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Wissenschaft
Gibt es Orte, an denen sich Menschen besonders einsam fühlen oder eben nicht? Prof. Dr. Maike Luhmann plädiert dafür, das Verhältnis von Ort und Einsamkeit dynamisch zu beschreiben. Denn was der eine als einsam empfindet, kann jemand anders einladend finden. Ein Ort, der einer Person an einem Tag trist erscheint, kann an einem anderen Tag oder zu einer anderen Tageszeit ganz anders wirken. In ihrem Projekt „Loneliness Across Time And Space“, kurz LOTIS, gibt Luhmann, Professorin für Psychologische Methodenlehre an der Ruhr-Universität Bochum, diesem dynamischen Verhältnis einen neuen theoretischen Rahmen und bezieht Mobilitätsmuster von Personen mit ein.
Das Projekt wird vom Europäischen Forschungsrat ERC mit einem Consolidator Grant für fünf Jahre mit rund 2 Millionen Euro gefördert.
Wie oft, wie lange und in welcher Reihenfolge Orte besucht werden
„Ich schlage ein neues theoretisches Modell vor, das die momentane Einsamkeit einer Person damit verknüpft, wie sie die Orte subjektiv wahrnimmt, an denen sie sich im Alltag aufhält“, erklärt Maike Luhmann. „Ich nehme außerdem an, dass die Wahrnehmung von Orten wiederum von den objektiven, beobachtbaren Merkmalen dieses Ortes und den Merkmalen der Person beeinflusst wird. Außerdem spielen deren Mobilitätsmuster eine Rolle, also wie oft, wie lange und in welcher Reihenfolge die Person Orte besucht.“
In ihrem ERC-Projekt wird die Forscherin zunächst eine Taxonomie entwickeln, die es ermöglicht, die wahrgenommenen Merkmale von Orten systematisch und umfassend zu beschreiben. In einem partizipativen Teil des Projekts sollen diese Beschreibungen auf Orte der Stadt Bochum angewandt werden. Darüber hinaus umfasst das Projekt eine Längsschnittstudie, in der Teilnehmende ihren Standort per GPS verfolgen und viermal innerhalb von drei Jahren ihre Wahrnehmung des aktuellen Standorts und ihre momentane Einsamkeit festhalten. In Labor- und Feldexperimenten will Maike Luhmann darüber hinaus die kausalen Prozesse analysieren, die Orte mit Einsamkeit verbinden.
„Die in LOTIS gewonnenen Erkenntnisse können zur Entwicklung evidenzbasierter Interventionen und öffentlicher Maßnahmen gegen Einsamkeit genutzt werden“, so die Psychologin.
Zur Person
Maike Luhmann studierte Psychologie an der Universität Koblenz Landau. 2010 schloss sie ihre Dissertation an der Freien Universität Berlin ab. Die Jahre 2010 bis 2013 verbrachte sie an mehreren Universitäten in den USA. 2014 bis 2016 war sie Juniorprofessorin an der Universität zu Köln. 2016 wechselte sie auf die Professur für Psychologische Methodenlehre der Ruhr-Universität Bochum.
Prof. Dr. Maike Luhmann
Psychologische Methodenlehre
Fakultät für Psychologie
Ruhr-Universität Bochum
E-Mail: maike.luhmann@ruhr-uni-bochum.de
Maike Luhmann wird für fünf Jahre durch den Europäischen Forschungsrat gefördert.
RUB, Kramer
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Psychologie
überregional
Wettbewerbe / Auszeichnungen
Deutsch
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