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18.09.2024 11:44

Cross-Industry-Event: THWS und Region Mainfranken GmbH geben Impulse für Unternehmen

Anne Speda Hochschulkommunikation
Technische Hochschule Würzburg-Schweinfurt

    Klimaresilienz – Digitalisierung – Automatisierung: Austausch zu
    branchenübergreifenden Innovationen auf der Vogelsburg

    „Was können Maschinenbau und Automotive von Landwirtschaft und
    Weinbau lernen?“ Unter diesem Motto haben die Technische Hochschule
    Würzburg-Schweinfurt (THWS) und die Region Mainfranken GmbH im
    Rahmen des Projekts transform.RMF ein Cross-Industry-Event auf der
    Vogelsburg in Volkach ausgerichtet. Die THWS, die Hochschule
    Weihenstephan-Triesdorf sowie das FutureLab-Programm des Walther-Rathenau-Gymnasiums Schweinfurt stellten dabei Technologieimpulse und
    praktische Anwendungen vor. Zielgruppe waren kleine und mittelständische
    Unternehmen aus der Automobilindustrie, dem Anlagen- und Maschinenbau
    in der Mainfrankenregion.

    Nach der Begrüßung von Prof. Dr. Volker Bräutigam eröffnete Prof. Dr. Jan
    Schmitt, Vizepräsident für Forschung und Gründung an der THWS, die
    Veranstaltung. Er betonte die Wichtigkeit dieses Events für gegenseitige
    Inspiration und um voneinander lernen zu können. Warum Vernetzung der
    Schlüssel ist, zeigte er in seinem Vortrag „Cross Industry – Ein Katalysator für
    bahnbrechende Innovationen“. „Cross-Industry Innovation“ beschreibt den
    Prozess gezielten Wissens- und Technologietransfers zwischen Unternehmen
    verschiedener Branchen, um neue Produkte, Dienstleistungen oder
    Geschäftsmodelle zu entwickeln und Marktchancen zu erschließen. Dabei
    komme es jedoch nur in wenigen Unternehmen regelmäßig zum Einsatz:
    Obwohl in einer Befragung 79% der Teilnehmenden die Meinung vertraten,
    Cross-Industry Innovation gewinne in Zukunft stark an Bedeutung, würden
    dies nur 14% der Befragten in ihrem Unternehmen häufig einsetzen. Gründe
    und Vorteile einer solchen Vernetzung sind Innovation und Wachstum,
    Ressourceneffizienz und Marktdurchdringung. Der Einsatz von
    Drohnentechnologie zur Ernteüberwachung im Weinbau zum Beispiel ließe
    sich auf die Bereiche Fahrzeugherstellung oder Logistik übertragen. In der
    Landwirtschaft ließen sich GPS und Datenanalyse zur Optimierung von
    Erträgen auf autonome Fahrzeugführung adaptieren. Auch in Puncto
    Nachhaltigkeit könne Cross-Industry Innovation hinsichtlich Kompostierung
    und Bewässerung zur nachhaltigen Ressourcennutzung beitragen. Das Fazit:
    Innovationen eigenen sich dazu, branchenübergreifend genutzt zu werden.

    Im Anschluss sprachen Hanno Koßmann und Tobias Greissing von der
    Hochschule Weihenstephan-Triesdorf. Hanno Koßmann, derzeit Promovend
    zum Thema alternative Proteine in Form von Milch- und
    Fleischersatzprodukten, legte aktuelle Herausforderungen in der
    Landwirtschaft dar. In neuen landwirtschaftlichen Systemen werden
    vermehrt „intercropping“ und „biologicals“ eingesetzt. So werden
    beispielsweise ausgewählte Zwischenfrüchte und Larven von Nützlingen zur
    Vermeidung von hohem Düngereinsatz und Insektiziden verwendet. Dies
    fördere die Anbauvielfalt. „Nachhaltige Landnutzung heißt, mehr auf
    weniger Fläche zu produzieren, dabei die Umwelt zu schonen und Verluste
    zu verringern. Teilweise entstehen hier jedoch Zielkonflikte, die nicht einfach
    zu bewältigen sind. Technologien wie Agri-Photovoltaik, Precision Farming
    und alternative Proteinquellen können dabei helfen, diese Ziele zu
    erreichen,“ erklärt Hanno Koßmann. Precision Farming dient zur
    ortsdifferenzierten, zielgerichteten Bewirtschaftung landwirtschaftlicher
    Nutzflächen. Agri-Photovoltaik (Agri-PV) bedeutet die gleichzeitige Nutzung
    landwirtschaftlicher Flächen, um sowohl Nahrungsmittel zu produzieren als
    auch Strom durch PV zu erzeugen. Die Agri-PV steigert somit die
    Flächeneffizienz und macht es möglich, PV bei gleichzeitigem Erhalt
    landwirtschaftlich nutzbarer Flächen auszubauen. Tobias Greissing, der als
    Produktdesigner in enger Zusammenarbeit mit Ingenieuren steht, stellte sich
    der Frage nach der Rolle des Menschen bei der Entwicklung erfolgreicher
    Produkte. Essenziell bei Menschen, die Innovationen und agile Methoden als
    Mehrwert in Unternehmen einführen, sei deren Förderung. Aus seiner
    Berufspraxis schilderte Tobias Greissing ein Internationalisierungsprojekt mit
    Studierenden in Kenia, die an Afrikas größtem See, dem Viktoriasee, in
    Kooperation mit der Welthungerhilfe erlernte Führungsrollen übernahmen
    und das Projekt leiteten.

    Stationen für den Wissenstransfer
    Der zweite Teil der Veranstaltung bestand aus drei Stationen, an denen
    innovative Technologien live demonstriert wurden: Gründer des FutureLab-Programms und Studiendirektor am Walther-Rathenau-Gymnasium Oliver
    Kunkel gab in seinem Vortrag „Klimaresilienz in der Landnutzung: Wie sich
    Landwirtschaft, Wein- und Obstbau anpassen können“ Einblicke anhand
    eines Modells: Das oben beschriebene Verfahren Agri-PV stellte er durch ein
    Miniatur-Nachbau den Teilnehmenden vor. Auch sprach Oliver Kunkel über
    die Herausforderungen in der Klimaresilienz im Weinbau, zum Beispiel
    ungünstige Wetterverhältnisse wie Starkregen, Hagel, Hitze oder Wind, aber
    auch Vogel- und Insektenbefall. Auch gebe es Hürden bei der Haltung von
    Weidetieren, die in Form von Inseln mit Photovoltaikanlagen gelöst werden
    können, um größer Resilienz zu erzielen zu können.

    Prof. Dr. Rainer Herrler, Fakultät Elektrotechnik und Lukas Gehrig, Student
    Bachelor Robotik, stellten Einsatzmöglichkeiten für Robotik im Weinbau vor.
    Das Besondere: Die Anwendungsfelder Robotik und Digitalisierung in der
    Landwirtschaft führten sie direkt vor Ort anhand zwei ferngesteuerter
    Roboter vor. Diese können für Laubarbeiten an den Reben und zum Schutz
    der Pflanzen sowie zur Bodenbearbeitung und zum Mähen eingesetzt
    werden. Wichtig hierbei sei aufgrund der Enge zwischen den Rebstöcken das
    autonome Fahren der Roboter, die sich aktuell noch durch eine
    Fernsteuerung – je nach Modell via Controller oder Smartphone – abseits
    des Weinbergs steuern lassen. Noch ist die Fernsteuerung nötig; in Zukunft
    sollen die Roboter aber so weit entwickelt sein, dass sie ihre Pfade selbst
    finden können und der Datenspeicher zentralisiert ist. Die Technik dieses
    Einsatzes von Robotern im Weinbau, so Prof. Herrler, lasse sich auch
    übertragen, beispielsweise beim Obst- und Olivenanbau in Italien.

    Roboter in der Landwirtschaft: Perspektiven an der THWS
    Durch den Einsatz solcher Roboter sei der Markt weniger abhängig von
    Saisonarbeitskräften. Ein weiterer Vorteil liegt in mehr Möglichkeiten für
    nachhaltige Bewirtschaftung, etwa in Bezug auf den Einsatz von
    Pflanzenschutzmitteln oder Bodenverdichtung. Zudem ist dadurch das
    sichere Arbeiten in Steillagen gewährleistet. Erreicht wurden bisherige
    Arbeiten auf Basis von Abschlussarbeiten von Maschinenbaustudierende an
    der THWS. Daneben liegt der Schwerpunkt zweier Professoren des CERI
    (Center für Robotik) auf Agrarrobotik und unterhält internationale
    Kooperationen in diesem Forschungsfeld.

    Prof. Dr. Andreas Schiffler, Fakultät Maschinenbau und Jakob Paul, Student
    der Elektro- und Informationstechnik, legten „Präzisionslandwirtschaft durch
    Sensorik und IoT (Internet of Things)“ dar. Durch den Klimawandel sei die
    Ertragssicherung im Weinbau ins Wanken gekommen. Um den Einsatz von
    Pestiziden und anderen konventionellen Düngemitteln zu reduzieren,
    stellten sie innovative Sensorik zur Klimamessung vor, um den Zustand eines
    Weinberges analysieren zu können. Jakob Paul erklärte den Stand der
    Technik im Hinblick auf Vorhersagemodelle und Life Data: Es existieren in
    den kleinen unterfränkischen Ortschaften Escherndorf und Sommerrach in
    der Nähe der Vogelsburg vereinzelte Messstationen. Diese seien schwer
    verlässliche Quellen, um den Weinberg direkt an der Vogelsburg prüfen zu
    können. Individuell ausgewählte und in der Breite eingesetzte Sensoren mit
    Langzeitbatterien im jeweiligen Weinberg, verbunden mit einem zentralen
    Netzwerkserver, böten eine exaktere Messung für die jeweilige
    landwirtschaftliche Lage.

    Zum Schluss hob Prof. Dr. Volker Bräutigam hervor: „Für die Umsetzung von
    Innovationen ist in erster Linie Veränderungsbereitschaft notwendig. Ich
    danke der Region Mainfranken GmbH, der THWS und dem gesamten
    Organisationsteam für diese gelungene Veranstaltung.“

    Informationen zu CERI: https://robotik.thws.de/forschung/ceriforschungsfelder/
    Zum Institut für Digital Engineering (IDEE): Institut für Digital Engineering:
    Technische Hochschule Würzburg-Schweinfurt (thws.de)
    Zur Webseite der Region Mainfranken GmbH

    Kontakt:
    Technische Hochschule Würzburg-Schweinfurt
    Prof. Dr. Volker Bräutigam
    Ignaz-Schön-Str. 11
    97421 Schweinfurt
    volker.braeutigam@thws.de

    Pressekontakt:
    Technische Hochschule Würzburg-Schweinfurt
    Angela Kreipl
    Münzstr. 12
    97070 Würzburg
    angela.kreipl@thws.de
    0931 3511-8354


    Bilder

    Die Vortragenden und das Organisationsteam von THWS und Region Mainfranken GmbH
    Die Vortragenden und das Organisationsteam von THWS und Region Mainfranken GmbH
    Anne Speda
    Anne Speda

    Innovation im Weinbau: Der von Studierenden der Mechatronik gebaute Roboter,  ferngesteuert per Controller, fährt zwischen den Weinreben entlang
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    Anne Speda
    Anne Speda


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Biologie, Informationstechnik, Maschinenbau, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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