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04.12.2024 11:42

Rettungsinseln für Wildbienen: Die Bedeutung von Steinbrüchen

Thomas Richter Öffentlichkeitsarbeit
Georg-August-Universität Göttingen

    Ein Forschungsteam der Universität Göttingen, des NABU in Rhede und des Johann Heinrich von Thünen-Instituts in Braunschweig hat die Bedeutung von Kalksteinbrüchen für den Wildbienenschutz untersucht. Dabei stellten sich vielfältige Landschaften mit starker Vernetzung zwischen Steinbrüchen und Magerrasen als besonders wertvoll heraus. Steinbrüche mit viel Gebüsch hatten dagegen eine geringere Artenvielfalt. Gefährdete Bienenarten traten häufiger in großflächigen Steinbrüchen auf. Die Ergebnisse der Studie sind in der Fachzeitschrift Journal of Applied Ecology erschienen.

    Das Team erfasste Bienen in 19 überwiegend stillgelegten Steinbrüchen im Göttinger Umland mittels Kescherfängen. Dabei konnten die Forschenden 114 Arten identifizieren, darunter 35 gefährdete. Sie untersuchten, welche Eigenschaften der Steinbrüche – wie Größe, Alter, Verbuschung und Blütenreichtum – für Bienen wichtig sind und ob die Struktur der umliegenden Landschaft eine Rolle spielt. Es zeigte sich, dass alte Steinbrüche, die gut mit benachbarten Kalkmagerrasen vernetzt waren, stabilere Bestände an gefährdeten Arten aufwiesen.

    „Steinbrüche bieten wertvolle Lebensräume für Wildbienen und andere Tiere und Pflanzen, die auf den selten gewordenen Kalkmagerrasen vorkommen“, erklärt Dr. Felix Kirsch vom Institut für Biodiversität des Thünen-Instituts und Erstautor der Studie. Ferner hob er die Bedeutung großer, alter und blütenreicher Steinbrüche hervor. „Viele Wildbienenarten nisten im Boden und benötigen dafür häufig offene, besonnte Flächen“, so Kirsch. Die geringe Wildbienenanzahl in verbuschten Steinbrüchen erkläre sich durch den Verlust dieser Strukturen.

    „Steinbrüche sind deshalb offen zu halten. Das gelingt, indem lokale Naturschutzorganisationen oder Flächeneigentümer zum Beispiel Gehölz entfernen oder die Flächen extensiv beweiden“, erklärt Thomas Alfert vom NABU in Rhede. Auch aktive Abbautätigkeit könne hierbei einen Beitrag leisten. Dr. Annika Haß und Prof. Dr. Catrin Westphal von der Abteilung Funktionelle Agrobiodiversität und Agrarökologie an der Universität Göttingen ergänzen: „Neben diesen Maßnahmen ist eine starke Vernetzung der Steinbrüche mit benachbarten Kalkmagerrasen entscheidend. Dadurch können die Bienen besser zwischen beiden Lebensräumen wechseln. Magerrasen zu erhalten und wiederherzustellen sowie Steinbrüche zu pflegen sind gute Wege, um Wildbienen zu fördern.“


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Catrin Westphal
    Georg-August-Universität Göttingen
    Fakultät für Agrarwissenschaften – Abteilung Funktionelle Agrobiodiveristät & Agrarökologie
    Grisebachstraße 6, 37077 Göttingen
    Telefon: 0551 39-28275
    E-Mail: catrin.westphal@uni-goettingen.de
    Internet: https://www.uni-goettingen.de/de/601841.html

    Dr. Felix Kirsch
    Thünen-Institut für Biodiversität
    Wildbienen-Monitoring in Agrarlandschaften
    Bundesallee 65, 38112 Braunschweig
    Telefon: 0531 596-2604
    E-Mail: felix.kirsch@thuenen.de
    Internet: https://www.thuenen.de/de/fachinstitute/biodiversitaet/personal/kirsch-felix


    Originalpublikation:

    Felix Kirsch et al. Landscape diversity, habitat connectivity, age and size determine the conservation value of limestone quarries for diverse wild bee communities. Journal of Applied Ecology (2024). DOI: https://doi.org/10.1111/1365-2664.14820


    Weitere Informationen:

    https://www.uni-goettingen.de/de/3240.html?id=7651 Link zur Pressemitteilung mit Bildmaterial zum Download


    Bilder

    Untersuchungslebensraum der Wildbiene im Steinbruch
    Untersuchungslebensraum der Wildbiene im Steinbruch
    Annemarie Wurz
    Annemarie Wurz


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Biologie, Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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