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Wissenschaft
Mit einer Förderung von vier Millionen Euro im Rahmen der „MSCA Doctoral Networks“ sowie weiteren 600.000 Euro, gefördert durch das Schweizer Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation SBFI, ist das europäische Forschungsprojekt „UPLIFT“ vor kurzem gestartet. Ziel ist, die Perspektiven der Tumortherapie mit einem innovativen Ansatz zu erweitern. Geleitet wird das Projekt von den GSI-Wissenschaftlern Professor Christian Graeff und Dr. Lennart Volz.
Das Projekt vereint 15 führende Wissenschaftseinrichtungen und Industriepartner aus ganz Europa und widmet sich der Entwicklung der Strahlentherapie in aufrechter Körperhaltung – ein Paradigmenwechsel, der den weltweiten Zugang zu fortschrittlicher Krebsbehandlung entscheidend verbessern könnte.
Die Strahlentherapie (RT) ist ein Hauptpfeiler der modernen Krebsbehandlung. Konventionell werden Patient*innen liegend behandelt, während der Strahl mit einer Lenkungsvorrichtung (Gantry) um den Körper herumgeführt werden kann und so aus einem beliebigen Winkel auf den Tumor ausrichtet wird. „UPLIFT“ dagegen fokussiert sich auf eine alternative Methode, bei der die Behandlung bei aufrechter Körperhaltung erfolgt und die Patient*innen beliebig auf einen festen Strahl ausgerichtet werden können. Dieser Ansatz bietet nicht nur klinische Vorteile, sondern könnte auch Platz und Kosten sparen– zwei wesentliche Faktoren, um fortschrittliche Behandlungsmethoden weltweit zugänglicher zu machen.
Durch diesen geringeren Platzbedarf und niedrigere Behandlungskosten rückt die Strahlentherapie in aufrechter Haltung in den Mittelpunkt der UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung: Aktuell leben 80 Prozent der Krebspatienten in Ländern, in denen nur fünf Prozent der globalen Strahlentherapie-Kapazitäten vorhanden sind. Die aufrechte Patientenlagerung kann helfen, diese Lücke zu schließen, indem sie den Zugang zu lebensrettenden oder –verlängernden Behandlungen weltweit erleichtert. Darüber hinaus verbessert eine aufrechte Behandlung den Patientenkomfort und ist mit anatomischen und physiologischen Vorteilen verbunden, beispielsweise einer geringeren Atembewegung.
Die aufrechte Patientenlagerung und entsprechende Bildgebungslösungen stoßen auf großes Interesse. Doch noch sind wichtige wissenschaftliche Fragen offen, es fehlen internationale Leitlinien für die aufrechte Strahlentherapie, zudem sind die bestehenden Strahlentherapie-Arbeitsabläufe auf liegende Patient*innen ausgerichtet. Mit 17 Einzelprojekten, und zwei weiteren, die an englischen Instituten geplant sind, wird „UPLIFT“ wichtige Fragen in den Bereichen Behandlungsplanung, klinische Arbeitsabläufe und Gerätekonstruktion untersuchen. Insbesondere die Herausforderung, die hohen Präzisionsansprüche der modernen Strahlentherapie auch bei der aufrechten Körperhaltung zu erfüllen, wird im Mittelpunkt der Forschung stehen. Fragen wie „Welche Patienten sind für eine Strahlentherapie in aufrechter Haltung geeignet?“ oder „Wie lässt sich das neue Equipment, wie etwa ein Behandlungsstuhl oder hochmoderne Bildgebungssysteme, optimal einsetzen?“ sollen durch das Projekt beantwortet werden.
UPLIFT will aber nicht nur technische und wissenschaftliche Durchbrüche erzielen, sondern auch die nächste Generation von Expert*innen aufbauen. Da die ersten Kliniken neue Technologien für aufrechte Strahlentherapie einführen, besteht bereits weltweit ein Bedarf an geschulten Fachkräften in Industrie, Kliniken und Hochschulen, um die anvisierten Vorteile für die Patientenversorgung zu erreichen. Durch UPLIFT, das akademische und klinische Zentren mit führenden Industriepartnern verbindet, wird ein europaweites Netzwerk solcher Spezialisten geschaffen. Das Projekt nutzt dabei die neuesten Technologien für Strahlentherapie in aufrechter Haltung, die durch die beteiligten hochklassigen Industrievertreter aus ganz Europa eingebracht werden.
„UPLIFT wird die moderne Strahlentherapie revolutionieren und sie menschlicher, zugänglicher und nachhaltiger machen“, sagen die beiden Projektleiter Professor Christian Graeff und Dr. Lennart Volz. „Das Forschungsprojekt könnte nicht nur die Kosten für die Behandlung senken, sondern auch den Komfort und die Behandlungsergebnisse für Patient*innen verbessern und Europa so an die Spitze des Paradigmenwechsels zu einer Strahlentherapie in aufrechter Haltung führen.“ Der Leiter der GSI-Abteilung Biophysik, in der das Projekt koordiniert wird, Professor Marco Durante, betont: „Ich freue mich, dass Professor Graeff und Dr. Volz ein solch großes Förderprojekt leiten. Es ist ein zukunftsweisendes Zeichen für unsere biomedizinische Forschungskompetenz und zugleich ein wichtiger Impuls für die Partikeltherapie. UPLIFT hat das Potenzial, die künftigen Behandlungsmethoden im Kampf gegen den Krebs entscheidend zu erweitern.“
Beteiligung:
Insgesamt sind 15 Wissenschaftseinrichtungen und Industriepartner an dem Projekt beteiligt, in Deutschland drei Helmholtzzentren (GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung, Deutsches Krebsforschungszentrum KFZ, Helmholtzzentrum Dresden-Rossendorf), in Italien ASG Superconductors, Centro Nazionale di Adroterapia Oncologia, in Frankreich Centre Leon Berard, TheraPanacea, in Polen Jagiellonen-Universität, in Tschechien Tschechische Technische Universität, in Slowenien Cosylab, in Schweden RaySearch Laboratories, in der Schweiz das Paul-Scherrer Institut, in England Sheffield Hallam University, Leo Cancer Care und die Loughborough University.
Behandlungsplatz bei GSI: Hier wurde die Tumortherapie mit Ionenstrahlen entwickelt, die Patient*inn ...
Foto: G. Otto/GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung
Ein Blick in die Zukunft: So könnte ein Behandlungsplatz künftig aussehen, mit einem flexiblen Syste ...
Grafik: Leo Cancer Care Ltd
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin, Physik / Astronomie
überregional
Forschungsprojekte, Kooperationen
Deutsch
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