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18.09.2024 11:26

Phantomschmerzen in einer digitalen Welt – Jahrestagung der Psychoanalytikerinnen und -analytiker

Dr. Felix Hoffmann Geschäftsstelle
Deutsche Gesellschaft für Psychoanalyse, Psychotherapie, Psychosomatik und Tiefenpsychologie (DGPT) e.V.

    Einsamkeit trotz 10.000 Followern? Inwiefern entstehen seelische Schmerzen durch die Digitalisierung? Was bedeutet das Erleben von Verletzlichkeit im digitalen Zeitalter? Körperliche und seelische Schmerzen, akute wie chronische Schmerzen sind das Thema der 75. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Psychoanalyse, Psychotherapie, Psychosomatik und Tiefenpsychologie (DGPT) e.V., die morgen in Lindau beginnt und noch bis Samstag andauert.

    In einer Gesellschaft der Selbstoptimierung haben Schmerzen keinen Platz. Sie sollten möglichst schnell wieder verschwinden, um weiter funktionieren zu können. „Die Leidensbereitschaft nimmt ab, Schmerzen werden möglichst abgeschaltet und verdrängt – oft durch die Flucht in eine virtuelle Welt“, konstatiert der Psychoanalytiker Dr. Johannes Döser aus Essen. Doch daraus könnten „Phantomschmerzen“ entstehen. Zur Bedeutung des Schmerzes im Zeitalter von Social Media und künstlicher Intelligenz hält Döser auf der 75. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Psychoanalyse, Psychotherapie, Psychosomatik und Tiefenpsychologie (DGPT) e.V. einen Vortrag. Die Jubiläums-Tagung findet vom 19. bis 22. September 2024 in Lindau am Bodensee statt und widmet sich ganz dem Thema Schmerz.

    Elektronische Medien können bei der Bewältigung der schmerzlichen Realität helfen. Doch es besteht die Gefahr, dass die digitale Welt die analoge ersetzt und dabei Lebendigkeit und sinnliches Erleben verloren gehen. So der Ausgangspunkt des Psychoanalytikers. „Wir beschränken uns vor dem Bildschirm auf die ‚Fernsinne‘, auf das Visuelle und Akustische. Die ‚Nahsinne‘ dagegen, die mit der körperlichen Präsenz verbunden sind, fallen aus“, sagt Döser. Es könne sich dadurch ein Gefühl großer Verlassenheit einstellen – trotz zigtausenden von Followern –, weil zwischenmenschliche Zuwendung und analoge Beziehungen entfallen. Döser bezeichnet diesen Schmerz als untergründigen „Phantomschmerz“, der durch den Verlust von Sinnlichkeit aufkommen kann.

    Der Facharzt für psychosomatische Medizin und Psychotherapie zieht damit eine Parallele zu Amputationen: Viele Betroffene empfinden oft Schmerzen in dem nicht mehr vorhandenen Arm, Bein, Fuß oder Finger. „Weil das Gehirn keine sinnlichen Signale aus dem fehlenden Körperteil mehr erhält, wandeln sich die entsprechenden Hirnregionen in Schmerzzonen um“, erklärt Döser. Auch durch das „Abreißen“ von sinnlichen Erfahrungen in den virtuellen Cybersphären könne ein seelischer Phantomschmerz entstehen. Ein wirksames Schmerzmittel sei die Psychotherapie, und zwar im zweifachen Sinne. „Durch einen vertrauensvollen ersten Kontakt spüren die Betroffenen sofort eine Erleichterung. Und wenn seelische Schmerzen und Traumata durchgearbeitet werden, stellt sich mit dem Ich-Wachstum eine langfristig schmerzlindernde Wirkung ein“, berichtet der Psychoanalytiker.

    Eine weitere Aufgabe der Psychotherapie ist es, einen körperlichen Schmerz in einen seelischen zu verwandeln. Denn körperliche Symptome sind oftmals die einzige Möglichkeit, unbewusste psychische Probleme auszudrücken oder sich noch lebendig zu fühlen. Auch darum wird es auf der Jahrestagung der DGPT gehen.

    Medienvertreter*innen:
    Journalistinnen und Journalisten können gerne nach vorheriger Anmeldung kostenlos teilnehmen.

    Anmeldung und weitere Informationen:
    Mandy Zenkner, Tel. 030 887163930, mandy.zenkner@dgpt.de
    Während des Kongresses ist die DGPT erreichbar unter Tel. 030 887163950

    Über die DGPT:
    Die Deutsche Gesellschaft für Psychoanalyse, Psychotherapie, Psychosomatik und Tiefenpsychologie (DGPT) e.V. vertritt die Standes- und Berufsinteressen ihrer ca. 3.500 psychologischen und ärztlichen Mitglieder gegenüber der Selbstverwaltung im Gesundheitswesen und gegenüber der Politik auf Bundesebene. Die DGPT versteht sich als wissenschaftliche Fachgesellschaft und Berufsverband zugleich. Sie stellt Grundanforderungen für die Weiterbildung an 60 staatlich anerkannten Aus- und Weiterbildungsinstituten auf. Die DGPT ist der Spitzenverband der psychoanalytischen Fachgesellschaften Deutsche Gesellschaft für Analytische Psychologie (DGAP), Deutsche Gesellschaft für Individualpsychologie e.V. (DGIP), Deutsche Psychoanalytische Gesellschaft (DPG), Deutsche Psychoanalytische Vereinigung (DPV) sowie des Netzwerks Freier Institute (NFIP).


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Dr. Johannes Döser, doeser@t-online.de


    Weitere Informationen:

    https://dgpt.de/dgpt-jahrestagung-2024


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medizin, Psychologie
    überregional
    Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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