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20.11.2024 14:08

Supraleitungsforscher Mikhail Eremets verstorben

Dr. Susanne Benner Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für Chemie

    Das Max-Planck-Institut für Chemie trauert um herausragenden Wissenschaftler im Bereich der Hochdruck- und Supraleitungsforschung

    Das Institut verliert einen hoch angesehenen Wissenschaftler und sehr geschätzten Kollegen, dessen bahnbrechende Forschung das Gebiet der Supraleitung maßgeblich vorangebracht hat. Neben anderen Erfolgen entdeckte Dr. Mikhail Eremets Supraleitung in wasserstoffreichen Materialien nur knapp unter Raumtemperatur.

    Mikhail Eremets leitete die Forschungsgruppe Hochdruck-Chemie und -Physik am Max-Planck-Institut für Chemie. Er verstarb nach längerer Krankheit am Samstag, den 16. November 2024 im Alter von 75 Jahren. Er wurde am 3. Januar 1949 in der Region Pinsk in Weißrussland geboren. Nach einem Physikstudium in Moskau forschte er seit 1991 unter anderem in Frankreich, Großbritannien, Japan und den USA bevor er 2001 nach Mainz kam.

    „Mikhails Tod ist ein großer Verlust für unser Institut. Wir nehmen Abschied von einem großartigen Kollegen und weltweit führenden Forscher, der eine tiefe Leidenschaft für die Wissenschaft hatte,“ sagt Ulrich Pöschl, Direktor am Max-Planck-Institut für Chemie.

    Mikhail Eremets und seine Gruppe erzielten mehrere bahnbrechende Fortschritte und Entdeckungen in der Hochdruck- und Supraleitungsforschung, darunter die Entdeckung neuer Phasen und Eigenschaften von elementarem Wasserstoff, Stickstoff, Natrium und anderen Substanzen.

    Rekorde im Bereich der Supraleitung

    Insbesondere gelangen Eremets und seinem Team ein Quantensprung und neue Rekordwerte auf dem Gebiet der Hochtemperatursupraleitung: Sie entdeckten konventionelle Supraleitung in Hydriden und erreichten kritische Temperaturen von mehr als 200 K bei Schwefelhydrid und mehr als 250 K bei Lanthanhydrid.

    Diese und andere herausragende wissenschaftliche Leistungen sorgten in der weltweiten Wissenschaftsgemeinschaft für große Begeisterung und führten zu zahlreichen hochrangigen internationalen Auszeichnungen und Preisen. So erhielt Eremets unter anderem den Matthias-Preis 2022, den McGroddy-Preis 2020 und den Falling Wall Breakthrough Award in Physical Sciences 2020. Erst im letzten Jahr hielt er die Bragg Lecture 2023, eine sehr renommierte Vorlesung des University College London. 2015 zählte er im Ranking der Zeitschrift Nature zu den weltweit wichtigsten Forschenden, und 2016 wurde er mit der Ehrendoktorwürde der Universität Leipzig geehrt.

    Die bahnbrechenden Forschungsergebnisse von Mikhail Eremets lösten eine Welle von Folgestudien aus, die seine Resultate bestätigten und erweiterten. Über viele Jahre hinweg konzipierte und realisierte Eremets höchst anspruchsvolle Experimente, in denen er sowohl reinen Wasserstoff als auch verschiedene Arten von wasserstoffreichen Verbindungen untersuchte. Mit seinem Team entwickelte er spezielle Apparaturen, sogenannte Diamant-Ambosszellen, die es ermöglichen, Materialien einem Druck von mehr als einer Million bar auszusetzen.

    Zu den experimentellen Höhepunkten seiner Karriere gehörte auch die Hochdruck-Umwandlung von molekularem Stickstoff in ein Polymer, das ähnlich hart ist wie Diamant und eine extrem hohe Energiedichte besitzt. 2009 zeigten Mikhail Eremets und seine Kollegen, dass Natrium unter extremem Druck transparent wird. Im gleichen Jahr konnte er die Supraleitfähigkeit von Silanen bei hohem Druck nachweisen. 2011 gelang ihm der Beweis, dass elementarer Wasserstoff unter sehr hohem Druck zum Metall wird.

    „Mikhail wird uns in bester Erinnerung bleiben und sehr fehlen. Gleichzeitig können wir dankbar sein, dass eine so inspirierende und herausragende Forscherpersönlichkeit mit einem enormen wissenschaftlichen Erfolg und Vermächtnis an unserem Institut war,“ betont Ulrich Pöschl. „Unser tief empfundenes Beileid gilt den Kollegen, Freunden und der Familie von Mikhail Eremets.“


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Ulrich Pöschl
    Max-Planck-Institut für Chemie
    Telefon: 06131-3057001
    E-Mail: poschl-office@mpic.de


    Weitere Informationen:

    https://www.mpic.de/5619585/nachruf-mikhail-eremets


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Chemie, Physik / Astronomie
    überregional
    Personalia
    Deutsch


     

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