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11.02.2025 17:42

Mittelstandsforschung gefährdet: Austausch von Bundespolitik und Forschung in den Regionen

Frauke Frodl Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
AIF Allianz für Industrie und Forschung e.V.

    Das für die deutsche Wirtschaft existenzielle Forschungsengagement von mittelständischen Unternehmen wird derzeit erheblich ausgebremst: Extreme Bürokratie, langwierige Bearbeitung von Anträgen oder zu geringe Mittelausstattung von bis dato sehr erfolgreichen Forschungsförderprogrammen waren unter anderem Inhalt eines Austausches von Bundespolitikerinnen und -politikern mit Vertreterinnen und Vertretern der angewandten Forschung am 7. Februar 2025 in Aachen.

    Das für die deutsche Wirtschaft existenzielle Forschungsengagement von mittelständischen Unternehmen wird derzeit erheblich ausgebremst: Extreme Bürokratie, langwierige Bearbeitung von Anträgen oder zu geringe Mittelausstattung von bis dato sehr erfolgreichen Forschungsförderprogrammen waren unter anderem Inhalt eines Austausches von Bundespolitikerinnen und -politikern mit Vertreterinnen und Vertretern der angewandten Forschung am 7. Februar 2025 in Aachen.

    Insbesondere die Industrielle Gemeinschaftsforschung, die weltweit einmalig ist, hat einen wesentlichen Anteil an der Marke „Made in Germany“. „In einem Land, dessen Rohstoffe nicht im Boden, sondern in den Köpfen liegen, kann man der gegenwärtigen schwierigen wirtschaftlichen Situation Deutschlands und den transformatorischen Herausforderungen nur mit umfangreicher Innovationskraft begegnen“, erklärt Thomas Reiche, Vorstand der AIF – Allianz für Industrie und Forschung e.V.

    „Branchenübergreifend, technologieoffen und vor allem transferorientiert agieren die Forschungsvereinigungen der AIF – Allianz für Industrie und Forschung e.V. und die Forschungsinstitute der Zuse-Gemeinschaft bundesweit zugunsten der Mittelstandsforschung in Deutschland. Hier entstand und entsteht weit mehr als die Basis für Wettbewerbs-, Zukunfts- und Weltmarktfähigkeit deutscher Unternehmen und am Ende auch für unseren Wohlstand“, erklärte Hon.-Prof. Dr. Jacqueline Lemm, Institutsleiterin TFI – Institut für Boden- und Raumsysteme an der RWTH Aachen. Beide Organisationen luden zum Austausch zwischen kommunal und auf Bundestagsebene agierenden Politikerinnen und Politikern und Vertreterinnen und Vertretern der angewandten Forschung in das TFI Aachen ein.

    Das Mitglied des Bundestages Lukas Benner (Bündnis 90/ Die Grünen), der umwelt- und klima- sowie digitalpolitische Sprecher der CDU-Fraktion in Aachen Holger Kiemes, die Bundestagsabgeordnete der SPD-Fraktion aus Aachen Ye-One Rhie und Katharina Willkomm, Bundestagsabgeordnete der FDP-Fraktion aus Aachen, stellten sich den Fragen und alltäglichen Erfahrungen der Forschenden in der Region.

    Innovationsförderung taucht selten in den Wahlprogrammen auf

    Den Leitsatz der Veranstaltung lieferte Lemm in ihrer Begrüßung: „Was können wir für die transferorientierte Forschung tun?“ AIF-Vorstand Reiche, stellte klar, dass in den meisten Parteiprogrammen zur Bundestagswahl 2025 deutlicher Optimierungsbedarf zum Thema Innovationsförderung bestünde. Wichtig sei, dass die für die angewandte Industrieforschung zur Verfügung gestellten Mittel als investive Ausgaben betrachtet werden, die in Form von Innovationen, neuen Geschäftsmodellen, zusätzlichen Arbeitsplätzen und damit einhergehendem steigenden Steueraufkommen an den Staat zurückfließen.

    Dr.-Ing. André Schievenbusch, Geschäftsführer und Vorstand des gemeinnützigen, unabhängigen Forschungsinstituts Access e.V., bezeichnet „die unwahrscheinliche Nähe dieser Forschungsvereinigungen und -einrichtungen zur Industrie und Praxis als ausgezeichnet“. Mit dieser Praxisnähe schaffen es insbesondere bedarfsorientierte
    Forschungsprojekte viel schneller in die Umsetzung und dienen immer wieder dem Wissenstransfer. Kiemes macht auf die gegenseitige Befruchtung von Wirtschaft und Forschung aufmerksam und sieht unter anderem durch diese Kooperationen auch große Chancen in der Kreislaufwirtschaft.

    Schievenbusch erinnerte - adressiert an die Politik - an die Schwierigkeiten bezüglich des sogenannten Besserstellungsverbotes für geförderte Institute. Sie seien damit extrem eingeschränkt die besten Köpfe zu holen und zu halten; selbst die Einstellung von Technikern würde inzwischen deshalb schwierig. Gleichzeitig forderte er gemeinsam mit weiteren wissenschaftlichen Vertretern Konstanz und Berechenbarkeit in der Förderung der angewandten Forschung und verwies auf die unvermittelte Abschaffung des Technologietransferprogramms Leichtbau mitten in der aktuellen Legislaturperiode.

    Bezüglich des Engagements der AIF-Forschungsvereinigungen und der erfolgreichen Koordinierung der IGF-Forschungsprojekte durch die AIF fragt er rhetorisch: „Warum lässt man nicht die machen, die sich jahrzehntelang damit auskennen?“ - und bekommt Bestätigung von der SPD-Politikerin Rhie, die unter anderem auch eine fehlende Koordination zwischen Bundesforschungs- und Bundeswirtschaftsministerium in Bezug auf Forschungsförderprogramme ansprach.

    „Überbordende Bürokratie“ ist ein erheblicher Hemmfaktor

    Die gerade in den vergangenen Jahren und Monaten entwickelte überbordende Bürokratie schaffe indirekt die zukunftsorientierte Nutzung von Forschungsförderung für den Mittelstand ab, hieß es provokant aus dem Auditorium. Wichtige Innovationen kommen dadurch nicht zustande. Benner von den Grünen hakte hier ein: „Wir erleben, dass wir uns überregulieren.“ Er fordert einen Kulturwandel in Bezug auf eine schnelle und unkomplizierte Entscheidungsfindung. Darüber hinaus animierte er die Forscher, die Politik einzuladen und die Forschungsprojekte vor Ort und anfassbar vorzustellen.

    Nahezu alle Vertreterinnen und Vertreter der angewandten Forschung machten deutlich, wie schwierig die Finanzierung von Forschungsengagement auch im Mittelstand inzwischen ist. Alarmierend ist dabei die Aussage von Dr.-Ing. Natalie Palm, kaufmännische Leiterin des Forschungsinstituts für Wasserwirtschaft und Klimazukunft an der RWTH Aachen (FiW) e.V.: „Selbst an den guten Themen schaffen wir es nicht mehr, weiterzuarbeiten.“ Dabei seien Innovationen der Rohstoff unserer Wirtschaft. Alle Expertinnen und Experten fordern unter anderem, die vorherigen Pauschalen insbesondere bezüglich Personal- und Sachkosten wieder einzuführen. Das spart dem forschenden Unternehmen sehr viel Zeit und Personalaufwand, der oft zu Lasten des eigentlichen Forschungsengagements geht.

    Dieser direkte Austausch wird in den kommenden Wochen in verschiedenen Bundesländern und Forschungseinrichtungen fortgeführt, um den Erfolg der Gemeinschaftsforschung sichtbar zu machen, auszubauen sowie die Bedingungen der Forschungsförderungen zu verbessern. Michael Servos von der AIF-Forschungsvereinigung Programmiersprachen für Fertigungseinrichtungen e.V. betonte mit seinem Abschlusssatz, worum es geht: Wir benötigen mehr Mittel, weil wir mehr forschen wollen!“

    Pressekontakt
    AIF e.V., Frauke Frodl, presse@aif.de, T.: +49 30 64475 215, M.: +49 151 19621 541
    Download: Gruppenbild Austausch Bundespolitik und Forschung in Aachen (1,6 MB, © AIF)


    Bilder

    Forschende und Bundestagsabgeordnete im TFI Aachen
    Forschende und Bundestagsabgeordnete im TFI Aachen
    Frauke Frodl
    AIF


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler, jedermann
    fachunabhängig
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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