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Wissenschaft
Mit der Entschlüsselung grundlegender biologischer Mechanismen bei Stoffwechselvorgängen leistete der Biochemiker Roger Goody wichtige Beiträge zur Erforschung von Krebs-, Augen- und Hirnerkrankungen. Für dieses herausragende wissenschaftliche Lebenswerk würdigt ihn die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina mit der Cothenius-Medaille. Die Auszeichnung wird Roger Goody im Rahmen der Leopoldina-Jahresversammlung am Donnerstag, 26. September 2024 in Halle (Saale) verliehen.
Prof. Dr. Roger Goody (geb. 1944) erforscht den Stoffwechsel in menschlichen, tierischen und pflanzlichen Zellen, insbesondere die Wechselwirkungen zwischen den Prozessen. Sein Hauptinteresse gilt den Zellorganellen, den von Biomembranen umhüllten Reaktionsräumen, zwischen denen Protein- oder Lipidmoleküle in kleinen Bläschen, den sogenannten Vesikeln, transportiert werden. Goody und sein Team haben in den vergangenen Jahren mit Hilfe physikalischer und chemischer Verfahren wie der Röntgenkristallanalyse oder der Fluoreszenz-Mikroskopie entscheidende Erkenntnisse über die Rolle bestimmter Moleküle beim Transport der Vesikel erzielt. Ihre Forschung ist für die Medizin relevant, da Fehlfunktionen beim Zelltransport zu Krankheiten wie Krebs, Erblindung oder geistigen Schäden führen können. Zu Goodys zentralen Projekten gehört die Erforschung der genetisch bedingten Augenkrankheit Choroideremie, bei der die Betroffenen schon im Kindesalter nachtblind werden und viele später ganz erblinden. Ursache für die fortschreitende Zerstörung der Netzhaut durch das Absterben von Sehzellen ist ein Defekt des sogenannten Rab-Proteins. Diese Eiweißmoleküle sorgen dafür, dass wichtige Zellprozesse zum richtigen Zeitpunkt gestartet und beendet werden. Goodys Ansatz, die Aktivität eines verwandten Eiweißes zu erhöhen und damit die Defizite des beschädigten Proteins aufzufangen, könnte erstmals eine Therapiemöglichkeit für Choroideremie eröffnen.
Roger Goody studierte Chemie in Birmingham/UK, wo er auch 1968 promoviert wurde. Er habilitierte sich 1983 an der Universität Heidelberg im Fach Biochemie und Biophysik. Seit 1990 ist er außerplanmäßiger Professor an der Universität Heidelberg und seit 1993 Direktor am Max-Planck-Institut für molekulare Physiologie in Dortmund, wo er bis zu seiner Emeritierung 2013 die Abteilung Physikalische Biochemie leitete. Von 2004 bis 2009 hatte er den Lehrstuhl für Biochemie makromolekularer Systeme an der Ruhr-Universität Bochum inne. 2018 wurde er in die Royal Society aufgenommen, 2015 erhielt er den Preis der Feldberg Foundation for Anglo-German Scientific Exchange und 1991 den Max-Planck-Forschungspreis für Chemie und Pharmazie der Max-Planck-Gesellschaft. Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina nahm ihn 1993 als Mitglied in die Sektion Biochemie und Biophysik auf.
Die Cothenius-Medaille geht auf eine Stiftung des Leopoldina-Mitglieds und Leibarztes des Preußenkönigs Friedrich II., Christian Andreas von Cothenius (1708–1789), zurück. Sie wurde im Jahr 1792 zum ersten Mal verliehen. Anfänglich wurden die Preisträger für die Bearbeitung medizinischer Forschungsfragen ausgezeichnet. Seit 1954 vergibt die Leopoldina die Cothenius-Medaillen für das herausragende wissenschaftliche Lebenswerk der Geehrten. In der Regel werden die Auszeichnungen an Mitglieder der Akademie verliehen. Zu den Trägern gehören unter anderem der Mediziner und Zoologe Ernst Haeckel (1864) und Konrad Zuse (1985), der Entwickler des ersten Computers.
Die Verleihung der Cothenius-Medaille an Roger Goody findet im Rahmen der Jahresversammlung der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina am 26. September 2024 in Halle (Saale) statt. Weitere Informationen zur Jahresversammlung: https://www.leopoldina.org/veranstaltungen/veranstaltung/event/3137/
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Über die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina:
Als Nationale Akademie der Wissenschaften leistet die Leopoldina unabhängige wissenschaftsbasierte Politikberatung zu gesellschaftlich relevanten Fragen. Dazu erarbeitet die Akademie interdisziplinäre Stellungnahmen auf der Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse. In diesen Veröffentlichungen werden Handlungsoptionen aufgezeigt, zu entscheiden ist Aufgabe der demokratisch legitimierten Politik. Die Expertinnen und Experten, die Stellungnahmen verfassen, arbeiten ehrenamtlich und ergebnisoffen. Die Leopoldina vertritt die deutsche Wissenschaft in internationalen Gremien, unter anderem bei der wissenschaftsbasierten Beratung der jährlichen G7- und G20-Gipfel. Sie hat rund 1.700 Mitglieder aus mehr als 30 Ländern und vereinigt Expertise aus nahezu allen Forschungsbereichen. Sie wurde 1652 gegründet und 2008 zur Nationalen Akademie der Wissenschaften Deutschlands ernannt. Die Leopoldina ist als unabhängige Wissenschaftsakademie dem Gemeinwohl verpflichtet.
Medienkontakt:
Julia Klabuhn
Kommissarische Leiterin der Abteilung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Tel.: +49 (0)345 472 39-800
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Biologie, Medizin
regional
Wettbewerbe / Auszeichnungen
Deutsch
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