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03.12.2024 13:53

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Dr. Ute Schönfelder Abteilung Hochschulkommunikation/Bereich Presse und Information
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Psychologin Prof. Dr. Ilona Croy von der Universität Jena erhält einen „ERC Consolidator Grant“ in Höhe von zwei Millionen Euro für ein Projekt zur zwischenmenschlichen Berührungsforschung

    Menschen brauchen Berührung. Ohne Körperkontakt können sich Kinder nicht gesund entwickeln. Aber auch im Erwachsenenalter sind Berührungen für das soziale Miteinander wichtig. Doch während die Digitalisierung der Gesellschaft zunimmt, nimmt die Häufigkeit zwischenmenschlicher Kontakte stetig ab. Statt sich beispielsweise per Handschlag zu begrüßen, trifft man sich in Online-Meetings oder tauscht sich per Chat aus.

    „Immer mehr Kontakte verlagern sich ins Virtuelle. Das bleibt nicht ohne Folgen“, sagt Prof. Dr. Ilona Croy von der Friedrich-Schiller-Universität Jena. „Der unpersönlichere Umgang führt zu einer Reduktion von Vertrauen und einer Erhöhung von Stress in zwischenmenschlichen Beziehungen“, so die Professorin für Klinische Psychologie. Um die drohende Krise abzumildern, brauche es ein klares Verständnis für die zugrundeliegenden psychosozialen Prozesse. Doch der Bereich der zwischenmenschlichen Berührungsforschung sei aktuell ein Flickenteppich, vor allem fehle es an einer robusten, experimentellen Datenlage.

    Diesem Problem will Ilona Croy nun mit mehreren großangelegten Studien begegnen. Die Psychologin hat dafür einen renommierten „Consolidator Grant“ des Europäischen Forschungsrates (ERC) eingeworben. In den kommenden fünf Jahren wird sie dafür mit knapp zwei Millionen Euro für das Projekt „TOUCHNET“ gefördert, wie der ERC heute mitgeteilt hat.

    Datenbank über Berührung im Alltag

    Ein Ziel von „TOUCHNET“ ist es, eine Datenbank über das zwischenmenschliche Berührungsverhalten im Alltag aufzubauen. „Aus Laboruntersuchungen wissen wir bereits, dass Körperkontakt Stresshormone reduziert, die Herzrate senken kann und Angst mindert“, so Croy. Doch wie sich das Ganze im alltäglichen Leben gestaltet, bleibt bislang vage. „Wie häufig kommen Berührungen vor, unter welchen Bedingungen müssen sie stattfinden, um Effekte zu haben“, nennt die Jenaer Psychologin einige Fragestellungen, die sie beantworten will. Dafür wird sie eine „Ecological Momentary Assessment“ genannte Erhebung von mehr als 100.000 alltäglichen Berührungsereignissen durchführen und diese mit sozialen und gesundheitlichen Faktoren in Verbindung bringen.

    Wie Berührung Menschen emotional synchronisiert

    Darauf aufbauend verfolgt „TOUCHNET“ ein weiteres Ziel: Das Forschungsteam um Ilona Croy wird die neue Datenbank nutzen, um die Mechanismen zu untersuchen, durch die Berührung ihre Wirkung entfaltet. Mittels Magnetresonanztomografie (MRT) werden die neuronalen Signaturen von Versuchspersonen sichtbar gemacht, die bei der Wahrnehmung und Verarbeitung von Berührungsreizen auftreten und mit sozialer Verarbeitung und Stressabbau in Verbindung stehen. Außerdem wollen die Forschenden mittels sogenanntem „Hyperscanning“ analysieren, wie sich Personen, die über Berührung nonverbal miteinander kommunizieren, in ihren neuronalen Prozessen synchronisieren.

    Aus all dem, so der Anspruch von Ilona Croy, soll eine übergreifende Theorie der Berührungswahrnehmung resultieren, die zum besseren Verständnis der Wechselwirkung zwischen Berührung, sozialem Miteinander und Stressabbau beitragen kann.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Ilona Croy
    Institut für Psychologie der Friedrich-Schiller-Universität Jena
    Am Steiger 3, 07743 Jena
    Tel.: +49 3641 9-45141
    E-Mail: ilona.croy@uni-jena.de


    Bilder

    Hyperscanning-Forschung in TOUCHNET: Mittels funktioneller Nahinfrarot-Spektroskopie wird der Sauerstoffverbrauch im Hirn bei alltäglichen Berührungsereignissen sichtbar gemacht.
    Hyperscanning-Forschung in TOUCHNET: Mittels funktioneller Nahinfrarot-Spektroskopie wird der Sauers ...
    Foto: Ilona Croy/Uni Jena

    Prof. Dr. Ilona Croy von der Uni Jena.
    Prof. Dr. Ilona Croy von der Uni Jena.
    Foto: Anne Günther/Uni Jena


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Psychologie
    regional
    Forschungsprojekte, Personalia
    Deutsch


     

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