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19.09.2024 10:06

Damit der Eremit nicht noch einsamer wird: Mehr Höhlenbäume für den sehr seltenen Juchtenkäfer!

Dirk Schmechel Wissenstransfer, Öffentlichkeitsarbeit, Waldpädagogik
Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft

    Freising, 19.09.2024: Viele Vorkommen des Eremiten hängen an einzelnstehenden, alten Eichen, und ihre nächsten Eremiten-Nachbarn oder die nächsten Höhlenbäume sind oft unerreichbar. Für das langfristige Auskommen dieses streng geschützten Käfers ist es höchste Zeit schon heute an seine Behausungen von morgen zu denken und dabei auch ungewohnte Methoden anzuwenden.

    Der Eremit (Osmoderma eremita und Osmoderma barnabita) - auch Juchtenkäfer ge-nannt - zählt zu den europaweit geschützten Arten der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-RL) und vertritt die Lebensgemeinschaft alter und stark dimensionierter Eichen-Laubmischwälder mit langer Habitattradition. Im nationalen FFH-Bericht 2019 wurde der Erhaltungszustand der Art als „ungünstig“ mit negativem Trend eingestuft. Mit aktiven Maßnahmen, aber auch mit einer Steigerung des Bewusstseins bei Forstleuten und Waldbesitzern für diese sehr seltene heimische Käferart, möchte die Bayerische Forst-verwaltung den jetzigen Zustand in Bayern wieder verbessern.

    Den Namen „Juchtenkäfer“ verdankt der Eremit seinem Ledergeruch - als Juchtenleder werden mit Weiden oder Birkenrinde gegerbte und anschließend mit Birkenteeröl im-prägnierte Häute von Kälbern und Rindern bezeichnet. Der Eremit riecht also sehr mar-kant! Der 2,4 bis 3 cm große und metallisch-schwarz schimmernde Käfer ist auf spezielle Höhlen in lebenden Laubbäumen, v. a. stabilen Eichen, angewiesen. In diesen Höhlen bildet sich über Jahrzehnte der sogenannte „Mulm“, ein organisches, zersetztes Material, das an Schnupftabak erinnert und genau hier fühlt sich der Eremit am wohlsten. Für sei-nen Schutz müssen diese seltenen Mulmhöhlenbäume daher unbedingt erhalten wer-den. Ebenfalls wichtig ist der Blick auf nachwachsende Laubbäume mit potenziellen Höh-len, denn auch die stärkste Eiche bricht irgendwann einmal zusammen.

    Da vielerorts die Zeit drängt, darf bei der natürlichen Höhlenbildung auch gerne einmal nachgeholfen werden. Sogenanntes ‚Köpfen‘ von Bäumen oder herbeiführen von Stammverletzungen ist an ausgewählten Laubbäumen erwünscht – solange sie am Leben bleiben.

    Wie genau und welche weiteren Maßnahmen denkbar sind, stellt das neue Merkblatt der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft vor: „Nach der Beschreibung des Eremiten und seines Lebensraums stellen wir praxisnahe Maßnahmen vor, um die richtigen Baumarten und die maßgeblichen Strukturen zu fördern und so unsere heimi-sche Eremitenpopulation zu stärken.“ erklärt Enno Uhl, Leiter der Abteilung Biodiversität und Naturschutz der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft. Außerdem werden im Merkblatt fachliche Ansprechpartner und Hinweise für finanzielle Anreize genannt.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Anna.Kanold@lwf.bayern.de; +49 8161 4591 617


    Originalpublikation:

    https://s.bayern.de/mb_56_eremit


    Weitere Informationen:

    https://s.bayern.de/mb_56_eremit


    Bilder

    An der Innenwand einer Mulmhöhle fühlt sich der Eremit wohl
    An der Innenwand einer Mulmhöhle fühlt sich der Eremit wohl
    Patrick Bilan, LWF


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Biologie, Gesellschaft, Pädagogik / Bildung, Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungs- / Wissenstransfer
    Deutsch


     

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