idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
05.09.2024 12:00

Europäischer Forschungsrat fördert BAM-Wissenschaftlerin Janine George

Oliver Perzborn Referat Kommunikation, Marketing
Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM)

    Berlin, 05.09.2024. – Janine George von der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) erhält vom Europäischen Forschungsrat (ERC) einen Starting Grant in Höhe von rund 1,5 Millionen Euro. Die prestigeträchtige Förderung unterstützt für fünf Jahre ihr Forschungsprojekt „Multibonds“, das auf ein grundlegend neues Verständnis der Zwei- und Mehrzentrenbindungen bei anorganischen Substanzen zielt. Die Erkenntnisse sind entscheidend, um z.B. maßgeschneiderte Materialien für die Energiewende entwickeln zu können.

    Es sind die chemischen Bindungen zwischen Atomen, die über die Eigenschaften eines Materials entscheiden, etwa über die Härte eines Kristalls oder die Wärmeleitfähigkeit oder den Magnetismus eines Metalls. „Seit rund hundert Jahren untersucht die Chemie diese Bindungen, um aus ihnen feste Regeln für die Materialeigenschaften abzuleiten“, erklärt Janine George, die an der BAM die Nachwuchsgruppe Computergestütztes Materialdesign leitet und an der Friedrich-Schiller-Universität Jena als Professorin für Materialinformatik lehrt.

    Bereits im letzten Jahr wurde George für ihre innovative Forschung, wie sich mithilfe künstlicher Intelligenz und quantenmechanischer Berechnungen die Entwicklung neuer Materialien beschleunigen lässt, durch die Stiftung Werner-von-Siemens-Ring ausgezeichnet
    .
    Bisher unvollständiges Verständnis der chemischen Bindung

    Besondere Relevanz hat diese Forschung für Bestrebungen, die Auswirkungen des Klimawandels zu begrenzen. „Bisher ist es nur sehr eingeschränkt möglich, maßgeschneiderte Werkstoffe mit bestimmten Eigenschaften, etwa für leistungsstärkere und gleichzeitig nachhaltige Batterien oder für effizientere Solarzellen, zu entwickeln“, erklärt Janine George. „Der Grund ist unser immer noch sehr unvollständiges Verständnis der chemischen Bindung in anorganischen Materialien wie Metallen, Gläsern, Kristallen. Für die meisten Materialeigenschaften fehlen schlicht nachvollziehbare Regeln. Das limitiert unsere Möglichkeiten, maßgeschneiderte Materialien zu entwerfen.“

    Mehrzentrenbindungen für Materialeigenschaften entscheidend

    Die aussagekräftigste Methode, Bindungen zwischen Atomen zu analysieren, ist die Quantentheorie, wie Janine George und ihr Team bereits erfolgreich an Bindungen zwischen zwei Atomen nachweisen konnten. Mehrzentrenbindungen, an denen drei oder mehr Atome beteiligt sind, spielen jedoch vermutlich ebenfalls eine große Rolle für die Eigenschaften eines Materials. Sie sind beispielsweise für die Superhärte von borhaltigen Verbindungen verantwortlich, die als Schneid- und Bohrwerkzeuge für industrielle Anwendungen, in Triebwerkskomponenten in der Luft- und Raumfahrt oder bei chirurgischen Werkzeugen zum Einsatz kommen.

    Beschleunigte Entwicklung maßgeschneiderter Materialien

    Auf das Verständnis dieser Mehrzentrenbindungen zielt das neue Projekt „Multibonds“ an der BAM, dem jetzt ein ERC Starting Grant zuerkannt wurde. „Wir wollen automatisierte quantenchemische Methoden entwickeln, um mit ihnen Mehrzentrenbindungen in großem Maßstab analysieren zu können“, so George. „Die so erstellte Datenbank nutzen wir dann, um mithilfe des maschinellen Lernens neuartige Modelle zu entwickeln, mit denen wir Vorhersagen treffen können, wie sich innovative Werkstoffe verhalten. Mit ihnen wollen wir schließlich zu intuitiv verständlichen und universell gültigen Regeln zum Verhältnis zwischen Bindungen und Materialeigenschaften gelangen, um in Zukunft die Entwicklung neuer Materialien deutlich beschleunigen zu können.“

    Über ERC Starting Grants:

    ERC Starting Grants zählen zu den höchsten europäischen Auszeichnungen für Nachwuchswissenschaftler*innen. Sie ermöglichen Spitzenforschung und zielen darauf ab, herausragende und bahnbrechende Projekte in allen wissenschaftlichen Disziplinen zu finanzieren. Starting Grants werden an Nachwuchsforscher*innen vergeben, die ihre eigene unabhängige Forschungsgruppe auf- und ausbauen möchten. Die ERC-Förderung basiert auf wissenschaftlicher Exzellenz als einzigem Auswahlkriterium.
    Vergeben wurden in diesem Jahr 494 Starting Grants an junge Wissenschaftler*innen in ganz Europa. Insgesamt wurden 3474 Projekte zur Förderung beim ERC eingereicht. Nach Deutschland gehen in diesem Jahr 98 Starting Grants.

    EU-Kommissarin Iliana Ivanova, zuständig für Innovation, Forschung, Kultur, Bildung und Jugend sowie für das Programm „Horizon Europe“ erklärt zur diesjährigen Vergabe der ERC Starting Grants: „Die Europäische Kommission ist stolz darauf, die Neugierde und Leidenschaft unserer Nachwuchstalente im Rahmen des Programms Horizon Europe zu unterstützen. Die neuen Gewinner der ERC Starting Grants wollen unser Verständnis der Welt vertiefen. Ihre Kreativität ist entscheidend, um Lösungen für einige der dringendsten gesellschaftlichen Herausforderungen zu finden. Ich freue mich, dass bei diesem Call der Anteil der weiblichen Stipendiaten mit am höchsten ist - ein Trend, der sich hoffentlich fortsetzen wird. Herzlichen Glückwunsch an alle!“

    Der European Research Council (ERC):

    Der ERC, der 2007 von der Europäischen Union gegründet wurde, ist die wichtigste europäische Förderorganisation für exzellente Pionierforschung. Er finanziert kreative Forschende aller Nationalitäten und Altersgruppen, die europaweit Projekte durchführen. Der ERC bietet vier Kernförderprogramme an: Starting Grants, Consolidator Grants, Advanced Grants und Synergy Grants. Der ERC ist Teil des Programms Horizon Europe.


    Weitere Informationen:

    https://www.bam.de/Content/DE/Standardartikel/Ueber-die-BAM/Jobs-und-Karriere/Wi...
    https://www.bam.de/Content/DE/Interviews/Nachwuchswissenschaft/george-janine.htm...


    Bilder

    Prof. Dr. Janine George erhält für ihr Projekt „Multibondes“ eine Forschungsförderung von 1,5 Millionen Euro. Quelle: BAM
    Prof. Dr. Janine George erhält für ihr Projekt „Multibondes“ eine Forschungsförderung von 1,5 Millio ...

    BAM


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Chemie, Energie, Informationstechnik, Umwelt / Ökologie, Werkstoffwissenschaften
    überregional
    Forschungsprojekte, Wettbewerbe / Auszeichnungen
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).