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14.02.2025 17:39

Dies academicus 2025: Uni Ulm feiert herausragende akademische Erfolge

Christine Liebhardt Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Ulm

    Rund 10 000 Studierende, 1800 Absolvent*innen, 500 Promotionen und 1000 Forschungsprojekte im Jahr: 58 Jahre nach ihrer Gründung werden an der Universität Ulm nicht nur die Fachkräfte von morgen ausgebildet, sondern es wird auch auf höchstem Niveau zu Zukunftsthemen geforscht. Gefeiert wurde am Freitag, 14. Februar, beim Dies academicus mit einem Festakt im Forschungsgebäude N27. Dabei gab es Auszeichnungen für herausragende Lehrende, Forschende und Studierende, und die Promotionspreise der Ulmer Universitätsgesellschaft sowie die neuen Forschungsinkubatoren wurden vergeben.

    Die Uni Ulm ist spezialisiert auf Themen, die die Zukunft bestimmen werden – und zwar nicht nur in Ulm und der Region, sondern national und international: „Mit ihren vier großen Profilbereichen Green Energy, Quantum Science and Technology, Life Long Health und From Data to Knowledge treibt die Uni Themen, die auf der ganzen Welt einen großen Impact haben“, sagte Präsident Professor Michael Weber bei seiner Begrüßung zum Dies academicus. Mit einem Festakt feierte die Universität ihr 58-jähriges Bestehen. Im komplett besetzten Multimediaraum waren auch viele Mitglieder der Ulmer Stadtgesellschaft anwesend, darunter Oberbürgermeister Martin Ansbacher.

    „Das, was wir hier tun, erreicht Weltniveau“, befand der Präsident. Er ließ keinen Zweifel daran, dass die Uni Ulm – sollte sie dazu berechtigt sein – den Antrag stellen wird, Exzellenzuniversität zu werden. Am 22. Mai fällt die Entscheidung, ob der bestehende Exzellenzcluster POLiS verlängert und der Antrag für den neuen Exzellenzcluster Chem4Quant bewilligt wird. Werden beide Anträge positiv beschieden, darf Ulm sich als Exzellenzuniversität bewerben. „Wir haben sehr gute Chancen in diesem Wettbewerb“, ist Professor Weber überzeugt.

    Der Präsident blickte zurück aufs vergangene Jahr: Zwar habe die Studierendenzahl mit knapp 10 000 gegenüber 2023 leicht abgenommen, die Zahl derjenigen, die ein Studium neu begonnen haben, ist 2024 jedoch deutlich gestiegen: Mit 2336 Studienanfänger*innen lag sie um sieben Prozent höher als ein Jahr zuvor und damit deutlich höher als im bundesweiten Durchschnitt (1,3 Prozent) – „eine sehr erfreuliche Entwicklung“, wie Weber betonte. Ebenso wie der siebte Platz im StudyCheck-Ranking der beliebtesten Universitäten Deutschlands. Weber freute sich besonders darüber, dass 96 Prozent der Befragten die Uni Ulm weiterempfehlen würden: „Die sagen ihrem Umfeld: Hier gibt es ein tolles Angebot, hier kümmert man sich um dich, hier wirst du Erfolg haben.“

    Mit 1800 Absolvent*innen im vergangenen Jahr leiste die Universität einen großen Beitrag zur Bekämpfung des Fachkräftemangels in Wirtschaft und Forschung. Dazu tragen auch neue Studiengänge bei, wie der Master Wirtschaftsinformatik – Digital Business and Analytics. Und durch den neuen Standort der Psychotherapeutischen Hochschulambulanz in der Innenstadt und den Master Klinische Psychologie und Psychotherapie ist die Uni Ulm „zu einem der größten Ausbildungsorte für Psychotherapie in Süddeutschland“ geworden. 2024 wurden zudem 500 Promotionen abgeschlossen: „Das sind höchstqualifizierte junge Menschen, die in der Wissenschaft, an den Kliniken, in der Wirtschaft weiterarbeiten oder ein Start-up gründen und dafür sorgen, dass wir in unserem Land weiterhin Wohlstand haben“, lobte der Präsident. Rund 1000 Forschungsprojekte werden jedes Jahr an der Uni durchgeführt. Das sei nur dank der exzellenten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlermöglich.

    Herausfordernd bleibt die anstehende Sanierung der Uni Ost, die in den 1970er Jahren gebaut wurde. „Das Herz der Uni muss saniert werden“, so der Präsident. Aktuell sei man damit beschäftigt, Interimsflächen für das Forum und Ersatz für die Hörsäle zu finden. Weiterhin laufen die Verhandlungen zur Hochschulfinanzierungsvereinbarung III mit dem Land, die Planungssicherheit für die Jahre 2026 bis 2030 geben soll. Der Präsident warnte: „Wenn die Inflationsrate so bleibt, werden wir den Gürtel ein bisschen enger schnallen müssen. Wir werden das schaffen, aber wir werden uns nicht alles leisten können, was wir uns gerne leisten würden.“

    Auszeichnungen aus Forschung, Studium und Lehre

    Die Universität Ulm hat zwei Stiftungspreise für die erfolgreiche Kooperation zwischen Wissenschaft und Wirtschaft vergeben, die jeweils mit 4000 Euro dotiert sind. Einer dieser Preise geht an Professor Claus Braxmaier. Der studierte Feinwerktechniker und Physiker forscht und lehrt seit 2021 am Institut für Mikroelektronik. Er ist Inhaber der Professur für Quantenmetrologie an der Universität Ulm sowie assoziiert mit dem Institut für Quantentechnologien des Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR-QT). Braxmaier wurde ausgezeichnet für seine Kooperation mit den Unternehmen Airbus Defence & Space in Friedrichshafen sowie der Space Tech GmbH in Immenstaad (STI). Im Zentrum der Zusammenarbeit steht die Entwicklung quanten-optischer Instrumente für die Raumfahrt und Erdbeobachtung. Dabei geht es weltraumtaugliche höchstpräzise Messtechnik für die Zeit-, Abstands- und Beschleunigungsmessung. Ein Beispiel dafür ist die Laser-Uhr, die Braxmaier in seinem Labor entwickelt hat. Sie gehört zu den genauesten Uhren der Welt und wird jetzt in Zusammenarbeit mit diesen beiden Unternehmen für eine Weltraummission aufgebaut. Getestet wird der Gaszellen-Chronometer 2027 auf der Internationalen Raumstation (ISS).

    Der zweite Kooperationspreis geht an zwei weitere Physiker, die auf dem Gebiet der Quantentechnologien forschen. Ausgezeichnet werden Professor Fedor Jelezko, Leiter des Instituts für Quantenoptik, sowie Professor Martin Plenio, Leiter des Instituts für Theoretische Physik, für ihre Zusammenarbeit mit NVision. Das Ulmer Unternehmen ist hervorgegangen aus einem High-Tech-Startup der Universität Ulm, an dessen Gründung Plenio und Jelezko selbst maßgeblich beteiligt waren. NVision gilt als Musterbeispiel für Technologietransfer mit mittlerweile 100 Beschäftigten und einer eigenen Firmenzentrale im Science Park III. Das Unternehmen nutzt quantenphysikalische Effekte zur Optimierung der Magnetresonanztomografie (MRT). Durch die Polarisierung von Marker-Substanzen ist es möglich, mit herkömmlichen MRT-Geräten Stoffwechselprozesse in Echtzeit zu visualisieren. Für die Lebenswissenschaften, nicht zuletzt für die Krebstherapie, bietet diese Technologie bahnbrechende neue Möglichkeiten. Im Herbst 2024 wurde mit der Auslieferung von Polarisatoren ins In- und Ausland begonnen. Damit ist NVision eine der ersten Firmen, die erfolgreich kommerzielle Quantentechnologie anbietet.

    Der Harald Rose-Preis geht in diesem Jahr an die Biochemikerin Julia La Roche. Die 27-Jährige promoviert in der Zentralen Einrichtung Elektronenmikroskopie (ZEEM) der Uni Ulm. Die junge Wissenschaftlerin wird ausgezeichnet für ihre Masterarbeit, die ebenfalls in der ZEEM entstanden ist. La Roche hat eine Markierungsmethode für die Elektronenmikroskopie weiterentwickelt, mit deren Hilfe es möglich ist, biochemische Strukturen wie virale Proteine in Zellen mit Antikörpern zu lokalisieren. Dafür werden spezielle Antikörper eingesetzt, an die kleine, im Elektronenmikroskop sichtbare Goldpartikel gekoppelt sind. Durch diese Methode können markierte biochemische Strukturen sowohl in zweidimensionalen Zellquerschnitten als auch in größeren Volumina mittels 3D-Tomographie lokalisiert werden.

    Der mit 3000 Euro dotierte Harald Rose-Preise ist benannt nach einem Wegbereiter der Elektronenmikroskopie, der sowohl in Darmstadt als auch in Ulm tätig war. Professor Harald Rose feiert am heutigen Freitag seinen 90. Geburtstag. Gestiftet wird der Preis vom Elektronenmikroskop-Hersteller CEOS, der auch das Ulmer Supermikroskop SALVE realisiert hat, an dessen Entwicklung Professor Rose maßgeblich beteiligt war.

    Professor Walter Karlen, Leiter des Instituts für Biomedizinische Technik, erhält den mit 4000 Euro dotierten Lehrpreis 2024 der Universität Ulm. Karlen hat durch die Etablierung eines neuen Studiengangs in einem MINT-Fach nicht nur innovative Akzente gesetzt, sondern auch einen bedeutenden Beitrag zur Förderung von Diversität im Fachbereich geleistet – belegt durch den hohen Frauenanteil des Studiengangs Biomedizinische Technik. Das attraktive Curriculum wird konsequent mit modernen Lehr- und Prüfungsformen umgesetzt, darunter Methoden wie Design Thinking und Rapid Prototyping, die eine praxisorientierte und innovative Ausbildung ermöglichen. Dadurch werden nicht nur technische Kompetenzen vermittelt, sondern auch Kreativität und Teamfähigkeit gefördert. Beeindruckend ist auch der wertschätzende Umgang von Professor Karlen mit Studierenden. Er schafft eine Lernatmosphäre, die durch Vertrauen, Inspiration und praxisorientierte Exzellenz geprägt ist und fördert das kritische und eigenständige Denken über den eigenen Fachbereich hinaus. Damit trägt er wesentlich dazu bei, dass Studierende auf die Herausforderungen der Berufswelt optimal vorbereitet werden.

    Der Ulmer Universitätssonderpreis für herausragendes studentisches Engagement 2024 geht an das Studierendenprojekt „WissenSchaffer“. Die neun Studierenden aus den Bereichen Elektrotechnik, Informatik und Biomedizinischer Technik haben es sich zum Ziel gesetzt, Schülerinnen und Schüler für ein MINT-Studium zu begeistern. Sie engagieren sich beispielsweise mit praxisnahen Angeboten wie Löt-Workshops am „Girls’ Day“ und bieten jedes Jahr ein Schülerprojekt an, in dem Teilnehmende eigene Forschungsprojekte umsetzen. All das fördert sowohl praktische Fähigkeiten als auch Begeisterung für Technik und Wissenschaft. Außerdem beraten die WissenSchaffer die Jugendlichen auf Augenhöhe und geben einen direkten Einblick in das Universitätsleben. Die Auszeichnung in Höhe von 500 Euro wurde von den Studierenden Felix Lippe, Elias Ruopp und Julius Hense sowie der Betreuerin Dr.-Ing. Margarita Puentes-Damm entgegengenommen.

    Junior-Professorin Ann-Christin Haag erhält den Forschungspreis ExzellenziaUlm für exzellente Nachwuchswissenschaftlerinnen der Universität Ulm über 5000 Euro. Die Margarete von Wrangell-Juniorprofessorin für Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie hat in Freiburg, Hamburg, Zürich und Paris studiert und an der Universität Zürich promoviert. An der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie der Ulmer Uniklinik forscht Haag an der Schnittstelle zwischen Trauma, Resilienz und der Nutzung digitaler Medien. Ihr Schwerpunkt liegt auf der Anwendung neuer Methoden zur Datengewinnung und -auswertung, auch mittels Machine Learning. Haag hat seit 2019 1,6 Millionen Euro Drittmittel eingeworben. Sie leitet ein diverses Team, legt großen Wert auf Mentoring und ist ein beeindruckendes Vorbild für andere Wissenschaftlerinnen und Studentinnen. Darüber hinaus schafft es Ann-Christin Haag, ihre gesellschaftsrelevante Forschung mit ihren Familienpflichten und drei Kindern zu vereinbaren

    Die Universität Ulm vergibt zwei Forschungsinkubatoren, mit denen besonders innovative und riskantere Projekte gefördert werden. Beide Forschungsinkubatoren verbinden Mathematik und Medizin. Im Projekt OptiReg (A novel feedback-loop
    framework to optimize tissue regeneration) von PD Dr. Andreas Seitz, Dr. Graciosa Teixeira, Dr. Ulrich Simon, Dr. Tim Eiseler und Professor Jan Tuckermann soll die Geweberegeneration bei Meniskusverletzungen optimiert werden. Sie gehören zu den häufigsten Verletzungen des Kniegelenks und tragen bei 25 bis 50 Prozent der Patienten zur Entstehung einer posttraumatischen Arthrose bei. Weil chirurgische Eingriffe zu Infektionen und langen Genesungszeiten führen können, wollen die Forschenden nicht-invasive regenerative Ansätze optimieren. Dazu sollen biologische und computergestützte Ansätze kombiniert werden, um therapeutische Ergebnisse zu verbessern.

    Mit dem zweiten Forschungsinkubator MUST (Multi-state survival models for heterogeneous
    high-dimensional bio-marker profiles) von Professor Michael Vogt, Professor Jan Beyersmann und Professor Hans A. Kestler sollen statistische Datenanalyse-Werkzeuge entwickelt werden, die komplexe Krankheitsprozesse modellieren und zuverlässige, personalisierte medizinische Vorhersagen liefern können. Dies ist in der biomedizinischen Forschung ein wichtiges Ziel, um die klinische Entscheidungsfindung zu unterstützen. Die benötigten Werkzeuge müssen hochdimensionale Informationen verarbeiten können, die sich im Laufe der Zeit weiterentwickeln, wozu bestehende Methoden nicht oder nur teilweise in der Lage sind.

    Mit Promotionspreisen der Ulmer Universitätsgesellschaft (UUG) ausgezeichnet wurden
    Dr. Matthias Domhardt, Dr. Tobias Drey, Dr. Nensi Ikonomi, Dr. Lukas Moritz Niebel, Dr. Stefan Reich, Dr. Ilai Schwartz, Dr. Manuel Seefelder, Dr. Carolin Seeling und Dr. Ulrich Stifel. Übergeben wurden die Preise durch den UUG-Vorsitzenden Manfred Oster.

    Die Veranstaltung wurde von Dana Hoffmann moderiert und von Lukas Hadinger (Fagott) und Mirko Rossini (Klarinette) musikalisch begleitet.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Daniel Strang, Abt. I-1 Marketing, Tel.: 0731 / 50 22123, E-Mail: daniel.strang@uni-ulm.de


    Weitere Informationen:



    Bilder

    Protagonistinnen und Protagonisten des Dies academicus 2025 der Universität Ulm
    Protagonistinnen und Protagonisten des Dies academicus 2025 der Universität Ulm
    Elvira Eberhardt
    Elvira Eberhardt / Uni Ulm

    Universitätspräsident Prof. Michael Weber blickt in seiner Begrüßungsrede zum Dies academicus 2025 auf das vergangene Jahr an der Ulmer Universität zurück
    Universitätspräsident Prof. Michael Weber blickt in seiner Begrüßungsrede zum Dies academicus 2025 a ...
    Elvira Eberhardt
    Elvira Eberhardt / Uni Ulm


    Anhang
    attachment icon Übersicht der Promotionspreise 2025

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Lehrer/Schüler, Studierende, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler, jedermann
    fachunabhängig
    überregional
    Studium und Lehre, Wettbewerbe / Auszeichnungen
    Deutsch


     

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