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04.08.2004 14:51

Der alte Kampf mit dem inneren Schweinehund

Stefanie Hahn Abteilung Hochschulkommunikation/Bereich Presse und Information
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Tagung zum Thema Willensschwäche im Mittelalter vom 12.-14. August an der Universität Jena

    Jena (04.08.04) Warum bleibe ich lieber im Bett, obwohl ich mir vorgenommen habe, früh aufzustehen? Warum bleibe ich vor dem Fernseher hängen, obwohl ich noch etwas erledigen will? Warum tue ich also, was ich eigentlich nicht will? Diese Frage beschreibt ein Grundmuster menschlichen Verhaltens: Wir verstehen, dass etwas falsch, schlecht oder zumindest nicht das Beste ist und möchten es nicht tun, tun es im Endeffekt aber doch. Die Problematik der Willensschwäche oder wie Aristoteles sie nennt "Akrasia" beschäftigt die Philosophen und Ethiker schon seit der Antike. So wird diskutiert, ob wir nur scheinbar erkennen, was das Gute ist. Weiterhin stellt sich die Frage, ob wir in dem Moment, wo wir es unterlassen etwas zu tun, aus freiem Willen handeln oder gewissen Zwängen unterliegen? Wie die Philosophen des Mittelalters diese Fragen beantworten, das beleuchtet eine Konferenz, die vom 12. bis 14. August an der Friedrich-Schiller-Universität Jena stattfindet. Die Tagung "Akrasia und Incontinentia" wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.

    Die Tagung betritt Neuland. "Die Antworten des Mittelalters sind bis heute kaum erforscht", zeigt Dr. Matthias Perkams von der Universität Jena die Wissenslücke auf. Der Mitarbeiter der Nachwuchsgruppe "Spätantike und byzantinische Literatur" hat gemeinsam mit Prof. Dr. Theo Kobusch und Dr. Jörn Müller von der Universität Bonn sowie dem an der Katholischen Universität in Washington D.C. arbeitenden Dr. Tobias Hoffmann die Konferenz organisiert. Die Referenten aus Deutschland, Finnland, Frankreich, der Schweiz und den USA wollen aufzeigen, welche Debatten die Philosophen sowohl im frühen als auch im späten Mittelalter führten.

    So beschäftigt sich Matthias Perkams in seinem Beitrag mit dem Werk Wilhelms von Ockham (1285-1347). Der franziskanische Theologe betonte besonders die Unabhängigkeit des Willens von der Vernunft. Er zeigte am Beispiel von Mönchen, die zum Nachtgebet nicht aus den Federn kommen, dass weder ein böser Wille noch ein Irrtum der Vernunft im Spiel sein muss, wenn sich jemand bewusst entscheidet, seinen Aufgaben nicht nachzukommen. Eine derartige Willensschwäche ist laut Ockham ein Problem eigener Art. Prof. Dr. Risto Saarinen aus Helsinki, ein ausgewiesener Spezialist für die Frage nach der Willensschwäche, beschäftigt sich mit dem Werk Wolfgang Heiders, der in den Jahren 1591 und 1607 Rektor der Jenaer Universität war. Der Aristoteles-Kommentator zieht in seinen Ausführungen aus dem späten Mittelalter die Willensschwäche der Medea aus der griechischen Mythologie heran. Entgegen ihrer Pflicht als Priesterin und gegen ihren eigenen Willen hilft sie dem Helden Jason das heilige Goldene Vlies aus Kolchis zu stehlen.

    Tagungsort ist der Senatssaal im Universitätshauptgebäude (Fürstengraben 1). Das vollständige Tagungsprogramm findet sich im Internet.

    Kontakt:
    Dr. Matthias Perkams
    Nachwuchsgruppe "Spätantike und byzantinische Literatur"
    an der Universität Jena
    Tel.: 03641 / 944315
    E-Mail: Matthias.Perkams@uni-jena.de


    Weitere Informationen:

    http://faculty.cua.edu/hoffmann/akrasia/congress.htm
    http://www2.uni-jena.de/philosophie/altertum/nwg/


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Philosophie / Ethik, Psychologie, Religion
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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