idw - Informationsdienst
Wissenschaft
Die Deutsche Gesellschaft für Osteuropakunde (DGO e.V.) ist Ziel eines Hackerangriffs geworden. Unbefugte haben über einen längeren Zeitraum Emails ausgewählter Postfächer des Fachverbandes ausgeleitet. Die vorliegenden Informationen deuten auf staatlich-russische Akteure als Urheber hin. Die DGO sieht diesen Angriff – gemeinsam mit ihrer Einstufung als „extremistische Organisation“ in Russland – als Teil der russischen hybriden Kriegsführung gegen Deutschland an.
Russland führt diesen Krieg mit dem Ziel, die deutsche Gesellschaft zu verunsichern. Dies haben Medienberichte der letzten Monate deutlich gemacht. Auch die DGO ist Ziel dieser hybriden Kriegsführung. Im Juli dieses Jahres wurde sie in Russland als „extremistische Organisation“ gelistet. Inzwischen ist klar, dass der Wissenschaftsverband bereits über einen längeren Zeitraum Ziel eines Cyberangriffs war. Dieser Angriff, der hochprofessionell und technisch äußerst versiert durchgeführt wurde, zielte darauf ab, umfassende Informationen über die Arbeit der DGO zu erhalten.
Die so entstandene Sicherheitslücke konnte in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für die Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) und dem Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) inzwischen geschlossen werden.
Mit den jüngsten Attacken auf die DGO eskaliert Russland seinen hybriden Krieg gegen Deutschland weiter. Durch die Listung als „extremistische Organisation“ gilt die DGO – nach russischem Recht – als eine kriminelle Vereinigung mit allen rechtlichen Konsequenzen für ihre Mitglieder, ihre Organe und ihr weiteres Umfeld. Daraus erwachsen weitreichende Folgen für die osteuropabezogene Wissenschaft in Deutschland und darüber hinaus, denn die persönliche Freiheit von Wissenschaftler*innen, egal welcher Staatsangehörigkeit, wird massiv eingeschränkt. Eine fundierte Forschung zu Russland soll so weiter unterbunden werden.
Die DGO ist die erste deutsche Organisation und die erste wissenschaftliche Einrichtung überhaupt, die von russischer Seite als „extremistisch“ gelistet wurde. Mit hoher Wahrscheinlichkeit werden weitere Organisationen in Deutschland und anderen Staaten folgen. Daher ist es unerlässlich, dass Bundesregierung und Bundestag strategische Antworten auf diese russischen Angriff finden:
• die Einstufung der DGO sollte mit russischen staatlichen Behörden auf unterschiedlichen Ebenen thematisiert und scharf zurückgewiesen werden;
• Wissenschaftler*innen, die Forschungsreisen in Staaten unternehmen, die enge Beziehungen zu Russland pflegen, müssen umfassend geschützt werden;
• bestehende und neue Forschungskooperationen mit diesen Staaten sollten an eine Schutzgarantie für Wissenschaftler*innen aus Deutschland geknüpft werden;
• politisch gefährdete Wissenschaftler*innen aus Belarus, Russland und anderen autokratisch regierten Staaten sollten analog zu gefährdeten Personen aus dem Medien- und Menschenrechtsbereich Schutz in Form von Asyl erhalten;
• wir brauchen dringend eine Strategie zur langfristigen Sicherung der Osteuropa-, insbesondere der Russlandforschung.
Die DGO steht bereits mit verschiedenen Ministerien sowie Abgeordneten des deutschen Bundestages im Austausch und setzt sich für die genannten Maßnahmen ein. Der Vorstand der DGO hat hier eine klare Haltung: „Wir werden uns den Versuchen, fundierte und kritische Forschung zu Russland zu unterbinden, nicht beugen und unsere Arbeit unbeirrt weiterführen“, so Ruprecht Polenz, Präsident der DGO.
Berlin, 10. Oktober 2024
Sebastian Lambertz
presse@dgo-online.org
+49 30 214 784 12
http://Zur Listung der DGO als "extremistische Organisation" siehe auch unser Statement vom 30. Juli 2024: https://dgo-online.org/informieren/aktuelles/dgo-russland-extremistische-organis...
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
fachunabhängig
überregional
Kooperationen, Wissenschaftspolitik
Deutsch
Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.
Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).
Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.
Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).
Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).