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Wissenschaft
Studie der Uni Hohenheim: Die meisten Menschen finden KI-Kunst genauso ästhetisch wie menschliche Kreationen – solange sie nicht in direktem Wettbewerb stehen.
Video unter https://www.instagram.com/p/DBf267vs6E6/?next=%2F
Künstliche Intelligenz oder menschliche Kreativität: Ob ein Bild gefällt oder nicht, hängt nicht davon ab, wen das Publikum für dessen Schöpfer hält – solange es nur eine Variante vorgelegt bekommt. Im direkten Vergleich jedoch schneiden Bilder, die angeblich von Menschen stammen, besser ab als vermeintlich KI-generierte Kunst, so die Universität Hohenheim in Stuttgart. Um zu diesem Ergebnis zu kommen, hatte ein Team von Psycholog:innen Geschmacksurteile und Kaufpräferenzen in einer Online-Studie untersucht. Die Studienteilnehmenden wussten nicht, dass in Wirklichkeit alle Bilder KI-generiert waren.
Für ihre Online-Studie teilten die Psycholog:innen der Universität Hohenheim ihre rund 950 Testpersonen in drei verschiedene Gruppen ein. Alle Personen bekamen dieselben 20 Bilder zu sehen. Der einen Gruppe wurde erzählt, die Bilder seien alle von Künstlicher Intelligenz erzeugt worden. Der zweiten Gruppe wurde angegeben, dass die Bilder von Menschen gestaltet seien.
„Bei der dritten Gruppe haben wir variiert: Bei 50 % der Bilder gaben wir an, dass sie von KI erzeugt wurden, bei der anderen Hälfte, dass sie von Menschen geschaffen wurden“, erklärt Nicolas Neef, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachgebiet Nachhaltige Entwicklung und Wandel.
„Anschließend sollten unsere Proband:innen entscheiden, wie ihnen die Bilder gefallen und ob sie sie kaufen würden“, so Nicolas Neef.
Der Clou: Die Testpersonen bewerteten ausschließlich KI-generierte Bilder
Was die Studienteilnehmenden nicht wussten: Alle Bilder waren KI-generiert. „Um möglichst unvoreingenommene Bewertungen zu erhalten, haben wir sämtliche Bilder mit dem KI-Bildgenerator Midjourney erstellt“, erläutert Sarah Zabel, Doktorandin am Fachgebiet Nachhaltige Entwicklung und Wandel der Universität Hohenheim und Co-Autorin der Studie.
„So konnten wir sicherstellen, dass unsere Studienteilnehmenden die Bilder nicht bereits kennen“, so Sarah Zabel.
KI-Kunst schneidet genauso gut ab wie vermeintliche Kunst eines Menschen
Das Verblüffende: „Werden vermeintlich menschliche und KI-Kunst getrennt voneinander bewertet, schneiden beide gut ab“, führt Neef aus. „In den ersten beiden Gruppen bewerteten unsere Testpersonen die Ästhetik der Bilder ähnlich positiv und auch die Kaufbereitschaft war ähnlich hoch.“
Dieses Ergebnis decke sich mit vorherigen Studien, bei denen die Testpersonen vermeintlich menschliche und KI-generierte Kunst getrennt voneinander bewerteten.
Menschen honorieren menschliche Kreativität
Eine größere Überraschung für die Psycholog:innen war das Verhalten der dritten Gruppe, die sowohl vermeintlich menschliche als auch KI-Bilder bewertete: „In dieser Gruppe erhielten die Kunstwerke mit der Angabe „von Menschen“ bessere Bewertungen als die Bilder mit dem Label „KI-generiert“, so Nicolas Neef. Auch die Kaufbereitschaft sei bei den vermeintlich menschlichen Werken größer gewesen.
„Im direkten Wettbewerb haben unsere Testpersonen die Leistung der vermeintlich menschlichen Künstler:innen also mit einem zusätzlichen Bonus honoriert“, fasst Prof. Dr. Siegmar Otto, Leiter des Fachgebiets Nachhaltige Entwicklung und Wandel, zusammen.
„Unsere Studie zeigt somit, dass Menschen KI-Kunst gegenüber nicht negativ voreingenommen sind und sie auch nicht schlechter bewerten. Das Ergebnis zeigt vielmehr, dass Kunst, die scheinbar von Menschen stammt, im direkten Vergleich mit KI-Kunst aufgewertet wird“, so Prof. Dr. Otto.
Empathie und persönliche Einstellung zu KI beeinflussen, ob KI-Kunst gefällt
Ebenso interessant: wie stark der „Menschlichkeits-Bonus“ ausfällt, hängt auch von der Persönlichkeitsstruktur der Testpersonen ab. Um dies zu ermitteln, erhoben die Wissenschaftlerinnen mithilfe eines standardisierten Fragebogens, wie empathisch ihre Studienteilnehmenden waren und wie sie künstlicher Intelligenz gegenüber eingestellt waren.
Das Ergebnis: „Es zeigte sich, dass Empathie besonders in Wettbewerbssituationen von KI-Kunst und menschlicher Kunst eine Rolle spielt. Empathische Personen können sich eher in die Lage der Kunstschaffenden hineinversetzen, deren Werke mit KI-generierte Kunst konkurrieren“, erklärt Nicolas Neef.
Außerdem habe die persönliche Einstellung zu künstlicher Intelligenz die Bewertung der Bilder beeinflusst: „Personen mit einer allgemein positiven Einstellung zu Künstlicher Intelligenz hielten die Bilder – unabhängig vom Label – generell für ästhetischer. Vermutlich deshalb, weil alle unsere Bilder digitale Kunstwerke waren“, so der Wissenschaftler.
Text: Moormann/Klebs
Nicolas Neef, Universität Hohenheim, Fachgebiet Nachhaltige Entwicklung und Wandel
T +49 711 459 24 942, E nicolas.neef@uni-hohenheim.de
Sarah Zabel, Universität Hohenheim, Fachgebiet Nachhaltige Entwicklung und Wandel
E sarah_zabel@uni-hohenheim.de
Prof. Dr. Siegmar Otto, Universität Hohenheim, Fachgebiet Nachhaltige Entwicklung und Wandel
T +49 711 459 24940, E siegmar.otto@uni-hohenheim.de
https://doi.org/10.1007/s00146-024-02020-z
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, jedermann
Gesellschaft, Informationstechnik, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Psychologie
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
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