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30.10.2024 09:45

Effizienzsteigerung im Bergbau durch KI und Automatisierung

Petra Nolis M.A. Marketing & Kommunikation
Fraunhofer-Institut für Lasertechnik ILT

    »Machen statt Zaudern«. So lautet die KI-Strategie, die Prof. Constantin Häfner,
    Leiter des Fraunhofer-Instituts für Lasertechnik ILT, auf dem »AKL’24 –
    International Laser Technology Congress« in Aachen vorstellte. Die
    pragmatische Strategie setzen Fachleute des Instituts im deutsch-kanadischen
    Projekt AI-SLAM in die Tat um. Dort entsteht ein KI-Werkzeug zum
    automatisierten Laserauftragschweißen von Verschleißteilen für den Bergbau.

    AI-SLAM: Fünf Buchstaben stehen für das ehrgeizige deutsch-kanadische Projekt
    »Artificial Intelligence Enhancement of Process Sensing for Adaptive Laser Additive
    Manufacturing«. Ehrgeizig, weil es mit KI das Laserauftragschweißen (Laser Material
    Deposition, LMD) auf ein neues Niveau hebt. Die KI-Software soll in Echtzeit
    automatisch Geometrien während des Beschichtens erfassen, Abweichungen der
    Prozessparameter regulieren und iterativ den Prozess durch Analyse umfangreicher
    Datenmengen verbessern.

    Die Idee stammt von Amit Varma, Mitgründer und Geschäftsführer der Braintoy Inc.
    aus Calgary in Kanada, der als Zielgruppe primär die kanadische Bergbauindustrie sieht.
    Diese steht nämlich vor einem Dilemma: Jährlich gilt es, Millionen von Verschleißteilen
    wie Steinbrecherzähne, Bohrkronen oder Reißzähne zu reparieren und neu zu
    beschichten. Bewährt hat sich dabei zwar das Laserauftragschweißen, doch dafür
    benötigen die Unternehmen sehr erfahrene Maschinenbedienende. Dazu zählt etwa
    die Apollo Machine and Welding Ltd. aus Alberta in Kanada, die als typischer
    Anwender an dem 2022 gestarteten Projekt teilnimmt. »Für derartige Job-Shops ist es
    unmöglich, viele erfahrene Laserbearbeiter einzustellen«, erklärt Varma. »Wir wollen
    nun mit KI die Aufgaben des Bedienungspersonals vereinfachen.«

    Null-Fehler-Produktion: Jedes Bauteil perfekt Laserbeschichten

    Zum Einsatz kommt als Basissoftware OpenARMS (Open Adaptive Repair and
    Manufacturing Software) von der BCT Steuerungs- und DV-Systeme GmbH, Dortmund,
    die speziell für die Anpassung der Bearbeitungspfade in Herstellungsprozessen
    konzipiert wurde. Sie arbeitet mit der Web-Plattform mIOS von Braintoy, laut Varma
    die einzige Technologie weltweit, die jeden Datentyp erfassen und in derselben Pipeline
    ausführen kann: »Die KI empfiehlt zunächst die Parameter, die der Maschinenführer einstellen muss. Dann passt sie diese Parameter sekundengenau an, damit die Beschichtung jedes Mal perfekt ausfällt.«
    Eine wichtige Rolle spielt in dem Projekt das Fraunhofer ILT, das vorwiegend sein
    langjähriges Know-how beim Laserbeschichten mit dem LMD-Verfahren einsetzt.
    Projektleiter Max Zimmermann: »Wir qualifizieren die LMD-Prozesse, um sagen zu
    können, ob es eine gute oder eine schlechte Beschichtung ist. Die Hauptaufgabe
    besteht darin, unser Know-how zu visualisieren und zu digitalisieren.« Dazu lassen die
    Forschenden aus Aachen LMD-Prozesse laufen und die Daten in einer Form erfassen,
    die eine KI lesen und verarbeiten kann.

    Echtzeit-Prozess: Ausschuss mit KI vermeiden

    Mit diesen richtig erfassten Daten steht und fällt der Machine Learning-Prozess. Nur mit
    ihnen kann AI-SLAM Fehler während der Beschichtung vermeiden: Die KI klassifiziert im
    Idealfall alle Fehler in Echtzeit und sagt dem Bedienenden, was zu tun ist. Varma: »Die
    Maschine bekommt also ein Gehirn, das erklärt, wie sich Fehler vermeiden lassen!«
    Die ersten Modelle sind bereits im Einsatz; aktuell läuft die Integration weiterer
    Sensoren und die Entwicklung einer »Empfehlungsmaschine« für Anwender.
    Sie soll ähnlich wie die Streaming-Plattform Netflix arbeiten, die ihren Kunden Filme
    empfiehlt, die ihnen gefallen könnten. Bis zum Projektende im März 2025 ist ein
    Echtzeitprozess geplant, der optimale Parameter für die Fehlerkorrektur empfiehlt und
    jedem Anwender ermöglicht, Fehler präventiv zu vermeiden.

    Aber auch auf die Laserbeschichtung wird sich das Projekt auswirken, ist sich
    Zimmermann sicher: »Das Projekt rationalisiert den LMD-Prozess, indem es ihn von der
    Werkzeugbahnplanung bis zur Ausführung automatisiert. Man scannt die Oberfläche,
    stellt die Parameter ein und startet einfach den Prozess. Diese Effizienzverbesserung ist
    sowohl für erfahrene als auch für neue Anwender wichtig, weil die Optimierung die
    Einstiegshürden in die LMD-Technologie senkt.«

    Weitere Partner für AI-SLAM gesucht

    Obwohl das Projekt nicht mehr lange läuft, beabsichtigt Braintoy, mit zusätzlichen
    Partnern zusammenzuarbeiten. Varma: »Derzeit besteht eine enge Kooperation
    zwischen vielen Partnern, die von der kanadischen und der deutschen Regierung
    unterstützt wird. Aber wir versuchen künftig auch, mit anderen zusammenzuarbeiten,
    denn wir wollen unsere FuE-Ergebnisse nicht geheim halten.«

    Potenzielle Interessierte können sich direkt bei Braintoy oder dem Fraunhofer ILT
    melden. Über den aktuellen Stand des Projekts AI-SLAM informieren Fachleute des Fraunhofer ILT auf der Formnext 2024 in Frankfurt am Main vom 19. bis 22. November
    2024.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Max Zimmermann M.Sc.
    Projektleiter
    Prozess- und Anwendungsentwicklung LMD
    Telefon +49 241 8906-253
    max.zimmermann@ilt.fraunhofer.de

    Dr.-Ing. Thomas Schopphoven
    Abteilungsleiter Laserauftragschweißen
    Telefon +49 241 8906-8107
    thomas.schopphoven@ilt.fraunhofer.de

    Fraunhofer-Institut für Lasertechnik ILT
    Steinbachstraße 15
    52074 Aachen
    www.ilt.fraunhofer.de


    Weitere Informationen:

    http://www.ilt.fraunhofer.de


    Bilder

    Beschichtung von Baggerzähnen mit Laserauftragschweißen (Laser Material Deposition, LMD).
    Beschichtung von Baggerzähnen mit Laserauftragschweißen (Laser Material Deposition, LMD).

    ©Fraunhofer ILT, Aachen.

    Der KI-gesteuerte LMD-Prozess vereinfacht die Rolle des Bedieners bei der Beschichtung von Baggerzähnen.
    Der KI-gesteuerte LMD-Prozess vereinfacht die Rolle des Bedieners bei der Beschichtung von Baggerzäh ...

    ©Fraunhofer ILT, Aachen.


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler
    Informationstechnik, Maschinenbau, Werkstoffwissenschaften
    überregional
    Forschungsprojekte, Kooperationen
    Deutsch


     

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