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Die Kunsthistorikerin Prof. Dr. Lynn Rother von der Leuphana Universität Lüneburg erweitert ihre Arbeit zur digitalen Erfassung und Bereitstellung von Ergebnissen der Provenienzforschung. Für zwei ihrer Projekte erhielt sie jetzt eine Förderzusage in Höhe von 1,1 Millionen Euro vom Land Niedersachsen und der VolkswagenStiftung. Während sich das Vorhaben „Modern Migrants“ mit der modellhaften Weiterentwicklung von tausenden Provenienzdaten zu Gemälden in US-amerikanischen Museen beschäftigt, geht es in dem Projekt „PAESE 3.0“ um die Datentransformation und -anreicherung von Museumsbeständen aus kolonialen Kontexten in Niedersachsen.
Immer mehr Museen, Archive und andere Kulturerbe-Institutionen erforschen inzwischen systematisch die Herkunft ihrer Sammlungen. Die Ergebnisse werden aber bisher nicht so erfasst und veröffentlicht, dass sie sich für computergestützte Analysemethoden eignen, intelligent durchsucht, verknüpft, analysiert und visualisiert werden können. Mit ihren Forschungsvorhaben will Prof. Rother die Voraussetzungen dafür verbessern, dass Erbengemeinschaften, Herkunfts-Communities und andere Anspruchsberechtigte geraubte Objekte in Kulturerbe-Institutionen identifizieren können.
Das Projekt Modern Migrants
In dem seit 2019 geförderten Projekt „Modern Migrants: Paintings from Europe in US Museums“ wird die modellhafte Transformation von tausenden Provenienztexten in Linked Open Data (LOD) erprobt. Die Herausforderung besteht vor allem darin, die historisch rekonstruierten Herkunftsangaben einschließlich ihrer Ungenauigkeiten, Lücken und Widersprüche als maschinen-lesbare Daten zu erfassen. Dabei werden modernste Technologien der Künstlichen Intelligenz (KI) und des maschinellen Lernens verwendet. Um Prozesse der Informationsgewinnung und Datenstrukturierung zu automatisieren, werden spezifische statistische Modelle trainiert. Dank der aktuellen Förderung können die Forschungsarbeiten nun bis 2027 fortgesetzt werden.
Das Projekt PAESE 3.0
Dieses auf vier Jahre angelegte Vorhaben dient der Weiterentwicklung und Nutzbarmachung von Daten aus einem 2022 abgeschlossenen Projekt zur postkolonialen Provenienzforschung in Niedersachsen, an dem Museen und Universitäten des Landes beteiligt waren – das erste seiner Art zu Sammlungen aus kolonialen Kontexten in Deutschland. Die damalige Leiterin Dr. Claudia Andratschke vom Landesmuseum Hannover und Netzwerk für Provenienzforschung in Niedersachsen leitet nun das darauf aufbauende Projekt PAESE 3.0 gemeinsam mit Prof. Rother. Ziel ist es, die bereits gesammelten Daten für computergestützte Analysen nutzbar zu machen. Einen besonderen Schwerpunkt werden dabei geographische Informationen bilden, weil deren digitale Repräsentation aufgrund von kolonialen Gebietsaufteilungen und sich ändernden Ländergrenzen besonders komplex ist.
Der Wissenschaftsraum zur Provenienz- und Sammlungsforschung Digital, dessen Teil das Projekt PAESE 3.0 ist, wird von der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg koordiniert und an den Standorten Bremerhaven, Göttingen, Hannover, Lüneburg und Oldenburg durchgeführt.
Hintergrund:
Mit der Professur von Lynn Rother hat die VolkswagenStiftung im Rahmen ihres Lichtenberg-Programms die bisher einzige ordentliche Universitätsprofessur gefördert, die sich ausschließlich mit Methoden der Provenienzforschung beschäftigt. Die nach dem Physiker Georg Christoph Lichtenberg benannten Professuren vergibt die VolkswagenStiftung mit dem Ziel, herausragende Forscher*innen zu gewinnen sowie innovative akademische Lehre und neue Forschungsrichtungen an deutschen Hochschulen zu etablieren. Nach der erfolgreichen Evaluation durch ein international besetztes Gutachtergremium im Juli 2024 wurde die Professur inklusive zweier Wissenschaftlerstellen von der Leuphana Universität verstetigt.
https://www.modernmigrants.art/
https://www.postcolonial-provenance-research.com/
https://www.leuphana.de/institute/ipk/personen/lynn-rother.html
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler, jedermann
Kulturwissenschaften
überregional
Forschungsprojekte
Deutsch
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