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Cash Grants sind vielversprechend, was Überleben und Wachstum von kleinen Unternehmen in instabilen politischen Kontexten angeht. Das ist das Ergebnis einer Studie von Ökonomen der Universität Passau und der Weltbank in Washington D.C. und Burkina Faso.
In der Entwicklungszusammenarbeit lautet eine wichtige politische Frage: Sollten Fördermaßnahmen flexibel oder zweckgebunden sein? In einer Studie haben Forschende der Universität Passau und der Weltbank diese Frage mit Blick auf die Überlebenschancen kleiner agrarnaher Betriebe in Burkina Faso untersucht und kommen zu einem klaren Ergebnis: Cash Grants, direkte Geldzuschüsse, schnitten in den meisten Kategorien besser ab und zeigten sich zudem als kosteneffizienter.
„Empfängerinnen und Empfänger von Geldbeträgen wiesen höhere Überlebensraten, verbesserte Geschäftspraktiken, eine stärkere Professionalisierung und mehr Innovationsaktivitäten auf“, erklärt Prof. Dr. Michael Grimm, Inhaber des Lehrstuhls für Development Economics an der Universität Passau. Er ist Hauptautor der Studie, die im Oktober in der renommierten Fachzeitschrift „Journal of Development Economics“ unter dem Titel „Supporting small firms in a fragile context: Comparing matching and cash grants in Burkina Faso“ erschienen ist. Zu Deutsch etwa: „Unterstützung kleiner Unternehmen in einem fragilen Umfeld: Vergleich von Matching und Cash Grants in Burkina Faso“.
Gemeinsam mit seinen Ko-Autoren Dr. Sidiki Soubeiga, ehemaliger Doktorand an der Universität Passau und jetzt Berater bei der Weltbank in Burkina Faso, und Dr. Michael Weber, leitender Ökonom bei der Weltbank in Washington D.C., führte Prof. Dr. Grimm in Burkina Faso ein randomisiertes Feldexperiment durch, um die mittelfristigen Auswirkungen und die Kosteneffizienz sogenannter Cash und Matching Grants zur Förderung des Unternehmenswachstums und der Schaffung von Arbeitsplätzen in einem politisch fragilen und ländlichen Umfeld zu untersuchen. Bei Cash Grants handelt es sich um Geldbeträge, die für beliebige Geschäftszwecke eingesetzt werden konnten. Matching Grants sind zweckgebundene Zuschüsse zu Dienstleistungen zur Unternehmensentwicklung. Das sind beispielsweise Schulungen oder Expertenberatungen.
Ergebnisse im Überblick
Zwei Jahre nach der Einführung der Maßnahmen stellte das Forschungsteam folgende Effekte fest:
• Bei allen Ergebnisgrößen schnitten die Empfängerinnen und Empfänger von direkten Geldzahlungen (Cash Grants) besser ab als jene von zweckgebundenen Beihilfen (Matching Grants).
• Die meisten Empfängerinnen und Empfänger von Cash Grants entschieden sich, das Geld für Investitionsgüter, Betriebsmittel und Vieh zu verwenden und nicht für technische oder finanzielle Beratungsleistungen. Es gab kaum Hinweise auf Betrug oder Missbrauch.
• Unternehmen, die Geldbeiträge erhielten, steigerten ihre Investitionen, verzeichneten ein größeres Wachstum des Kapitalstocks und waren widerstandsfähiger gegenüber der COVID-19-Krise.
• Allerdings führten weder Cash Grants noch Matching Grants zu einer signifikanten Steigerung von Gewinn, Umsatz und Beschäftigung im Vergleich zur Kontrollgruppe.
• Cash Grants verursachten insgesamt weniger Kosten. Einschließlich der Zuschüsse lagen diese im Durchschnitt bei 6658 US-Dollar pro Unternehmen, die Kosten der Matching Grants bei 7135 US-Dollar.
Die Forschenden führten die Studie als randomisiertes Experiment von 2019 bis 2022 in Burkina Faso in Zusammenarbeit mit der Maison de l'Entreprise du Burkina Faso (MEBF) und Innovations for Poverty Action (IPA) durch. IPA übernahm die Datenerhebungen vor Ort. Teilnehmende Unternehmen konnten bis zu 8000 US-Dollar erhalten – entweder in Form von Geldbeträgen oder zweckgebundenen Beihilfen. Die Beschaffungsvorschriften für die sogenannten Matching Grants waren deutlich strenger. Dies spiegelte sich auch in den Ergebnissen wider: So beklagten Empfängerinnen und Empfänger dieser Beihilfen unter anderem komplexe Beschaffungsregeln. Um sich für eine Fördermaßnahme zu qualifizieren, mussten die Unternehmen an einem Businessplan-Wettbewerb teilnehmen. Aus 2279 Bewerbungen wählten Experten im Auftrag von MEBF 1200 Unternehmerinnen und Unternehmer aus, die mittels einer öffentlichen Lotterie zufällig in Begünstigte von Cash oder Matching Grants sowie in eine Kontrollgruppe aufgeteilt wurden.
„Direkte finanzielle Zuschüsse scheinen eine vielversprechendere Alternative zu sein, vor allem wenn das Überleben der Unternehmen und nicht ihr Innovationspotential im Vordergrund steht“, fasst Prof. Dr. Grimm die Ergebnisse zusammen. „In anderen fragilen Kontexten mit schwachen Institutionen und gering qualifizierten Arbeitskräften könnte eine flexible Bargeldintervention daher eine lohnende politische Option sein.“ Den Forschenden zufolge handelt es sich um die erste Studie, die die Wirkung von Matching Grants mit Cash Grants auf der Grundlage eines randomisierten Feldexperiments in einem fragilen Umfeld vergleicht.
Prof. Dr. Michael Grimm
Lehrstuhl für Development Economics
Innstraße 29
94032 Passau
michael.grimm@uni-passau.de
M. Grimm, S. Soubeiga and M. Weber (2024), Supporting small firms in a fragile context: Comparing matching and cash grants in Burkina Faso, Journal of Development Economics, 171, 103344.
https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0304387824000932?via%3Dihub
https://www.digital.uni-passau.de/en/beitraege/2024/studie-zu-cash-und-matching-... Beitrag der Ökonomen im Digitalen Forschungsmagazin der Universität Passau
https://blogs.worldbank.org/en/developmenttalk/cash-or-matching-grants--medium-t... englischsprachiger Beitrag der Ökonomen auf worldbank.org
Prof. Dr. Michael Grimm, Inhaber des Lehrstuhls für Development Economics.
Universität Passau
University of Passau
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Studierende, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler
Politik, Wirtschaft
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
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