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30.09.2024 09:30

Sepsis: Langzeitfolgen brauchen Langzeitforschung

Dr. Uta von der Gönna Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universitätsklinikum Jena

    Seit 2016 befragte ein Studienteam am Universitätsklinikum Jena Sepsis-Überlebende nach ihrem Gesundheitszustand. Die Mitteldeutsche Sepsis-Kohorte veröffentlicht jetzt Ergebnisse, die großen Bedarf an interdisziplinären Nachsorgeangeboten belegen.

    Als eine der weltweit größten Kohortenstudien zu den Langzeitfolgen von Sepsis untersuchte die Mitteldeutsche Sepsiskohorte, wie sich das Leben nach dem Aufenthalt auf der Intensivstation langfristig ändert. An dem Studienprojekt des Zentrums für Sepsis und Sepsisfolgen am Universitätsklinikum Jena beteiligen sich fünf große Kliniken, die im Untersuchungszeitraum über 3000 Sepsis-Patientinnen und -Patienten behandelten. Mehr als ein Drittel von ihnen verstarb auf der Intensivstation. Fast die Hälfte der Überlebenden nahm an den Studieninterviews teil, die Gespräche nach drei, sechs, zwölf Monaten und dann jährlich vorsahen. 250 Teilnehmende konnte das Forschungsteam über den gesamten Studienzeitraum von fünf Jahren begleiten und berichtet jetzt im Fachjournal Lancet Regional Health Europe über die Ergebnisse.

    Fast alle leiden an Langzeitfolgen

    Danach erlitten fast alle Sepsis-Überlebenden Folgeerkrankungen: 90% haben körperliche Einschränkungen, die vor der Sepsis nicht vorlagen. Sechs von zehn beklagen Gedächtnisstörungen und bei vier von zehn traten psychische Folgen ein. Häufig leiden Betroffene an mehreren Folgeerkrankungen gleichzeitig. „Die Wahrscheinlichkeit, drei Jahre nach der Sepsis den Alltag nicht selbständig bewältigen zu können und auf Pflege angewiesen zu sein, beträgt 25%“, so Carolin Fleischmann-Struzek, die Erstautorin der Studie. Zuvor unabhängige Patientinnen und Patienten haben gute Chancen, diese Selbständigkeit zu bewahren. Insgesamt kehrt jedoch nur etwa ein Drittel der Sepsis-Überlebenden in die Unabhängigkeit zurück.

    Schwere der Sepsis spielt untergeordnete Rolle

    Je größer der Hilfebedarf bereits vor der Sepsis-Erkrankung waren, desto wahrscheinlicher ist ein größerer und längerfristiger Unterstützungsbedarf danach. Überraschenderweise stellt die Schwere der Akuterkrankung in dieser Hinsicht keinen relevanten Risikofaktor mehr dar. Studienleiter André Scherag betont: „Unsere Ergebnisse unterstreichen den Bedarf an breiten, interdisziplinären Nachsorgeangeboten für Sepsis-Überlebende, um die hohe Krankheitslast der Folgen zu reduzieren und Betroffene und Angehörige besser zu unterstützen.“


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    PD Dr. med. Carolin Fleischmann-Struzek
    Institut für Infektionsmedizin und Krankenhaushygiene, Universitätsklinikum Jena
    Tel.: +49-(0)-3641-9-323146
    carolin.fleischmann@med.uni-jena.de

    Prof. Dr. André Scherag
    Institut für Medizinische Statistik, Informatik und Datenwissenschaften
    Tel.: +49-(0)-3641-9-396954
    andre.scherag@med.uni-jena.de


    Originalpublikation:

    Fleischmann-Struzek, Carolin et al. Functional dependence following intensive care unit-treated sepsis: three-year follow-up results from the prospective Mid-German Sepsis Cohort (MSC), The Lancet Regional Health – Europe, Volume 46, 101066 https://doi.org/10.1016/j.lanepe.2024.101066


    Weitere Informationen:

    https://www.uniklinikum-jena.de/msc Homepage der Mitteldeutschen Sepsiskohorte


    Bilder

    Das MSC-Abschlusstreffen mit etwa 50 Teilnehmenden, Angehörigen und Studienteam machte das große Engagement aller Beteiligten noch einmal deutlich (am Pult Erstautorin Carolin Fleischmann-Struzek).
    Das MSC-Abschlusstreffen mit etwa 50 Teilnehmenden, Angehörigen und Studienteam machte das große Eng ...
    Michael Szabó
    Universitätsklinikum Jena


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin, Psychologie
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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