idw - Informationsdienst
Wissenschaft
Das RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung geht in seiner aktuellen Konjunkturprognose davon aus, dass die deutsche Wirtschaftsleistung in diesem Jahr um 0,2 Prozent sinkt. In seiner Prognose vom September dieses Jahres hatte es noch einen Zuwachs um 0,1 Prozentpunkte erwartet. Für 2025 prognostiziert das RWI eine Zunahme von 0,6 Prozent Wirtschaftswachstum. Für 2026 wird ein Anstieg von 1,3 Prozent erwartet. Die Arbeitslosenquote wird 2025 bei 6,1 Prozent liegen und 2026 leicht auf 5,9 Prozent zurückgehen. Die Inflationsrate dürfte im nächsten Jahr bei 2,2 Prozent liegen, im übernächsten Jahr auf 1,9 Prozent abnehmen. ...
... Das Defizit der öffentlichen Haushalte wird in diesem Jahr knapp 107 Milliarden Euro betragen. Im nächsten Jahr wird es auf gut 87 Milliarden Euro zurückgehen, 2026 wieder leicht auf knapp 92 Milliarden Euro wachsen
Das Wichtigste in Kürze:
- Das RWI erwartet in seiner aktuellen Konjunkturprognose für 2024 einen Rückgang des deutschen Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 0,2 Prozent, nachdem es im September noch einen Anstieg um 0,1 Prozentpunkte erwartet hatte. Für 2025 erwartet das RWI statt 0,9 jetzt 0,6 Prozent BIP-Wachstum. Für 2026 senkt das Institut seine Prognose von 1,4 Prozent leicht auf 1,3 Prozent Wirtschaftswachstum.
- Die deutsche Wirtschaft hat im Sommerhalbjahr weiter an Boden verloren. Weiterhin schwach entwickelten sich vor allem die Exporte, die gegenüber dem Welthandel zurückbleiben. Verbunden damit sind die Investitionen erneut zurückgegangen. Die Unternehmen leiden unter einer geringen Nachfrage, sodass die Auftragsbestände schwinden und die Kapazitätsauslastung niedrig ist. Dies gilt insbesondere für den Kraftfahrzeugbau und die energieintensiven Industrien. Dagegen stieg der private Konsum mit 0,3 Prozent gegenüber dem Vorquartal recht deutlich. Die privaten Haushalte scheinen allmählich die steigenden Realeinkommen zu spüren, sodass sie bereit sind, ihre Ausgaben wieder zu erhöhen.
- Die konjunkturelle Schwäche dürfte noch bis zum Frühjahr des kommenden Jahres anhalten. Erst wenn klarer wird, wie nach Neuwahlen in Deutschland und Amtsantritt des neuen US-Präsidenten die wirtschaftspolitischen Weichen diesseits und jenseits des Atlantiks gestellt werden, dürfte die Unsicherheit abnehmen und die Nachfrage stärker steigen.
- Auf dem Arbeitsmarkt deuten die gängigen Indikatoren darauf hin, dass die Arbeitslosigkeit zunächst noch etwas steigen und die Zahl der Erwerbstätigen weiter sinken dürfte. Die schwache Nachfrage nach deutschen Waren lässt vorerst keinen Beschäftigungsaufbau erwarten. Gleichzeitig beklagt ein Großteil der Unternehmen einen Fachkräftemangel und versucht daher, ihre Beschäftigten länger zu halten als in früheren Schwächephasen. Im Zuge der konjunkturellen Erholung im Laufe des kommenden Jahres dürfte die Arbeitslosigkeit etwas zurückgehen. Es ist damit zu rechnen, dass die Arbeitslosenquote aufgrund aus statistischen Gründen von voraussichtlich 6 Prozent in diesem Jahr im Folgejahr zunächst auf 6,1 Prozent steigen und im Jahr 2026 dann auf 5,9 Prozent sinken wird. Insgesamt dürfte allerdings auch die Erwerbstätigkeit im gesamten Prognosezeitraum sinken – um etwa 70.000 Personen im kommenden Jahr und um weitere gut 80.000 Personen im Jahr darauf.
- Für dieses Jahr geht das RWI von einer Inflationsrate von 2,2 Prozent aus. Zu Beginn des Jahres 2025 werden Sondereffekte wie der höhere Tarif für das Deutschlandticket sowie gestiegene Beiträge in der privaten Krankenversicherung die Preise beeinflussen. Demgegenüber stehen jedoch im Vergleich zum Jahr 2024 nur noch schwach steigende Löhne sowie moderat fallende Energiepreise. Insgesamt wird davon ausgegangen, dass die Inflationsrate bei 2,2 Prozent bleiben wird. Im Jahr 2026 dürfte sie auf 1,9 Prozent sinken, obwohl dann mit einem gewissen Preisdruck zu rechnen ist, weil der Übergangszeitraum für das CO₂-Grenzausgleichssystem ausläuft und die nationalen Zertifikatspreise für Brennstoffemissionen erhöht werden.
- Im laufenden Jahr dürfte das gesamtstaatliche Finanzierungsdefizit mit knapp 107 Milliarden Euro in etwa auf dem Niveau des Vorjahrs liegen. Zwar dürften Steuereinnahmen und Sozialbeitragseinnahmen steigen. Allerdings dürften auch die Staatsausgaben stärker als das BIP zunehmen, wobei vor allem Zinsausgaben und monetäre Sozialleistungen kräftig zulegen. Im kommenden Jahr dürfte das Finanzierungsdefizit auf gut 87 Milliarden Euro zurückgehen. Unter anderem dürften Steuern und Sozialbeiträge nochmals kräftiger zulegen, da die abgabenfreie Inflationsausgleichsprämie nicht mehr genutzt werden kann, sodass ein höherer Teil der Bruttolöhne abgabenpflichtig wird. Für das Jahr 2026 dürfte das staatliche Finanzierungsdefizit mit knapp 92 Milliarden Euro wieder etwas höher ausfallen. Der Hauptgrund ist, dass die Einnahmen aus Steuern und Sozialbeiträgen weniger stark als im Jahr 2025 zulegen dürften.
- Der aktuellen RWI-Konjunkturprognose liegt die Annahme zugrunde, dass die gesamtwirtschaftliche Unsicherheit im kommenden Jahr deutlich zurückgeht. Ist dies nicht der Fall, könnte sich die konjunkturelle Erholung erneut verzögern. Auch in der Klima- und Energiepolitik geht die Prognose davon aus, dass nach der Bundestagswahl die Unsicherheit allmählich sinkt. Ist das nicht der Fall, könnten Investitionen und der private Konsum zumindest vorübergehend belastet werden.
Zur aktuellen wirtschaftlichen Situation sagt RWI-Konjunkturchef Torsten Schmidt: „Damit die deutsche Wirtschaft im nächsten Jahr wieder wachsen kann, braucht sie vor allem mehr wirtschafts- und gesamtpolitische Sicherheit. Davon würden die Unternehmen ebenso profitieren wie der private Konsum.“
Prof. Dr. Torsten Schmidt, torsten.schmidt@rwi-essen.de, Tel. (0201) 81 49-287
https://www.rwi-essen.de/fileadmin/user_upload/RWI/Publikationen/Konjunkturberic...
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Lehrer/Schüler, Studierende, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler, jedermann
Politik, Wirtschaft
überregional
Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsergebnisse
Deutsch
Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.
Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).
Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.
Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).
Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).