idw - Informationsdienst
Wissenschaft
15 neue Fellows aus 12 Ländern kommen für je 3-10 Monate ans HWK nach Delmenhorst. Sie erforschen unter anderem die Kommunikation in "Smart Cities", den Krieg als gesellschaftliches Problem sowie Gravitationswellen und wie wir sie besser verstehen können. Das HWK ermöglicht ihnen die Zusammenarbeit mit Hochschulen und Forschungsinstituten in der Nordwestregion. Drei von ihnen erforschen die Begegnung der Wissenschaften mit den Künsten.
BRAIN + MIND
Dr. Gibson Kimutai (Kenia) erforscht mit Partnerinnen und Partnern der Universität Bremen die Potenziale intelligenter Städte für die effiziente Nutzung und Verwaltung knapper Ressourcen. Dazu arbeitet er an einer Studie über das Zusammenwirken heterogener Geräte und Akteure innerhalb von "Smart Cities", z.B. intelligente Fahrzeuge, Umweltsensoren, Verkehrs- und Katastrophenmanagement usw. Von seiner Forschung verspricht sich Dr. Kimutai neue Ansätze für innovative Kommunikationstechnologien für Smart-City-Akteure und Erkenntnisse über den diesbezüglichen Einsatz maschinellen Lernens und seine praktische Realisierbarkeit.
Prof. em. Dr. Clayton Lewis (USA) arbeitet an einem Buch, das sich mit der übergeordneten wissenschaftlichen Bedeutung von generativen Sprachmodellen wie GPT befasst. Prof. Lewis vertritt die Ansicht, dass diese darin zu sehen ist, was diese über die menschliche Kognition verraten. Das Buch wird die Erkenntnisse verschiedener Kognitionswissenschaften diskutieren und die neuen Fragen identifizieren, welche die innovativen KI-Systeme im Hinblick auf die involvierten mentalen Systeme aufwerfen und welche Herausforderungen daraus entstehen.
Dr. Georg Meyer (Großbritannien) untersucht mit Partnerinnen und Partnern der Universität Bremen die Wechselwirkungen von technischem Fortschritts in der VR-Systementwicklung (Virtuelle Realität) und Lernerfolgen ihres didaktischen Einsatzes. Meist wird angenommen, dass Lernerfolge mit zunehmender Wirklichkeitsnähe virtueller Realität steigen. Einige Aspekte der Wirklichkeit wie Objekthaptik, Gerüche oder Eigenbewegung lassen sich jedoch kaum simulieren. Dr. Meyer erforscht, inwiefern sich bestimmte dieser Signale durch solche anderer Art ersetzen lassen, z.B. indem ein Objekt seine Farbe ändert, um sein Gewicht anzuzeigen. Lernergebnisse, Benutzererfahrung und Lerntransfer könnten sich so verbessern lassen.
EARTH
Dr. Sarah Paradis (Schweiz) erforscht die Rolle des Meeresbodens als Regulator des globalen Kohlenstoffkreislaufs mit Forscherinnen und Forschern am Alfred-Wegener-Institut Bremerhaven und MARUM-Zentrum für Umweltwissenschaften der Universität Bremen. Der Meeresboden speichert große Mengen an organischem Kohlenstoff. Kontinentalränder akkumulieren den größten Teil, den sie vom Land und aus dem Meer aufnehmen. Dieses Potenzial ist jedoch noch nicht ausgeschöpft: Während Kontinentalränder optimale Bedingungen für die Anreicherung und Speicherung von organischem Kohlenstoff bieten, fördern Umweltprozesse andernorts dessen Abbau, was die Speicherung einschränkt. Dr. Paradis erforscht die Rolle dieser Kontinentalränder in diesem Prozess.
Assoc. Prof. Dr. Eoghan Reeves (Norwegen) erforscht mit Partnerinnen und Partnern der Universitäten Oldenburg und Bremen hydrothermale Schlote und ihr mikrobielles Leben. Kaum bekannt ist, warum jene Schlote erlöschen. Sie können Jahrtausende auf dem Meeresboden verbleiben, wo sich vielfältige mikrobielle Gemeinschaften entwickeln. Sie sind auch Ziele des Tiefseebergbaus, da sie wichtige Metalle (z.B. Kupfer) bergen können. Prof. Reeves nutzt den mikrobiellen Lipidkohlenstoff und seine Kohlenstoffisotopenverhältnisse, um Veränderungen in den Kohlenstoffflussprozessen nach dem Ende des Flüssigkeitsausstoßes zu identifizieren. Außerdem untersucht er neue Moleküle in den hydrothermalen Flüssigkeiten, um ihre Rolle bei der Entstehung des Lebens zu verstehen.
Prof. Dr. Jody-Michael Webster (Australien) untersucht mit Forscherinnen und Forschern der Universität Bremen die Auswirkungen des Kilmawandels auf Korallenriffsysteme. Dazu erforscht er ihr Absterben und ihre Erholung in Reaktion auf historische Meeresspiegel- und Klimaveränderungen. Am HWK untersucht Prof. Webster anhand von Sedimentkernen vom Meeresboden eine einzigartige Auswahl abgestorbener fossiler Korallenriffe vor Hawaii und des Great Barrier Reefs, die während früherer Perioden klimatischen Wandels wiederholt gewachsen und abgestorben sind. Das internationale Kooperationsprojekt soll das Projekt das Verständnis darüber, wie Korallenriffsysteme auf Umweltbelastungen reagieren, verbessern.
TECHNOLOGY + SCIENCE
Prof. Dr. Camilo Cortés (Kolumbien) erforscht mit Partnerinnen und Partnern der Universität Bremen, wie sich aktive Verteilernetze (ADN) mittels künstlicher Intelligenz (KI) und Graphentheorie optimieren lassen. Als ADNs bezeichnet man komplexe Stromverteilungssysteme. Ihre Effizienz und Zuverlässigkeit sind von großer Bedeutung, da sie sich direkt auf die Qualität der Stromversorgung auswirken. Prof. Cortés untersucht den Einsatz von KI, um diese Systeme effizienter und zuverlässiger zu machen. Er nimmt an, dass KI Energieverschwendung verringern und eine verlässlichere Stromversorgung gewährleisten kann und so Nachhaltigkeitsreserven erschließt. Er nutzt auch die Graphentheorie, um Einblicke in die Beziehungen und Interaktionen innerhalb dieser Systeme zu erhalten.
Dr. Anita Cymann-Sachajdak (Polen) erforscht mit Partnerinnen und Partnern der Universität Oldenburg neue Batterietechnologien auf der Basis von Natrium-Ionen-Batterien (SIBs). Da die Nachfrage nach Lithium-Ionen-Batterien zunehmend Sorgen um Ressourcenmangel und Abbaupraktiken weckt, blüht die Suche nach Alternativen. SIBs bieten eine vielversprechende Lösung, stellen allerdings aufgrund der Instabilität ihrer Elektroden-Elektrolyt-Grenzflächen eine Herausforderung dar. Dr. Cymann-Sachajdak erforscht die komplizierte Chemie der Elektroden-Elektrolyt-Grenzflächen, um die Frage beantworten zu können, warum eine Batterie ihre Kapazität verliert und wie dies verhindert werden kann. Soll will sie den Weg für Batterien der nächsten Generation ebnen, die effizienter, langlebiger und umweltverträglicher sind.
Dr. Merce Guerrero-Roman (Spanien) erforscht mit Partnerinnen und Partnern der Universitäten Oldenburg und Bremen die Schwerkraft. Sie wird derzeit durch die Allgemeine Relativitätstheorie beschrieben, die zwar die Probleme der Newtonschen Gravitation erfolgreich löst und Phänomene wie die Ablenkung des Lichts durch die Schwerkraft erklärt, aber immer noch Fragen aufwirft. Um ein besseres Verständnis der Schwerkraft zu erlangen, verwenden Wissenschaftler neuartige Teleskope, die nicht Lichtwellen oder andere elektromagnetische Strahlung, sondern Gravitationswellen auffangen. Dr. Guerrero-Roman erforscht die Eigenschaften dieser Gravitationswellen, um aus ihnen präzisere Rückschlüsse auf die sie emittierenden Himmelskörper ziehen zu können.
SOCIETY
Asst. Prof. Dr. Christine Andrä (Niederlande) untersucht mit Partnerinnen und Partnern an den Universitäten Bremen und Hamburg den gesellschaftlichen Umgang mit Kriegen. Während die Verurteilung von Kriegen eine lange Geschichte hat, hat sich die Idee, dass Kriege bewusst verhindert werden können, erst jüngst entwickelt. Diese Entwicklung bringt auch Dilemmata mit sich, z.B. die Notwendigkeit zur Unterscheidung problematischer und gerechtfertigter Kriege. Dr. Andrä interessiert sich für die gesellschaftliche Wahrnehmung des Kriegs als vom Menschen lösbares Problem. Sie befasst sich mit ihm dazu als Phänomen der Abweichung von Verhaltensnormen und Objekt wissenschaftlicher Untersuchungsmethoden.
Prof. Dr. Gerhard Lauer (Deutschland) erforscht mit Partnerinnen und Partnern an der Universität Oldenburg neue, digital geprägte Buch- und Lesekulturen. Entgegen verbreiteter Wahrnehmung lesen und schreiben junge Menschen mehr denn je. Verlage und Buchhandlungen können mit neuen Lesetrends kaum Schritt halten, während ein erheblicher Teil der Kinder und Jugendlichen nicht mehr ausreichend lesen kann. Prof. Lauer untersucht die Dynamik aktueller Lese- und Schreibwelten junger Menschen. Dazu nutzt er Daten von Lese- und Schreibplattformen, E-Book-Readern und mehr. Er sucht zu zeigen, in welchen Dimensionen sich junge Menschen auf modernen Medienplattformen Geschichten mitteilen, welche Inhalte für sie von Interesse sind und was ihnen kreative Freiheit bedeutet.
Prof. Dr. Peter Omonzejele (Nigeria) erforscht mit Partnerinnen und Partnern an den Universitäten Oldenburg und Bremen die Praxis des Brautkaufs in Afrika und den damit verbundenen Autonomieverlust. Die Familie des Bräutigams zahlt der Familie der Braut Bargeld oder bietet Sachleistungen, um die Ehe zu besiegeln. Nach der Transaktion kann sie in vielen Angelegenheiten keine unabhängigen Entscheidungen mehr treffen. Der Brautkauf hat die Wirkung, die Frau ihrer Individualität zu berauben. Dies hat u.a. Folgen für ihre psychische und reproduktive Gesundheit und die Teilnahme an klinischen Studien. Prof. Omonzejele untersucht die durch die Brautkaufpraxis aufgeworfenen bioethischen Fragen.
PD Dr. Tobias Schlechtriemen (Deutschland) untersucht mit Partnerinnen und Partnern der Universität Oldenburg die anhaltende öffentliche Debatte über das Potenzial und die Gefahren künstlicher Intelligenz (KI). Sein Interesse ist kulturwissenschaftlicher und soziologischer Natur: ihn interessiert, wie sich Vorstellungen von Wissen und Wissenschaft in diesem Prozess verändern. Welche Vorstellungen von KI sind dabei im Spiel, welche von Wissen, Intelligenz und Kreativität? Welche Hoffnungen und Wünsche, aber auch Befürchtungen und Ängste werden geäußert? Mit Hilfe von Diskurs- und Inhaltsanalyse untersucht er die Rollen von Entwicklern und KI-Unternehmen, Bildungs- und Forschungseinrichtungen und der Öffentlichkeit.
ARTS + LITERATURE
Karen Fowler (USA) arbeitet im Rahmen des Programms Fiction Meets Science an einem dreiteiligen Roman, der sich um die Themen Aussterben und Rückholung ausgestorbener Arten dreht. Der Roman spielt in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft: Jeder Abschnitt dreht sich um die Menschen, die sich für Schutz und Erhalt der Meereslebewesen in der amerikanischen Monterey Bay einsetzen. Ein Schwerpunkt liegt auf dem Südlichen Seeotter, der fast ausgerottet wurde und dessen Bestände sich mit menschlicher Unterstützung derzeit schleppend erholen. Mit diesem Roman reflektiert die Autorin darüber, was wiederhergestellt werden kann und was für immer verloren ist.
Prof. Elisabeth Jarstö (Norwegen) arbeitet an mehreren Kunstprojekten. GLOBAL BELONGING untersucht die Komplexität wissenschaftlicher Forschung und ihre Auswirkungen auf das Wohlergehen des Planeten. TRANSFORMER ist ein übergreifender Rahmen für die Erforschung ausgewählter Strukturen und grundlegender Elemente der Natur (z. B. Fraktale), ihr Wachstum, ihre Veränderung und ihren Zusammenbruch. Dabei geht es auch um Verbindungen zu Gegenwartsthemen, Naturwissenschaften, Gesellschaft und Kultur. Prof. Jarstö arbeitet mit Videos und Fotographien, Dokumenten, Probenmaterial, Labor- und Beobachtungsdaten der Umgebung der Arktis-Forschungsstation Ny-Ålesund sowie mit Interviews. Am HWK kooperiert sie mit Fellows und einer Stipendiatengruppe der Universitäten Bremen und Oldenburg.
Hr. Bijan Kafi, bkafi@hanse-ias.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Lehrer/Schüler, Wirtschaftsvertreter
fachunabhängig
überregional
Forschungsprojekte, Wettbewerbe / Auszeichnungen
Deutsch
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