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Wissenschaft
Ausgezeichnetes Engagement: Medizinstudierende machen erste Praxiserfahrung in der studentischen Poliklinik und helfen damit Menschen ohne Krankenversicherung.
Vor fünf Jahren wurde aus einer studentischen Idee Wirklichkeit: Studierende der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) bieten seit 2019 in den Praxisräumen der Caritas am Leibnizufer in Hannover unter ärztlicher Supervision kostenlose medizinische Versorgung für Menschen ohne Krankenversicherung an. In der Studentischen Poliklinik Hannover (StuPoliH) sammeln Medizinstudierende der MHH erste wertvolle Praxiserfahrungen und engagieren sich gleichzeitig sozial. Gestern Abend wurde dieser Einsatz mit dem Wissenschaftspreis Niedersachsen 2024 in der Kategorie „Studierende“ ausgezeichnet.
„Das Leben jeden Tag ein Stück besser machen“
„Die diesjährigen Preisträgerinnen und Preisträger zeigen eindrucksvoll auf, wie unsere Wissenschaft in Niedersachsen eine treibende Kraft für die Entwicklung unseres Landes ist und dazu beiträgt, das Leben in Niedersachsen jeden Tag ein Stück besser zu machen“, sagte Niedersachsens Wissenschaftsminister Falko Mohrs bei der Preisverleihung im Landesmuseum in Hannover mit Blick auf alle Ausgezeichneten. „Und die Preisträgerinnen und Preisträger zeigen auf: An unseren Hochschulen werden die gut qualifizierten und engagierten Fachkräfte ausgebildet, die wir für unseren wirtschaftlichen Fortschritt und die öffentliche Daseinsvorsorge benötigen. Ich gratuliere allen Ausgezeichneten ganz herzlich.“ Der Minister zeichnete in diesem Jahr eine Wissenschaftlerin und drei Wissenschaftler mit dem Wissenschaftspreis Niedersachsen aus, die sich auf herausragende Weise um die Hochschulentwicklung in Niedersachsen verdient gemacht haben, sowie drei Studierende und das StuPoliH-Team der MHH.
Bereicherung der Ausbildung durch wertvolle Praxiserfahrungen
„Die StuPoliH schafft auf eine einzigartige Weise eine Verbindung zwischen bürgerlichem Engagement und anwendungsorientiertem Lernen im Rahmen des Medizinstudiums. Unsere Studierenden bekommen dabei die Möglichkeit, unmittelbar zu erleben und zu verstehen, dass unser Gesundheitssystem noch mit diversen, bislang ungelösten Herausforderungen konfrontiert ist“, erklärt MHH-Studiendekan und StuPoliH-Mitinitiator Professor Ingo Just. MHH-Präsident Professor Michael Manns ergänzt: „Auch unsere Studierenden folgen dem MHH-Motto ‚Jeden Tag für das Leben‘. Sie sind motiviert, sozial engagiert und leistungsfähig. Ich freue mich sehr darüber, dass das Engagement in der studentischen Poliklinik mit dem niedersächsischen Wissenschaftspreis ausgezeichnet wurde und gratuliere ganz herzlich.“
Die Medizinstudierenden der MHH können ab dem dritten Studienjahr ihr Wahlfach in der Studentischen Poliklinik Hannover (StuPoliH) absolvieren. Acht Wochen lang behandeln sie dann jeden Mittwoch Menschen ohne Krankenversicherung. An ihrer Seite stehen jeweils eine Ärztin oder ein Arzt aus den Fachbereichen Anästhesiologie und Allgemeinmedizin sowie eine studentische Tutorin aus fortgeschrittenen Semestern. Die praktischen Erfahrungen, die sie in diesem Kooperationsprojekt mit der Caritas sammeln, sind für die spätere ärztliche Tätigkeit sehr hilfreich. „Die StuPoliH bereichert meine Ausbildung durch wertvolle Praxiserfahrungen sowie eine erweiterte Perspektive und unterstreicht den Wert sozialen Engagements im medizinischen Bereich. Das Projekt sensibilisiert Studierende für die Hindernisse, die Patientinnen und Patienten selbst in einem Land mit gesetzlicher Krankenversicherungspflicht wie Deutschland den Zugang zu medizinischer Regelversorgung erschweren“, erklärt MHH-Studentin Joana Wrasse.
„Alle Beteiligten profitieren“
Die StuPoliH wurde von der damaligen MHH-Studentin Maleen Fiddicke, heute Assistenzärztin an der MHH, gemeinsam mit Studiendekan Professor Just initiiert. „Ich wollte mich als Studentin gerne innerhalb des medizinischen Bereiches engagieren, jedoch wurde regelmäßig eine abgeschlossene Fachausbildung gefordert. Bei der Recherche bin ich dann auf die Studentischen Polikliniken in Frankfurt am Main und Hamburg gestoßen und habe Kontakt nach Frankfurt aufgenommen. So kam alles ins Rollen“, erinnert sich Dr. Fiddicke und freut sich, dass die Sprechstunde sowohl von den Patientinnen und Patienten als auch von den Studierenden rege Inanspruchnahme erfährt. „Es ist ein Zusammentreffen, von dem alle Beteiligten profitieren. Besonders wichtig ist mir, dass wir unsere zukünftigen Kolleginnen und Kollegen dafür sensibilisieren, dass es Menschen gibt, die durch unsere sozialen Sicherungssysteme fallen und dennoch Anspruch auf einen wertschätzenden Umgang und gleichwertige Versorgung haben. Je früher wir hierfür ein Bewusstsein schaffen, desto mehr können soziale Ungleichheiten im Umgang miteinander abgebaut werden. Das fängt bei jedem Einzelnen von uns an.“
Studentische Initiative fand sofort ärztliche Unterstützung
Aktuell ist MHH-Studentin Mareike Sack Sprecherin der studentischen Tutorinnen und Tutoren im Projekt. Sie hat diese Aufgabe vor Kurzem von Joana Wrasse übernommen. Getragen wird das soziale Lehrprojekt auch von MHH-Ärztinnen und Ärzten sowie niedergelassenen Hausärztinnen und -ärzten. Seit Anfang an unterstützt MHH-Anästhesist Dr. Lars Friedrich die StuPoliH. Er begleitet die Studierenden regelmäßig bei ihren Einsätzen: „Unsere Abteilung unterstützt dieses soziale Lehrprojekt gerne mit ihren notfallmedizinischen Erfahrungen, weil wir hier gleich doppelt Gutes tun können. Wir helfen den Studierenden, die Fälle richtig zu bewerten, und ermöglichen damit häufig verzweifelten Patientinnen und Patienten ohne Versicherung am Rande unserer Gesellschaft eine ärztliche Behandlung. Von einer politischen Diskussion, wie man sie in die gesetzliche Versorgung integriert, haben diese Menschen nichts. In solchen Fällen muss man einfach machen.“ Das MHH-Institut für Allgemeinmedizin brachte sich ebenfalls in die Entwicklung ein, stellt die fortlaufende Durchführung personell und organisatorisch mit sicher und hat auch die Co-Lehrverantwortung inne. Die Gesellschaft der Freunde der MHH unterstützt die Sprechstunde finanziell.
SERVICE:
Weitere Informationen zur StuPoliH erhalten Sie bei Mareike Sack, E-Mail: stupolih@mh-hannover.de.
Informationen zu allen mit dem Wissenschaftspreis Niedersachsen 2024 ausgezeichneten Preisträgerinnen und Preisträgern finden Sie unter: https://www.mwk.niedersachsen.de/wissenschaftspreis/wissenschaftspreis-niedersac...
MHH-Studentin, die mit einer Tutorin aus fortgeschrittenen Studienjahren und einer Ärztin in der Stu ...
Copyright: Annika Morchner/MHH.
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