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Wissenschaft
Das Universitätsklinikum Bonn (UKB) hat zusammen mit der University of Oxford, der University of Southampton und des Psychology Services London eine neue Studie herausgegeben. Prof. Alexandra Philipsen, kommissarische Ärztliche Direktorin am UKB und Direktorin der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie und Dr. Marcel Schulze, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des UKB, untersuchten mit ihren internationalen Kolleginnen und Kollegen die Wirksamkeit und Akzeptanz pharmakologischer, psychologischer und neurostimulierender Interventionen bei ADHS bei Erwachsenen in einer Metastudie, die im Lancet Psychiatry veröffentlicht wurde.
Weltweit sind ca. 2,5 Prozent der Erwachsenen und etwa 5 Prozent der Kinder im Schulalter von ADHS betroffen. Oftmals ist ADHS mit weiteren Begleiterkrankungen, einer erhöhten Sterblichkeit und ungünstigen psychosozialen Folgen für die Betroffenen verbunden. Die Kosten für die Behandlung von ADHS sind mit durchschnittlich 18.000 Dollar pro Jahr sehr hoch. Weiterhin bestehen Unsicherheiten über die beste Behandlung für Erwachsene mit ADHS. In aktuellen Leitlinien spielt die pharmakologische Behandlung eine herausragende Rolle. Zu nicht-pharmakologischen Behandlungsmethoden gab es in den letzten Jahren immer mehr randomisierte kontrollierte Studien.
Netzwerkanalyse aus über 100 Studien
Deswegen wurde die bislang größte Netzwerk-Metaanalyse von Daten aus randomisierten kontrollierten Studien (RCTs) zum Vergleich einer breiten Palette verfügbarer Medikamente und nicht-pharmakologischer Behandlungen für Erwachsene mit ADHS anhand mehrerer Endpunkte durchgeführt. Dafür wurden 2416 Datensätze aus 113 einzigartigen RCTs (14887 Teilnehmer, 45,6 % Frauen) zu pharmakologischen Therapien, psychologischen Therapien und neurostimulierenden Therapien sowie Neurofeedback geprüft. In Bezug auf die Wirksamkeit wurde eine Verringerung der Schwere der ADHS-Symptome (Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität, Impulsivität) untersucht. Daneben wurden die Akzeptanz, die Verträglichkeit, die Emotionale Dysregulation, exekutive Funktionen und der Einfluss auf die Lebensqualität genauer analysiert. „Die Ergebnisse unserer Studie zeigen, dass es keine universelle Lösung für die Behandlung von ADHS im Erwachsenenalter gibt. Neben der kurzfristigen Wirksamkeit pharmakologischer Ansätze ist es entscheidend, auch nicht-pharmakologische Methoden weiter zu untersuchen und individuell abgestimmte Behandlungsstrategien zu entwickeln“, sagt Prof. Alexandra Philipsen, kommissarische Ärztliche Direktorin des UKB und Direktorin der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie.
Ergebnisse im Vergleich zu Placebo
Nur Stimulanzien und Atomoxetin als Therapien schnitten bei den Symptombewertungen durch Kliniker und bei der Selbstbewertung besser ab als die Placebo-Bedingungen und zeigten Anzeichen für positive Auswirkungen bei der kurzfristigen Reduzierung der ADHS-Kernsymptome. Kognitive Verhaltenstherapie, kognitives Training, Achtsamkeit, Psychoedukation und transkranielle Gleichstromstimulation schnitten nur bei Fremdbeurteilungen von Klinikern besser ab als Placebo. Außerdem fand man bezüglich der Akzeptanz heraus, dass fast alle Behandlungen ähnlich wie Placebo abgeschnitten haben. Die Medikamente waren weniger verträglich als Placebo. Auf die exekutive Dysfunktion und die Lebensqualität konnten keine Auswirkungen festgestellt werden, ADHS-Medikamente waren nicht wirksam bei der Verbesserung dieser Bereiche.
Notwendigkeit weiterer Langzeitstudien
Die Studie unterstreicht die Notwendigkeit weiterer Langzeitstudien, um die langfristige Wirksamkeit und Akzeptanz von ADHS-Behandlungen besser zu verstehen. Ein besonderer Fokus sollte auf der Kombination pharmakologischer und nicht-pharmakologischer Strategien liegen, um sowohl Symptome zu lindern als auch die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. „Die Abwägung zwischen positiven Wirkungen und Nebenwirkungen von Medikamenten ist zentral, insbesondere da Langzeitbeweise für ADHS-Medikamente begrenzt sind. Es besteht ein klarer Bedarf an weiteren Studien, um sowohl alternative Medikamente als auch nicht-pharmakologische Strategien und deren Kombinationen langfristig besser bewerten zu können“, sagt Dr. Marcel Schulze, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des UKB.
https://doi.org/10.1016/S2215-0366(24)00360-2
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Medizin, Psychologie
überregional
Forschungsergebnisse, Kooperationen
Deutsch
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