idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
15.11.2024 08:23

Selen-Proteine: Neuer Ansatzpunkt für die Krebsforschung

Sebastian Hofmann Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Julius-Maximilians-Universität Würzburg

    Eine aktuelle Studie der Uni Würzburg zeigt, wie ein wichtiges Enzym in unserem Körper bei der Produktion von Selen-Proteinen unterstützt – für die Behandlung von Krebs bei Kindern könnte diese Entdeckung neue Strategien eröffnen.

    Eigentlich sind Proteine, die das Element Selen enthalten, für uns Menschen überlebenswichtig: Sie helfen beim Abbau schädlicher Stoffe in unserem Körper, unterstützen das Immunsystem und spielen eine wichtige Rolle bei Stoffwechselprozessen. Allerdings können sie auch unerwünschte Aktivitäten entfalten – so etwa das Protein Glutathionperoxidase 4 (GPX4), das Krebszellen vor dem Zelltod schützt.

    „Diese Schutzfunktion von GPX4 stellt eine große Herausforderung für Standard-Krebstherapien dar, weil sie das Überleben von Krebszellen trotz Medikamentenzugabe begünstigt“, erklärt Pedro Friedmann Angeli, Professor am Lehrstuhl für Translationale Zellbiologie der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU). „Umgekehrt heißt das: Wenn es uns gelingt, die Produktion von GPX4 zu hemmen, können wir möglicherweise Krebszellen gezielter angreifen und zerstören. Das ist besonders vielversprechend für die Behandlung des Neuroblastoms, das vor allem Kinder betrifft.“

    Krebszellen anfälliger machen

    Gemeinsam mit Forschenden des Heidelberg Institute for Stem Cell Technology and Experimental Medicine um Juniorgruppenleiter Hamed Alborzinia fokussiert sich Friedmann Angelis Lehrstuhl deshalb auf die Forschung zur Hemmung von Enzymen, die die Produktion von Selenproteinen fördern. „Bislang war nur bekannt, dass ein Enzym namens Selenocystein-Lyase (SCLY) diese Funktion übernimmt“, sagt Zhiy Chen, Doktorand in Friedmann Angelis Team und Erstautor der Studie. „Unsere Forschung hat nun aber ein weiteres Protein identifiziert, das dazu beiträgt, die Selen-Protein-Produktion aufrechtzuerhalten, wenn SCLY nicht vorhanden ist: Peroxiredoxin 6, kurz PRDX6.“

    Mittels modernster Techniken wie Massenspektrometrie und CRIPSR-Cas9-basierte Genomik entdeckte das Forschungsteam, dass PRXD6 sich direkt an Selen bindet und das Spurenelement – ähnlich wie ein Shuttle – zur weiteren Protein-Produktion transportiert. Zur Einordnung: Massenspektrometrie ist eine wissenschaftliche Methode zur Analyse der Masse und Struktur von Molekülen. In der Studie konnte das Forschungsteam auch zeigen, dass die Hemmung von PRXD6 bei der Behandlung von Neuroblastomen von Vorteil sein könnte.

    Nächste Schritte in der Krebsforschung

    Eine weitere Erkenntnis: Obwohl PRXD6 Zellen helfen kann, in Abwesenheit von Selenocystein-Lyase (SCLY) zu überleben, zeigt es nicht die gleiche hohe enzymatische Aktivität. In weiteren Forschungen will Friedmann Angelis Team nun herausfinden, welche zusätzlichen Proteine zusammen mit PRXD6 die erforderliche enzymatische Rolle von SCLY übernehmen. Zudem plant es die Entwicklung von molekularen Hemmstoffen, die sowohl auf SCLY als auch auf PRXD6 abzielen, um das Wachstum von Krebszellen besser einzuschränken.

    Beteiligt an der Studie waren neben der Universität Würzburg auch die Universität São Paulo in Brasilien, das Heidelberg Institute for Stem Cell Technology and Experimental Medicine sowie das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ). Finanzielle Unterstützung gab es vom Rudolf-Virchow-Zentrum der Universität Würzburg, der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), der EU-H2020 (ERC-CoD, DeciFERR) und der José Carreras Leukämie-Stiftung.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Pedro Friedmann Angeli, Lehrstuhl für Translationale Zellbiologie, Tel. +49 931 31-85547, pedro.angeli@uni-wuerzburg.de


    Originalpublikation:

    PRDX6 contributes to selenocysteine metabolism and ferroptosis resistance. Zhiyi Chen, Alex Inague, Kamini Kaushal, Hamed Alborzinia, Sayuri Miyamoto, José Pedro Friedmann Angeli. Veröffentlicht am 14.11.2024. DOI: 10.1016/j.molcel.2024.10.027 (Link: https://doi.org/10.1016/j.molcel.2024.10.027)


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Biologie, Chemie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).