idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
25.09.2024 11:14

Selbstwertgefühl steigert sexuelles Wohlbefinden – und umgekehrt

Barbara Simpson Kommunikation
Universität Zürich

    Eine Langzeitstudie der Universitäten Zürich und Utrecht konnte eine dynamische Wechselwirkung zwischen Selbstwertgefühl und sexueller Zufriedenheit bestätigen. Die Ergebnisse geben Impulse für Massnahmen zur Verbesserung des sexuellen Wohlbefindens.

    Verschiedene Theorien gehen davon aus, dass Menschen mit einem höheren Selbstwertgefühl in der Regel auch befriedigendere sexuelle Beziehungen haben und dass sich beides gegenseitig beeinflusst. Bisher wurde jedoch wenig untersucht, wie sich diese Wechselwirkung im Laufe der Zeit entwickelt.

    Eine neue Studie, die auf einer bundesweit repräsentativen Stichprobe von über 11’000 deutschen Erwachsenen basiert, liefert hierzu interessante Erkenntnisse. In dieser Studie wurde von Forschenden der Universitäten Zürich (UZH) und Utrecht Daten analysiert, die über einen Zeitraum von 12 Jahren erhoben wurden.

    Langzeitbeobachtung belegt Wechselwirkung

    «Menschen mit einem höheren Selbstwertgefühl neigen dazu, nicht nur häufiger sexuell aktiv zu sein, sondern auch eine grössere Zufriedenheit mit ihren sexuellen Erlebnissen zu empfinden», erklären die Autorinnen Elisa Weber und Wiebke Bleidorn vom Psychologischen Institut der UZH. Zudem zeigten sich signifikante Zusammenhänge über die Zeit: Veränderungen in der sexuellen Zufriedenheit führten zu Veränderungen im Selbstwertgefühl einer Person, und umgekehrt. Diese intraindividuellen Wechselwirkungen zeigen, dass sich Selbstwertgefühl und sexuelle Zufriedenheit gegenseitig beeinflussen können.

    Die Erkenntnisse über die dynamische Wechselwirkung zwischen Selbstwertgefühl und sexuellem Wohlbefinden werden durch Theorien gestützt, die den Selbstwert als eine Art soziales Messinstrument betrachten. Dieses Messinstrument gibt an, wie sehr wir uns in unseren Beziehungen zu anderen Menschen akzeptiert und wertgeschätzt fühlen.

    Positive Erfahrungen in sozialen und intimen Beziehungen können das Selbstwertgefühl steigern, während negative Erfahrungen als eine Art Warnsignal für soziale Ablehnung interpretiert werden und sich langfristig in einem niedrigeren Selbstwertgefühl niederschlagen. Gleichzeitig sind Menschen mit einem hohen Selbstwertgefühl möglicherweise besser in der Lage, ihre Wünsche und Präferenzen gegenüber intimen PartnerInnen zu kommunizieren, was sich langfristig in einem höheren sexuellen Wohlbefinden niederschlägt.

    Alter und Geschlecht spielen eine Rolle

    Die Studie zeigte aber auch, dass die gefundenen Zusammenhänge nicht bei allen Menschen gleich stark ausgeprägt sind. Alter und Geschlecht spielen eine Rolle: Bei älteren Menschen und Frauen zeigte sich tendenziell eine stärkere Verbindung zwischen Selbstwertgefühl und sexuellem Wohlbefinden als bei jüngeren Menschen und Männern. Interessanterweise scheint der Beziehungsstatus nicht relevant zu sein: Der Zusammenhang zwischen Selbstwertgefühl und sexuellem Wohlbefinden war bei Singles und Personen, die in einer Beziehung lebten, gleich stark ausgeprägt.

    «Die Beantwortung dieser Fragen ist von immenser Bedeutung», ordnet Wiebke Bleidorn die Studie ein. «unsere Ergebnisse zeigen, dass das Selbstwertgefühl eine wichtige Rolle für unsere sexuelle Zufriedenheit spielt, insbesondere im Hinblick auf das sexuelle Wohlbefinden. Gleichzeitig können Veränderungen im sexuellen Wohlbefinden auch zu Veränderungen des Selbstwertgefühls führen. Die Ergebnisse dieser Studie tragen dazu bei, das komplexe Zusammenspiel von Selbstwertgefühl und sexueller Erfahrung besser zu verstehen und liefern wichtige Impulse für zukünftige Forschung auf diesem Gebiet», so die Autorin.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Dr. Elisa Weber
    Psychologisches Institut
    Universität Zürich
    Tel.+41 44 365 73 57
    E-Mail: e.weber@psychologie.uzh.ch

    Prof. Dr. Wiebke Bleidorn
    Psychologisches Institut
    Universität Zürich
    Tel. +41 44 635 75 20
    E-Mail: w.bleidorn@psychologie.uzh.ch


    Originalpublikation:

    Weber, E., Hopwood, C. J., Denissen, J. J. A., & Bleidorn, W. (2024). Self-Esteem and Sexual Experiences. Personality and Social Psychology Bulletin, 18 September 2024. DOI: 10.1177/01461672241257355


    Weitere Informationen:

    https://www.news.uzh.ch/de/articles/media/2024/Selbstwert.html Zur Medienmitteilung


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Psychologie
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).