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07.02.2025 07:29

Kichererbse in Gefahr!

Dr. Manuela Schüngel Stabsstelle Presse und Kommunikation
Leibniz-Institut DSMZ-Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen GmbH

    Pflanzenviren bedrohen das Superfood in Deutschland

    Das Forschungsteam rund um Pflanzenvirenforscher Dr. Björn Krenz vom Leibniz-Institut DSMZ-Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen GmbH in Braunschweig hat in Deutschland angebaute Kichererbsen auf Infektionen mit Pflanzenviren untersucht. Erstmalig konnten die Forschenden nachweisen, dass das Superfood mit verschiedenen Pflanzenviren infiziert ist. Die Ergebnisse publizierten die Forschenden jüngst in der renommierten Fachzeitschrift Journal of Plant Diseases and Protection.

    Pflanzenviren gefährden den Anbau von Kichererbsen
    Das Forschungsteam bestehend aus Experten der Abteilung Pflanzenviren des Leibniz-Institut DSMZ, dem Julius Kühn-Institut (JKI) und dem Leibniz-Institut für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) hat über zwei Jahre verschiedene Kichererbsenfelder in Sachsen-Anhalt und Brandenburg untersucht. Dabei entdeckten sie erstmals in Deutschland das Pea necrotic yellow dwarf virus (PNYDV) in Kichererbsen – ein Virus, das bereits in anderen Hülsenfrüchten wie Erbsen vorkommt und dort zu erheblichen Ertragsausfällen führen kann. Die Infektionen äußerten sich beispielsweise durch Gelbfärbung der Blätter oder Wachstumshemmungen. Besonders alarmierend war die Häufigkeit von Mehrfachinfektionen, bei denen Pflanzen gleich von mehreren Viren betroffen waren. „Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Kichererbse in Deutschland einem hohen Infektionsdruck ausgesetzt ist – insbesondere, wenn sie in der Nähe von Erbsenfeldern angebaut wird, die ebenfalls von diesen Viren befallen sein können. Diese ersten Funde verdeutlichen, dass der Anbau von Kichererbsen in Deutschland nicht ohne Herausforderungen ist“, fasst Dr. Björn Krenz, Leiter der Abteilung Pflanzenviren an der DSMZ, zusammen.

    Die Zukunft der Kichererbse in Deutschland
    Die Erkenntnisse der Studie sind ein wichtiger Schritt, um zukünftig widerstandsfähigere Kichererbsensorten zu entwickeln und integrierte Pflanzenschutzstrategien zu erarbeiten. Denn um den wachsenden Bedarf an regional produzierten Kichererbsen langfristig zu decken, braucht es robuste Pflanzen, die sich gegen Viren behaupten können. „Unsere Forschung zeigt einmal mehr, wie essenziell die Zusammenarbeit zwischen Forschungsinstituten wie der DSMZ, dem ZALF und dem JKI ist, um praxisnahe Lösungen für die Landwirtschaft zu entwickeln“, resümiert Pflanzenvirologe Björn Krenz. Zukünftige Forschungen sollen sich verstärkt darauf konzentrieren, resistente Kichererbsensorten zu identifizieren und alternative Anbau- sowie Bekämpfungsstrategien zu testen. Ein vielversprechender Ansatz könnte die gezielte Züchtung von virusresistenten Sorten sein, kombiniert mit dem Einsatz natürlicher Feinde von virusübertragenden Insekten. Dabei könnte ein gezieltes Screening auf Virustoleranz bereits in frühen Züchtungsstadien helfen, anfällige Sorten frühzeitig auszuschließen. Ebenso wäre ein Virus-Screening von Kichererbsenmarktsorten sinnvoll, um Landwirten fundierte Auswahlkriterien für widerstandsfähige Sorten an die Hand zu geben. „Angesichts der steigenden Nachfrage nach regional produzierten Hülsenfrüchten wird es entscheidend sein, dass Politik, Wissenschaft und Landwirtschaft eng zusammenarbeiten, um eine nachhaltige Produktion zu ermöglichen“ wünscht sich Krenz abschließend. Die aktuellen Forschungsergebnisse liefern eine wichtige Grundlage für künftige Maßnahmen, denn gesunde Pflanzen sind die Basis einer erfolgreichen Landwirtschaft.

    DSMZ-Pressekontakt:
    PhDr. Sven-David Müller, Pressesprecher des Leibniz-Instituts DSMZ-Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen GmbH
    Tel.: 0531/2616-300
    E-Mail: press@dsmz.de

    Über das Leibniz-Institut DSMZ
    Das Leibniz-Institut DSMZ-Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen GmbH ist die weltweit vielfältigste Sammlung für biologische Ressourcen (Bakterien, Archaeen, Protisten, Hefen, Pilze, Bakteriophagen, Pflanzenviren, genomische bakterielle DNA sowie menschliche und tierische Zellkulturen). An der DSMZ werden Mikroorganismen sowie Zellkulturen gesammelt, erforscht und archiviert. Als Einrichtung der Leibniz-Gemeinschaft ist die DSMZ mit ihren umfangreichen wissenschaftlichen Services und biologischen Ressourcen seit 1969 globaler Partner für Forschung, Wissenschaft und Industrie. Die DSMZ ist als gemeinnützig anerkannt, die erste registrierte Sammlung Europas (Verordnung (EU) Nr. 511/2014) und nach Qualitätsstandard ISO 9001:2015 zertifiziert. Als Patenthinterlegungsstelle bietet sie die bundesweit einzige Möglichkeit, biologisches Material nach den Anforderungen des Budapester Vertrags zu hinterlegen. Neben dem wissenschaftlichen Service bildet die Forschung das zweite Standbein der DSMZ. Das Institut mit Sitz auf dem Science Campus Braunschweig-Süd beherbergt mehr als 89.000 Bioressourcen und hat fast 230 Beschäftigte. www.dsmz.de

    Über die Leibniz-Gemeinschaft
    Die Leibniz-Gemeinschaft verbindet 96 eigenständige Forschungseinrichtungen. Ihre Ausrichtung reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Raum- und Sozialwissenschaften bis zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute widmen sich gesellschaftlich, ökonomisch und ökologisch relevanten Fragen. Sie betreiben erkenntnis- und anwendungsorientierte Forschung, auch in den übergreifenden Leibniz-Forschungsverbünden, sind oder unterhalten wissenschaftliche Infrastrukturen und bieten forschungsbasierte Dienstleistungen an. Die Leibniz-Gemeinschaft setzt Schwerpunkte im Wissenstransfer, vor allem mit den Leibniz-Forschungsmuseen. Sie berät und informiert Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Leibniz-Einrichtungen pflegen enge Kooperationen mit den Hochschulen - in Form der Leibniz-WissenschaftsCampi, mit der Industrie und anderen Partnern im In- und Ausland. Die Leibniz-Institute unterliegen einem transparenten und unabhängigen Begutachtungsverfahren. Aufgrund ihrer gesamtstaatlichen Bedeutung fördern Bund und Länder die Institute der Leibniz-Gemeinschaft gemeinsam. Die Leibniz-Institute beschäftigen rund 21.300 Personen, darunter 12.200 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Das Finanzvolumen liegt bei 2,2 Milliarden Euro. www.leibniz-gemeinschaft.de


    Originalpublikation:

    Originalpublikation
    Kartheuser, C., Tan, S., Bubolz, J., Reckling,M., Menzel, W., Ziebell, H., Krenz, B. (2025) First detection of viral pathogens of chickpea in Germany. J Plant Dis Prot 132:60. https://doi.org/10.1007/s41348-024-01048-z


    Bilder

    Eine gesunde Kichererbsenpflanze (a116, links) im Vergleich zu einer Virus-infizierten Pflanze (a115, rechts)
    Eine gesunde Kichererbsenpflanze (a116, links) im Vergleich zu einer Virus-infizierten Pflanze (a115 ...

    DSMZ/Menzel

    Dr. Björn Krenz, Leiter der Abteilung Pflanzenviren am Leibniz-Institut DSMZ
    Dr. Björn Krenz, Leiter der Abteilung Pflanzenviren am Leibniz-Institut DSMZ

    DSMZ


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler, jedermann
    Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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