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12.12.2024 12:38

Rede des Jahres 2024: Erste Bundestagsrede in Gebärdensprache von Heike Heubach

Michael Pfeiffer Hochschulkommunikation
Eberhard Karls Universität Tübingen

    Seminar für Allgemeine Rhetorik der Universität Tübingen zeichnet erste Bundestagsrede in Gebärdensprache aus. Heubachs Rede ein Plädoyer für den Klimaschutz

    Heike Heubach erhält die Auszeichnung „Rede des Jahres 2024“. Das Seminar für Allgemeine Rhetorik an der Universität Tübingen würdigt damit die erste Bundestagsrede in Gebärdensprache als bewegendes Beispiel einer veränderten politischen Redekultur im Zeichen von Inklusion. Die SPD-Abgeordnete Heubach gebärdete ihre Rede zur geplanten Novellierung des Baugesetzbuches am 10. Oktober 2024. Simultan wurde ihre Rede von einer Gebärdendolmetscherin als gesprochener Text hörbar gemacht.

    Seit 1998 zeichnet das Seminar für Allgemeine Rhetorik jährlich eine „Rede des Jahres“ aus, die die politische, soziale oder kulturelle Diskussion entscheidend beeinflusst hat und als wichtiger Beitrag zur Entwicklung der Redekultur gelten kann. Kriterien für die Jury sind unter anderem inhaltliche Relevanz, Vortragsstil, Elaboriertheit sowie publizistische Wirkung.

    „Am teuersten wird es dann, wenn wir nichts tun.“

    Heike Heubachs Rede ist ein eindringliches Plädoyer für die Notwendigkeit des Klimaschutzes für alle Menschen: „Die Auswirkungen des Klimawandels betreffen uns alle.” Konkret und anschaulich wird dies durch die steigernde Nennung betroffener Gruppen im Kleinen wie Großen: von einzelnen „Häuslebauer/-innen” bis zum „Wirtschaftsstandort Deutschland”. Große Anschaulichkeit zeichnet auch Heubachs Ausführungen zur Dringlichkeit des Handelns aus, in denen sie sich der Überzeugungskraft des Beispiels bedient. Plausibel leitet sie aus dieser drängenden Situation die Baugesetzbuchnovellierung ab, die unter anderem die Mehrfachnutzung von Flächen vorsieht, wie Heubach lebensnah greifbar macht: „So wird der Sportplatz gleichzeitig eine Überflutungsfläche.” Den Kosteneinwand der Opposition greift sie klassisch-rhetorisch auf und weist ihn souverän zurück. Eine trockene juristische Materie wie das Baugesetzbuch wird an die Lebenswelt der Bürgerinnen und Bürger herangeführt und damit unmittelbar relevant gemacht. Ihre klar gegliederte Rede, in der sie Knappheit im Ausdruck mit schlüssiger Gedankenführung gekonnt vereint, lässt Heike Heubach in eine pointierte und eingängige Schlusssentenz münden: „Ein Mehr an Klimaschutz wird Leben retten und den Bundeshaushalt bei den Kosten von Naturkatastrophen entlasten. Am teuersten wird es dann, wenn wir nichts tun.”

    Zeichen für die Vielfalt der Eloquenz

    Ihren gekonnt formulierten Redetext bringt Heike Heubach gebärdend zum Ausdruck und setzt auch darüber hinaus ihren Körper rhetorisch versiert und überzeugend ein. Bereits beim Gang zum Redepult gewinnt sie den Raum für sich, indem sie lächelnd Blickkontakt zum Publikum herstellt. Auf-merksam und wertschätzend adressiert sie bei ihrer Begrüßung die einzelnen Gruppen im Publikum, indem sie ihren Körper gezielt zu den jeweiligen Personen hinwendet. Durch Gebärde und Körpersprache macht sie deutlich, dass von der Präsidentin bis zu den Gästen auf der Tribüne alle Personen gleichermaßen in ihre Rede eingeschlossen sind. Heubachs rednerische Kompetenz wird durch ihre aufrechte, ruhige und selbstbewusste Körperhaltung unterstrichen.

    Für ihre rhetorische Glanzleistung erhält Heike Heubach den Beifall des gesamten Publikums. Mit der Gebärde für Applaus und stehenden Ovationen honoriert der Bundestag diesen zukunftsweisenden Auftritt und gibt damit ein Beispiel für gelebte Inklusion und wertschätzende politische Teilhabe aller Personen.

    Mit ihrer stillen Rede im Bundestag setzt Heike Heubach auch ein Zeichen für die Vielfalt der Eloquenz. Diese erste Rede in Gebärdensprache stellt auch eine bereichernde Erweiterung der Rede- und Debattenkultur Deutschlands dar. Für diesen wertvollen Meilenstein der Redekunst verleiht die Jury des Seminars für Allgemeine Rhetorik Heike Heubach den Preis ‚Rede des Jahres 2024‘.

    Jury:
    Dr. Jutta Beck, Lukas Beck M.A., Selina Bernarding M.A., Hanna Broghammer, Dr. Fabian Erhardt, Dr. Markus Gottschling, Rebecca Kiderlen M.A., Prof. Dr. Joachim Knape, Prof. Dr. Olaf Kramer, Dr. Frank Schuhmacher, Prof. Dr. Dietmar Till, PD Dr. Lily Tonger-Erk, Dr. Thomas Zinsmaierx


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Dr. Fabian Erhardt
    Universität Tübingen
    Seminar für Allgemeine Rhetorik
    Telefon: 0162 5690725
    E-Mail: fabian.erhardt@uni-tuebingen.de


    Weitere Informationen:

    http://Text und Video zur Rede:
    https://uni-tuebingen.de/fakultaeten/philosophische-fakultaet/fachbereiche/philo...


    Bilder

    Anhang
    attachment icon PM der Universität Tübingen: Rede des Jahres 2024

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    Medien- und Kommunikationswissenschaften, Politik, Sprache / Literatur, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Wettbewerbe / Auszeichnungen
    Deutsch


     

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