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Je grösser die Einkommensunterschiede, desto hitziger die Debatten um Umverteilungsmassnahmen. Die Unterstützung dafür ist allerdings nicht nur auf die finanzielle Situation des Einzelnen zurückzuführen, sondern auch auf eine grundsätzliche Abneigung gegenüber Ungleichheit. Die neuen Studienerkenntnisse von Forschenden der Universitäten Zürich, Lille und Kopenhagen verbessern die Vorhersagen dazu, wie künftige Umverteilungsmassnahmen öffentlich unterstützt werden.
Traditionelle Wirtschaftstheorien gehen davon aus, dass Individuen primär das eigene Einkommen im Blick haben, wenn es darum geht, Umverteilungsmassnahmen zu unterstützen oder abzulehnen. Ein internationales Team von Forschern der Universität Zürich (UZH), der Universität Lille und der Universität Kopenhagen stellt diese Ansicht nun in Frage.
Die Ergebnisse ihrer Studie zeigen, dass die grundsätzlichen Präferenzen der Menschen gegenüber Ungleichheit eine wichtige Rolle spielen. «Wenn wir berücksichtigen, zu welchem Grad Menschen Ungleichheit ablehnen, können wir besser vorhersagen, wer politische Massnahmen zur Verringerung von Einkommensunterschieden unterstützen wird – und wer nicht», sagt Studienautor Ernst Fehr, Direktor des UBS Center for Economics in Society am Institut für Volkswirtschaftslehre der UZH.
Unterschiedliche Haltungen gegenüber Ungleichheit
Die Abneigung gegen Ungleichheit existiert in zwei Ausprägungen: Die einen lehnen es ab, schlechter gestellt zu sein als andere, was als «nachteilige Ungleichheitsaversion» bezeichnet wird. Die anderen lehnen es ab, dass es Menschen gibt, die ärmer sind als sie selbst, was als «vorteilhafte Ungleichheitsaversion» bezeichnet wird. Diese Einstellungen sind bei den Menschen sehr unterschiedlich ausgeprägt, und das Verständnis dafür, wie sie die politische Unterstützung für Umverteilungsmassnahmen beeinflussen, ist begrenzt.
In der Studie, an der rund 9’000 dänische Bürgerinnen und Bürger im Alter von 20 bis 64 Jahren teilnahmen, massen die Forschenden deren individuelle Abneigung gegen Ungleichheit mit einem Verhaltensexperiment. Anschliessend verknüpften sie die Ergebnisse mit der Unterstützung der Studienteilnehmenden für politische Massnahmen zur Verringerung von Einkommensunterschieden. Gleichzeitig untersuchten sie die privaten Umverteilungspräferenzen der Studienteilnehmenden, indem sie deren dokumentierte Spenden an wohltätige Organisationen analysierten.
Abneigung gegen Ungleichheit beeinflusst Unterstützung für Umverteilung
«Unsere Resultate zeigen, dass Menschen, die eine stärkere Abneigung sowohl gegen vorteilhafte als auch gegen nachteilige Ungleichheit haben, eher eine politische Umverteilung unterstützen», sagt Fehr. Wenn es jedoch um wohltätige Spenden geht, sind Personen mit einer stärkeren Abneigung gegen vorteilhafte Ungleichheit grosszügiger als jene, die eine stärkere Abneigung gegen nachteilige Ungleichheit haben.
«Unsere Ergebnisse stützen die Theorie der Ungleichheitsaversion, die besagt, dass viele Menschen Ungleichheit per se ablehnen, und dass diese Abneigung wichtige wirtschaftliche und politische Konsequenzen hat – sowohl auf gesellschaftlicher als auch auf persönlicher Ebene», resümiert Ernst Fehr.
Prof. Dr. Ernst Fehr
UBS Center for Economics in Society
Institut für Volkswirtschaftslehre
Universität Zürich
+41 44 634 37 09
ernst.fehr@econ.uzh.ch
Thomas F. Epper, Ernst Fehr et al. Inequality aversion predicts support for public and private redistribution. PNAS. 18 September 2024. DOI: https://doi.org/10.1073/pnas.2401445121
https://www.news.uzh.ch/de/articles/media/2024/Ungleichheitsaversion.html
Merkmale dieser Pressemitteilung:
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Gesellschaft, Wirtschaft
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
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