idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
07.10.2024 14:44

Wissenschaftlicher Expertenbericht zum europäischen Flaggschiff Human Brain Project vorgestellt

Dipl.-Biologin Annette Stettien Unternehmenskommunikation
Forschungszentrum Jülich

    Die Europäische Kommission hat den Expertenbericht zum Human Brain Project (HBP) veröffentlicht. Die EU-Flaggschiff-Initiative zur Erforschung des menschlichen Gehirns endete im Jahr 2023 nach zehn Jahren Laufzeit. Der Expertenbericht wurde von einem Gremium unabhängiger Wissenschaftler:innen verfasst. Sie kommen zu dem Schluss, dass das HBP wichtige Beiträge geleistet und die Hirnforschung nachhaltig beeinflusst hat. Positiv bewertet das Gremium auch, dass mit EBRAINS eine offene digitale Infrastruktur geschaffen wurde, die die neurowissenschaftliche Forschung weiter vorantreibt.

    Das HBP habe erfolgreich die spezialisierten Felder innerhalb der Neurowissenschaften untereinander besser verknüpft, und die Verbindungen mit angrenzenden Feldern wie der Medizin, der Informatik und des Computings gestärkt. Letztendlich sei damit ein „neues Paradigma der „digitalen Neurowissenschaften“ sowie eine „neue interdisziplinäre Kultur der Zusammenarbeit“ entstanden, die fortwirke, heißt es in dem Expertenbericht.

    Das Gutachten hebt wesentliche wissenschaftliche Errungenschaften des Projekts hervor, darunter digitale Hirnatlanten, neue, detaillierte Hirnmodelle und Simulationen, innovative Lösungen für die personalisierte Medizin, der Neurorobotik sowie in im Bereich der Künstlichen Intelligenz. Beim neuromorphen Computing seien bedeutende Fortschritte mithilfe der offenen Plattformen SpiNNaker und BrainScaleS erzielt worden, die den Weg für energieeffizientes Rechnen nach dem Vorbild des Gehirns geebnet haben.

    Roberto Viola, Generaldirektor der DG Connect bei der Europäischen Kommission, betont in seinem Vorwort die „bemerkenswerten Fortschritte bei der Entwicklung neuer Ansätze zur Diagnose und Behandlung neurologischer Erkrankungen“, die mithilfe des Flaggschiff-Projekts erreicht werden konnten: „Dank seiner Algorithmen zur Simulation und Modellierung des Gehirns leistete das HBP Pionierarbeit bei der frühzeitigen und präzisen Diagnose von Erkrankungen des Gehirns und bei der Entwicklung personalisierter Therapiestrategien.“ Das gelte zum Beispiel für Epilepsie.

    „Es war unsere Vision, im digitalen Zeitalter die neuen Möglichkeiten, über Grenzen hinweg zusammenzuarbeiten, komplexe Zusammenhänge zu analysieren und zu modellieren, für die Neurowissenschaften zu erschließen und damit die Forschung nachhaltig zu beeinflussen. Ich bin froh, dass das gelungen ist und von außen auch so gesehen wird“, sagt Katrin Amunts. Die Hirnforscherin war von 2016 bis 2023 wissenschaftliche Leiterin des Human Brain Project und ist heute Co-Geschäftsführerin von EBRAINS. „Der Erfolg des HBP war nur durch die Arbeit möglich, die so viele Kolleg:innen in ganz Europa im Laufe der Jahre geleistet haben.“

    Mit EBRAINS in die Zukunft der Neurowissenschaften

    Der digitalen Forschungsinfrastruktur EBRAINS bescheinigen die Gutachter:innen in ihrer Zusammenfassung eine „Schlüsselrolle“ in einer künftigen europäischen Partnerschaft im Bereich Brain Health und im neuen Feld der digitalen Hirnforschung. Hiervon zeuge auch das gemeinsame Positionspapier von über 100 Wissenschaftler:innen zur weiteren Entwicklung der digitalen Hirnforschung in den kommenden zehn Jahren, das im April veröffentlicht wurde.

    Human Brain Project

    Das Human Brain Project (HBP) war das größte Hirnforschungsprojekt in Europa und zählt zu den größten Forschungsprojekten, die jemals von der Europäischen Union finanziert wurden. Es war eines der drei FET-Flaggschiffprojekte der EU. An der Schnittstelle von Neurowissenschaften und Informationstechnologie untersuchte das HBP das Gehirn und seine Erkrankungen mithilfe hochentwickelter Methoden aus der Informatik, der Neuroinformatik und der künstlichen Intelligenz und trieb Innovationen in Bereichen wie gehirninspirierter Computing und Neurorobotik an. Als langfristigen Beitrag zur globalen Wissenschaftsgemeinschaft hat das HBP EBRAINS geschaffen, eine offene europäische Forschungsinfrastruktur, die es WissenschaftlerInnenn und TechnologieexpertInnen ermöglicht, effizient zusammenzuarbeiten und Fortschritte in den Bereichen Neurowissenschaften, Informatik und Medizin zu beschleunigen.
    https://www.humanbrainproject.eu/en/

    EBRAINS

    EBRAINS (European Brain Research Infrastructures) ist eine einzigartige digitale Forschungsinfrastruktur, die von 2013 bis 2023 durch das Human Brain Project entwickelt wurde. EBRAINS erlaubt Wissenschaftler:innen, die Komplexität des Gehirns mit Werkzeugen der KI und des Supercomputings, hochaufgelösten 3D-Atlanten, verschiedenen Simulationsansätzen und „digitalen Zwillingen“ zu erforschen. Damit trägt die EBRAINS-Forschungsinfrastruktur europaweit zu einem tieferen Verständnis des Gehirns bei. Sie ermöglicht zahlreiche Projekte zur Entwicklung neuer Behandlungsformen und diagnostische Verfahren für Hirnerkrankungen ebenso wie neuro-inspirierte innovative Computertechnologien, Robotik und KI. EBRAINS ist seit 2021 Teil der Roadmap des renommierten ESFRI-Strategieforums für Europäische Infrastrukturen. Der deutsche Knotenpunkt von EBRAINS wird vom Forschungszentrum Jülich koordiniert.
    https://www.ebrains.eu/

    Pressekontakt:

    Dipl. Biol. Annette Stettien
    Unternehmenskommunikation
    Leitung Externe Kommunikation
    Forschungszentrum Jülich
    Tel.: 02461/ 61 2388
    a.stettien@fz-juelich.de


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr. med. Katrin Amunts
    Director and Working Group Leader "Architecture and Brain Function"
    Forschungszentrum Jülich
    Tel.: 02461/ 61 4300
    k.amunts@fz-juelich.de


    Weitere Informationen:

    http://Pressemitteilung online:
    https://www.fz-juelich.de/de/aktuelles/news/meldungen/2024/erfolgreiche-pioniera...


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Informationstechnik, Medizin
    überregional
    Forschungsprojekte, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).