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12.12.2024 09:19

Vielfalt und Inklusion beschleunigen das Innovationstempo in der Robotik

Linda Behringer Public Relations
Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme

    Diverse und inklusive Teams sind nicht nur moralisch geboten, sie sind auch ein Katalysator für wissenschaftliche Spitzenleistung. Zu diesem Ergebnis kommen Robotiker des Max-Planck-Instituts für Intelligente Systeme. In einer im Fachjournal Science Robotics veröffentlichten Studie legen die Wissenschaftler*innen dar, wie eine Forschungsgemeinschaft davon profitieren kann, wenn ihre Führung ein Umfeld der Vielfalt und Inklusion fördert. Führungskräften in der Robotik gibt das Team einen Leitfaden zur Hand, wie diese Vorteile konkret genutzt werden können.

    Stuttgart – Das Forschungsgebiet der Robotik ist sehr interdisziplinär. Es umfasst Maschinenbau und Elektrotechnik, Materialwissenschaften, Informatik, Neurowissenschaften und Biologie. Damit ist die Robotik an sich schon ein Paradebeispiel für akademische Vielfalt. Kombiniert mit einer vielfältigen Belegschaft, die sich aus Personen unterschiedlicher ethnischer Herkunft, Geschlecht, sozioökonomischem Status, Alter, Lebenserfahrung, Elternschaft oder Behinderung zusammensetzt, und einer integrativen Führung werden solche Teams noch mehr bahnbrechende Innovationen und Kreativität in der Wissenschaft hervorbringen. Daher ist die Förderung von Vielfalt und Inklusion nicht nur moralisch geboten, sondern auch ein Katalysator für Spitzenforschung und rasche Fortschritte in der Robotik.

    Ein Team von Robotikern und Verhaltensforschern des Max-Planck-Instituts für Intelligente Systeme (MPI-IS) in Stuttgart hat gemeinsam mit Kollegen auf der Grundlage von Literatur, einer umfassenden Zitationsanalyse und Experteninterviews sieben Vorteile von personeller Vielfalt und inklusiver Führung für die Robotikforschung herausgearbeitet. Am 11. Dezember 2024 veröffentlichte das Team die Studie in der Fachzeitschrift Science Robotics. In dem Artikel erläutern die Forscherinnen und Forscher die Vorteile integrativer und vielfältiger Teams. Sie geben Führungskräften in der Robotik einen Leitfaden an die Hand, wie die Vorteile von Diversität und Inklusion konkret genutzt werden können, um das Innovationstempo in Forschungsgruppen weiter zu beschleunigen.

    „In unserer Studie analysieren wir bereits existierende wissenschaftliche Publikationen, die Zitationsmetriken von Robotik-Fachartikeln der letzten 25 Jahre und lassen unsere persönlichen Erfahrungen und Beobachtungen aus der Arbeit in einem vielfältigen und integrativen Umfeld einfließen. Die Studie basiert auch auf Interviews mit zehn etablierten Führungskräften in der Robotik“, sagt Daniela Macari, Doktorandin in der Abteilung Robotik-Materialien am MPI-IS und Erstautorin des Artikels.

    Macari und ihr Team haben sieben Vorteile von vielfältigen und integrativen Teams herausgearbeitet:

    1. Analysen von Publikationen in verschiedenen Bereichen zeigen, dass divers zusammengesetzte Teams mehr Artikel veröffentlichen und pro Artikel mehr Zitate erhalten. Die jetzt veröffentlichte Analyse von Robotik-Artikeln über einen Zeitraum von 25 Jahren zeigt, dass Publikationen mit einem Frauenanteil von mindestens 25 Prozent signifikant mehr Zitate erhalten und mit höherer Wahrscheinlichkeit zu den meistzitierten Publikationen gehören.

    2. Divers zusammengesetzte Teams sind besser in der Lage, komplexe und vielschichtige Probleme aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten, indem sie ein breiteres Spektrum an Methoden anwenden und ein breiteres Spektrum an potenziellen Lösungen in Betracht ziehen.

    3. Eine vielfältige Zusammensetzung der Teams führt zu unkonventionellen Ideen, die letztlich zu bahnbrechenden Innovationen und Durchbrüchen in der Robotik führen.

    4. Wissenschaftliche Entdeckungen, die von vielfältigen Teams gemacht werden, sind eher auf die Bedürfnisse eines breiteren Teils der Gesellschaft ausgerichtet, was zu Technologien mit größerer gesellschaftlicher Relevanz führt.

    5. Forschungsteams, die die Vielfalt der Nutzer von Robotertechnologien widerspiegeln, sind besser in der Lage, Vorurteile gegenüber der Technologie zu erkennen und abzubauen. Sie sind auch besser in der Lage, ethische Implikationen aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten.

    6. Die Förderung von Vielfalt und integrativer Führung erhöht die Mitarbeiterzufriedenheit und trägt dazu bei, talentierte Forscher*innen anzuwerben und zu halten, wodurch akademische Organisationen ein hohes Innovationstempo hervorbringen.

    7. Die Gewährleistung von Vielfalt in der Robotikforschung beseitigt nicht nur historische Ungleichgewichte und systemische Ungerechtigkeiten, sondern fördert auch Fairness und Chancengleichheit für alle - unabhängig von ihrem Hintergrund und basierend auf ihrem individuellen Potenzial, die Robotik zum Wohle der Menschheit voranzubringen.

    Durch die Schaffung eines vielfältigen und integrativen Umfelds und die Förderung eines Gefühls der Zugehörigkeit und psychologischen Sicherheit können Robotik-Teams auf der ganzen Welt ein höheres Maß an Motivation und Engagement für ihre Arbeit erreichen. Dies führt zu höherer Produktivität, mehr bahnbrechenden Innovationen und - was vielleicht am wichtigsten ist - zu weniger Vorurteilen gegenüber der Technologie.

    „Darüber hinaus bietet die Förderung eines solchen Umfelds und die Akzeptanz von Vielfalt und Inklusion Führungskräften die Möglichkeit, sich selbst zu effektiveren und einflussreicheren Führungspersönlichkeiten zu entwickeln“, sagt Dr. Ksenia Keplinger, Leiterin der Forschungsgruppe Organizational Leadership and Diversity am MPI-IS.

    „Die Leitung vielfältiger und integrativer Forschungsteams stellt uns vor die Herausforderung, unterschiedliche Perspektiven und Hintergründe zu verstehen, unseren Mentoringstil an unterschiedliche Gruppenmitglieder anzupassen und sogar unsere Pläne zu ändern, um neue Forschungsschwerpunkte zu berücksichtigen, die auf die Fähigkeiten und Interessen der Teammitglieder abgestimmt sind. Das erfordert zwar ständige Anstrengungen und Engagement, bringt aber langfristig Vorteile in Bezug auf Produktivität und bahnbrechende Innovationen für unsere Teams“, fügt Prof. Christoph Keplinger, Direktor der Abteilung Robotik-Materialien am MPI-IS, hinzu.

    Der von den Autoren vorgeschlagene Leitfaden für Führungskräfte umfasst Maßnahmen wie die Erweiterung des Rekrutierungspools, die Förderung einer Kultur der Inklusion, die Gewährleistung eines breiten Zugangs zu Ressourcen, die Etablierung von Vorbildern und die Stärkung von Mentoring, um nur einige zu nennen.

    Literaturhinweis
    Daniela Macari*, Alex Fratzl, Ksenia Keplinger*, Christoph Keplinger*: Accelerating the pace of innovation in robotics by fostering diversity and inclusive leadership. Science Robotics [Vol 9, Issue 97], 11 December 2024, DOI: 10.1126/scirobotics.adt1958
    *Corresponding authors


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Daniela Macari
    Ph.D. Studentin
    Abteilung für Robotik-Materialien
    MPI für Intelligente Systeme
    macari@is.mpg.de


    Originalpublikation:

    https://www.science.org/doi/10.1126/scirobotics.adt1958


    Weitere Informationen:

    https://is.mpg.de/de/news/diversity-and-inclusion-accelerate-the-pace-of-innovat...


    Bilder

    Die Autoren von links nach rechts: Alex Fratzl, Daniela Macari, Ksenia Keplinger, Christoph Keplinger
    Die Autoren von links nach rechts: Alex Fratzl, Daniela Macari, Ksenia Keplinger, Christoph Keplinge ...
    W. Scheible
    MPI-IS / W. Scheible

    Diverse Teams zusammen mit einer integrativen Führung ermöglichen innovative Forschung
    Diverse Teams zusammen mit einer integrativen Führung ermöglichen innovative Forschung

    MPI-IS


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler
    Elektrotechnik, Informationstechnik, Maschinenbau, Werkstoffwissenschaften
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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