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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