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14.08.2024 13:10

Deutsche nennen Spaltung der Gesellschaft als bedrohlichste Krise

Rimma Gerenstein Hochschul- und Wissenschaftskommunikation
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau

    Politikpanel-Umfrage der Universität Freiburg gibt unter anderem Aufschluss über Krisenwahrnehmung, Zukunftsangst, Präferenzen im US-Wahlkampf und Einstellungen zu gesundheitspolitischen Themen

    In der Onlineumfrage Politikpanel Deutschland der Universität Freiburg schätzen rund 74 Prozent der Befragten die Spaltung der Gesellschaft als ziemlich oder sehr bedrohliche Krise ein. Damit löst sie – verglichen mit der Vorjahresumfrage – den Ukrainekrieg als gefühlt drängendste Gefahr (2024: 65,6 Prozent / 2023: 57,2 Prozent) ab. Nach der Klimakrise (2024:52,1 Prozent / 2023: 52,3) rangiert Migration/Zuwanderung (2024: 50 Prozent / 2023: 55,7 Prozent) auf Platz vier, gefolgt von Inflation/steigenden Preisen (2024: 43,1 Prozent/ 2023: 55,3 Prozent). Die hohe Staatsverschuldung (2024: 33,8 Prozent/ 2023: 42,5 Prozent) bildet das Schlusslicht in der Krisenwahrnehmung. Entstanden ist das Politikpanel Deutschland unter Leitung von Prof. Dr. Uwe Wagschal und Dr. Sebastian Jäckle sowie unter Mitarbeit von Dr. James Kenneth Timmis, die alle am Seminar für Wissenschaftliche Politik der Universität Freiburg tätig sind. Im Befragungszeitraum, 15. bis 28. Juli 2024, haben7.202 Personen an der Umfrage teilgenommen.

    Krisenwahrnehmung: Deutliche Unterschiede zwischen Wählergruppen

    Die aktuellen Ergebnisse untermauern den in den Vorjahren sichtbar gewordenen Zusammenhang zwischen Krisenwahrnehmung (1 = gar nicht bedrohlich; 5 = sehr bedrohlich) und Parteipräferenz. Exemplarisch hierfür stehen die Themen Klimakrise und Migration/Zuwanderung: Während Befragte mit Wahlabsicht Bündnis 90/Die Grünen und Die Linke die Klimakrise weiterhin als zentral ansehen, bewerten Anhänger*innen der Alternative für Deutschland (AfD) die damit verbundenen Risiken im Mittel als gar nicht oder ein wenig bedrohlich. Entgegengesetz verhält es sich bei Migration/Zuwanderung, erklärt Wagschal: „Hier verharrt die Gruppe der potenziellen AfD-Wähler*innen mit 4,8 Punkten als einzige auf fast maximalem Niveau. Unter den Anhänger*innen der anderen Parteien war die Bedrohungswahrnehmung in Bezug auf dieses Thema rückläufig.“ Auf die Frage, wie sie ihre persönliche Zukunft und die Deutschlands einschätzen (1 = sehr pessimistisch; 5 = sehr optimistisch), äußerten sich die Anhänger*innen der SPD und der Grünen am positivsten. Weniger optimistisch gestimmt waren die Sympathisant*innen von CDU/CSU, FDP und Linke sowie von den Sonstigen Parteien. Mit deutlichem Abstand folgt das Bündnis Sarah Wagenknecht (BSW). Die negativsten Werte vergaben die Anhänger*innen der AfD. Im Mittel bewerteten sie die Zukunft Deutschlands mit rund 1,5 Punkten und ihre persönliche Zukunft mit knapp über drei Punkten.

    US-Wahlkampf: AfD-Anhänger*innen favorisieren Donald Trump deutlich

    Auch bei den Präferenzen hinsichtlich der US-Präsidentschaftswahl zeigen sich Unterschiede mit Blick auf die Parteianhängerschaft: Potenzielle Wähler*innen von SPD, Grünen und Linke sprachen sich nahezu zu 100 Prozent für die Spitzenkandidaten der Demokraten aus. Auch unter der Anhängerschaft von CDU/CSU und FDP erhielten Joe Biden beziehungsweise Kamala Harris Zustimmungswerte von weit mehr als 80 Prozent. Auch die Mehrheit des BSW votierte für Biden/Harris. Mit Zustimmungswerten von 80 Prozent und mehr wurde Donald Trump einzig von AfD-Anhänger*innen favorisiert. Im Vergleich zu Joe Biden wird Kamala Harris von allen Wählergruppen positiver gesehen.

    Fokusthema Gesundheit: Zuspruch zum aktuelles Krankenhaussystem und digitalen Angeboten

    Nach gesundheitspolitischen Themen gefragt, sprachen sich etwa 60 Prozent der Teilnehmer*innen dafür aus, bestehende Krankenhäuser grundsätzlich nicht zu schließen. Knapp 58 Prozent möchten, dass auch kleinere Krankenhäuser auf dem Land grundsätzlich alle medizinischen Leistungen erbringen dürfen. Bezüglich der verstärkten Nutzung digitaler Angebote im Gesundheitssektor zeigt sich ein differenziertes Bild: Während mehr als die Hälfte der Befragten Medikamente auch online bestellen und 44 Prozent Fitnesstracker und Fitness-Apps verwenden, werden digitale Gesundheitsanwendungen (Rezepte über Apps) und Online-Sprechstunden bislang nur von einer Minderheit genutzt. Die Daten zeigen, dass die Teilnehmenden grundsätzlich bereit sind, digitale Angebote zu nutzen. Nur gut 20 Prozent können sich dies gar nicht vorstellen (bei den Fitnesstrackern/Apps etwa 30 Prozent).

    • Das Politikpanel Deutschland ist eine Onlineumfrage des Seminars für Wissenschaftliche Politik der Universität Freiburg, die seit der Bundestagswahl 2017 unregelmäßig umgesetzt wird. Die aktuelle Auswertung ist online einsehbar unter https://www.politikpanel.uni-freiburg.de/

    • Für die aktuelle Umfrage wurden zwischen dem 15. und 28. Juli 2024 bundesweit mehr als 7.000 Personen online zu politischen und gesellschaftlichen Themen befragt. Abgesehen von den soziodemografischen Angaben wurden die Antworten der Teilnehmer*innen über ein Proportional Iterative Fitting Verfahren (Raking) anhand der Randhäufigkeiten von Altersgruppe (18-30, 31-45, 46-60, 60+), Geschlecht (m/w), Bundesland und Sonntagsfrage gewichtet und so an die reale Verteilung in der Bevölkerung angepasst.

    • Prof. Dr. Uwe Wagschal ist Professor für Vergleichende Regierungslehre am Seminar für Wissenschaftliche Politik der Universität Freiburg. Dr. Sebastian Jäckle ist dort Akademischer Rat, Dr. James Kenneth Timmis wissenschaftlicher Mitarbeiter.

    Kontakt:
    Hochschul- und Wissenschaftskommunikation
    Universität Freiburg
    Tel.: 0761/203-4302
    E-Mail: kommunikation@zv.uni-freiburg.de


    Weitere Informationen:

    https://kommunikation.uni-freiburg.de/pm/2024/deutsche-nennen-spaltung-der-gesel...


    Bilder

    Prof. Dr. Uwe Wagschal, Professur für Vergleichende Regierungslehre am Seminar für Wissenschaftliche Politik der Universität Freiburg
    Prof. Dr. Uwe Wagschal, Professur für Vergleichende Regierungslehre am Seminar für Wissenschaftliche ...

    Foto: Jürgen Gocke


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Gesellschaft, Politik
    überregional
    Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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