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18.08.2004 10:25

Neue Filmbilder aus China - oder: ein Tag im Leben des Chinesen Qing

Dr. Christian Jung Stabsreferat Kommunikation
VolkswagenStiftung

    Einzigartiges Institut in China etabliert - East Asia Institute of Visual Anthropology (EAIVA) in Kunming in die Selbstständigkeit entlassen

    Die zunehmende Internationalisierung des Lebens durch Wirtschaft, Wissenschaft und vor allem Technik führt zu immer neuen Konfrontationen mit fremden Kulturen, andersartigem Denken und fremden Traditionen. Während die Technik ständig Kulturgrenzen überschreitet, scheinen im Kulturverständnis neue Grenzen zu entstehen. Die VolkswagenStiftung hat über ihre Wissenschaftsförderung immer wieder dazu beigetragen, der Gefahr der kulturellen Abschottung entgegenzuwirken und das Verständnis für das Fremde, für andere Werte und Traditionen zu fördern - auch innerhalb einer Kultur.

    In diesem Sinne hat sie seit 1997 auch den Aufbau und die konzeptionelle Weiterentwicklung des East Asia Institute of Visual Anthropology (EAIVA) in Kunming im Südwesten Chinas unterstützt, einer weltweit einzigartigen Ausbildungs- und Forschungsstätte, die praktisch-technische Ausbildung und kulturwissenschaftliche Analyse vereint. Kooperationspartner hier zu Lande war Professorin Dr. Gudula Linck vom Seminar für Orientalistik, Sinologische Abteilung der Universität Kiel. Jetzt geht das Institut aus deutscher in chinesische Verantwortung über. Insgesamt stellte die Stiftung in den vergangenen Jahren 1.035.000 Euro für das Projekt zur Verfügung.

    Kontakt Universität Kiel:
    Seminar für Orientalistik,
    Sinologische Abteilung
    Professorin Dr. Gudula Linck
    Telefon: 04 31/8 80 22 49
    Fax: 04 31/8 80 15 98

    Institut für Sinologie
    Yi Sicheng
    Telefon: 04 31/8 80 22 49
    Fax: 04 31/8 80 15 98
    E-Mail: yisicheng@hotmail.com
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    Die Erfolge dieser Förderung können sich sehen lassen: Die 21 Teilnehmerinnen und Teilnehmer des eingerichteten Aufbaustudienganges produzierten seit Sommer 1997 22 Dokumentarfilme, einige davon wurden bei internationalen Filmfestivals ausgezeichnet. Die eigene Andersartigkeit erkennen und in Filmen dokumentieren: Vor allem das ist es, was das EAIVA seinen jungen Studierenden vermitteln möchte. Dies gelang auch Yi Sicheng in seinem Film "Qing, the Newspaperman". Yi Sicheng schildert das Leben des Qing Baohua aus Kunming, der zwei Seiten in sich zu vereinen sucht. Zum einen ist er Zeitungsverkäufer - eine Arbeit ohne soziales Prestige in China. Zugleich tritt er als Sänger und Schauspieler auf lokalen Bühnen auf und erntet dafür viel Anerkennung. Dieser erste Film Sichengs - der junge Dokumentarfilmer ist mittlerweile an der Universität Kiel im Institut für Sinologie als Lektor tätig - wurde bei mehreren internationalen Filmfesten wie dem "Golden Bough Film Festival" in London (2000) oder dem "Göttinger International Ethnographic Film Festival" (GIF) im Jahr 2000 gezeigt, dort erhielt er eine Auszeichnung.

    China ist ein Land mit 56 ethnischen Minderheiten - ein multiethnischer Staat. Die Han-Chinesen machen 95 Prozent der Bevölkerung aus, die übrigen 55 Bevölkerungsgruppen bilden die übrigen fünf Prozent. Jede Gruppe hat ihre eigene Sprache und ihre eigenen kulturellen Besonderheiten. Über das Mittel der Dokumentation wollen die jungen chinesischen Filmemacher nun den jeweils anderen Volksgruppen - und darüber hinaus der ganzen Welt - die Besonderheiten einer Ethnie zeigen. So auch die Studentin Rong Li. Sie dokumentierte das Leben im Dorf Xianrendong, der Heimat der ethnischen Minderheit Sani. Li veranschaulichte dabei, was es bedeutet, wenn Einheimische und Touristen aufeinander treffen - und wie sich durch die Einflüsse von Außen langsam das Leben im Dorf ändert.

    Rong Li gewann 2003 für ihr Erstlingswerk "Culture Show" beim "International Ethnographic Film Festival" in Durham (Großbritannien) eine begehrte Auszeichnung - den "Royal Anthropological Institute's Material Culture and Archeological Prize". Und es gab noch eine Reihe weiterer Filme, die bei internationalen Filmfestivals präsentiert und gleich prämiert wurden. So konnte sich der Student Jin Xueli - ebenfalls in Durham - für seinen Film "Lost in the City" über eine Auszeichnung freuen. Xueli erzählt eine Geschichte über die Miao-Schuhputzer, Wanderarbeiter in Kunming. Gleich mehrere Filme der ersten studentischen Ausbildungsphase (Sommer 1997 bis Winter 1998) waren beim "Beeld voor Beeld Filmfest" in Amsterdam (2002) zu sehen. Später entstandene Filme (zwischen September 2001 bis März 2004) fanden dann 2003 beim Film-Festival in Durham, 2004 beim Göttinger "GIF" und 2004 in Kiel beim Festival "Ethnologische Filme aus China" ihre Zuschauer.

    Dies alles war nur möglich, weil den Studierenden von Beginn an die neueste Technik zur Verfügung stand. Zu Bildungs- und Recherchezwecken wurde eine umfangreiche Biblio- und Videothek eingerichtet. Die Räume für das EAIVA stellte die Yunnan Universität in Kunming zur Verfügung. Auch war schnell der Studienplan für Magisterkandidaten (3 Semester) und für angehende Lehrende (4 Semester) präzisiert. Grundprämisse blieb stets, den Studiengang vor allem für Angehörige ethnischer Minderheiten zu öffnen. "Dies ist geglückt", meint Gudula Linck: "Und so scheint das wichtigste mit dem EAIVA angestrebte Ziel erreicht zu sein: dass dort Han-Chinesen und Angehörige der nationalen Minderheiten einander begegnen und an einer gemeinsamen Aufgabe arbeiten."

    Jetzt wird das EAIVA unter der alleinigen Verantwortung der Chinesen fortgeführt und dazu der Leitung des ethnologischen Museums der Yunnan Universität unterstellt. Einige der ehemaligen Studierenden des Aufbaustudienganges fanden dort bereits Arbeit. "Nun können sie Erlerntes weitergeben - und dazu gehören sicher auch Erfahrungen aus der west-östlichen Zusammenarbeit der Anthropologen", sagt Dr. Barbara Keifenheim von der Europa Universität Via­drina in Frankfurt/Oder. Sie war hauptverantwortliche Dozentin während der Projektphase in Kunming. Zudem scheint die Zukunft des Instituts gesichert, da die chinesische Regierung der Universität Yunnan den Auftrag erteilt hat, Sprache und Kultur der ethnischen Minderheiten im Land zu dokumentieren.

    Kontakt Europa Universität Frankfurt/Oder:
    Lehrstuhl für Vergleichende Kultur- und
    Sozialanthropologie
    PD Dr. Barbara Keifenheim
    Hauptverantwortliche Dozentin der Projektphase in Kunming
    Telefon: 03 35/55 34 26 44
    Fax: 03 35/55 34 26 45
    E-Mail: anthro@euv-frankfurt-o.de
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    Kontakt VolkswagenStiftung:
    Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
    Dr. Christian Jung
    Telefon: 05 11/83 81 - 380
    E-Mail: jung@volkswagenstiftung.de


    Weitere Informationen:

    http://www.volkswagenstiftung.de/presse-news/presse04/18082004.htm


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Kunst / Design, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Musik / Theater, Philosophie / Ethik, Religion, Sprache / Literatur
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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