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03.03.2025 13:05

Prävention: Für mehr Gesundheit in allen Lebensphasen

Manuela Zingl GB Unternehmenskommunikation
Charité – Universitätsmedizin Berlin

    Im Grunde wissen wir sehr viel darüber, wie wir Menschen versorgen und möglichst lang gesunderhalten können – nur setzen wir dieses Wissen noch zu wenig um, sagt die deutsch-belgische Public Health-Expertin Prof. Freia De Bock. Jetzt hat sie die Professur für Medizinische Soziologie und die Leitung des Instituts für Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaft der Charité – Universitätsmedizin Berlin übernommen. Ihr Ziel: Prävention und Versorgungsforschung von der Kindheit über die Lebensspanne hinweg denken und nutzbar machen. Ein Weg dahin: Versorgungsmodelle, die Menschen möglichst früh erreichen. Eine Voraussetzung: bessere Vernetzung von Akteuren und Angeboten.

    Freia De Bock leitet Institut für Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaft

    Wie wirken sich soziale Einflüsse auf Entstehen, Verlauf und Heilung von Krankheiten oder auf den Erhalt von Gesundheit aus? Das sind Kernthemen der Medizinischen Soziologie ebenso wie die Qualität präventiver, medizinischer und pflegerischer Versorgung. Freia De Bock erforscht und widmet sich insbesondere der Förderung und dem Schutz der Gesundheit von Kindern und Jugendlichen, darunter Kinder mit chronischen Erkrankungen, und ihrer systemübergreifenden Versorgung. An der Charité folgt sie nun der Medizinsoziologin und Alternsforscherin Prof. Adelheid Kuhlmey nach, unter deren Leitung sich das Institut für Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaft in den vergangenen 22 Jahren auf ältere Menschen sowie weitere vulnerable Gruppen und deren Versorgung spezialisiert hatte.

    Die bestehenden Forschungsfelder, zu denen auch Versorgungs-, Ausbildungs- und Rehabilitationsforschung zählen, will Freia De Bock mit einem neuen Schwerpunkt zusammenbringen: der Prävention und Versorgungsforschung für Kinder, Jugendliche und Familien. Was der Förderung von Gesundheit in allen Lebensphasen dient, soll in den täglichen Lebenswelten von Menschen intensiver erforscht und gefördert werden. Herausforderungen wie soziale Benachteiligung oder Migration werden Teil der Betrachtungen sein.

    Brückenbauerin zwischen verschiedenen Welten

    Die Fachärztin für Kinderheilkunde hat eine langjährige klinische Erfahrung, gleichzeitig ist sie Versorgungsforscherin mit einer auf Public Health und Population Health ausgerichteten Ausbildung an den internationalen Universitäten Harvard, Boston und Erasmus, Rotterdam. In ihrer bisherigen wissenschaftlichen Laufbahn leitete Freia De Bock Arbeitsgruppen und Forschungskonsortien, deren Anliegen es unter anderem war, Personengruppen mit sozialen Belastungen besser zu erreichen oder chronisch erkrankte Kinder und Kinder mit Einschränkungen besser zu versorgen. Entwicklungs- und Sozialpädiatrie und Public Health gehörten für sie dabei immer zusammen. „Beispielsweise Kinder mit chronischen Erkrankungen oder Entwicklungsrisiken sind auf vielfältige Unterstützung in Schule, Sozialsystem und Familie angewiesen, um gesund leben zu können. In der Realität erschweren Grenzen zwischen den einzelnen gesellschaftlichen Bereichen und Versorgungssystemen die Begleitung, Wiedereingliederung und Prävention bei betroffenen Kindern und Jugendlichen. Diese Hürden gilt es zu überwinden, in der Versorgung junger Menschen, genauso wie in anderen Lebensphasen“, betont Freia De Bock.

    Wie das funktionieren kann, will das kürzlich gestartete Vorhaben PEDNET-LC zeigen, an dem die Charité unter anderem mit Freia De Bock beteiligt ist und das vom Bundesministerium für Gesundheit unterstützt wird. Es soll den Weg ebnen für eine zeitnahe, maßgeschneiderte und nachhaltige Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit Long-COVID-ähnlichen Erkrankungen unterschiedlicher Schweregrade. Bundesweit werden hierfür 20 spezialisierte, interdisziplinäre und multiprofessionelle Versorgungszentren aufgebaut, die eng untereinander und mit anderen beteiligten Akteuren, beispielsweise Schulen, zusammenarbeiten.

    Vorsorgen statt Krankheit in Kauf nehmen: Wandel in der Versorgung

    Menschen gesund erhalten und Krankheiten verhindern, bevor sie ausbrechen, ist das Credo der zukünftigen Gesundheitsversorgung. Die präventive Transformation sei aber nur möglich, wenn unterschiedliche Ebenen und Systeme zugleich angesprochen werden, so Freia De Bock: „Präventive Versorgung kann nur über interdisziplinäre, sektoren- und systemübergreifende Zusammenarbeit zwischen den relevanten Akteuren innerhalb einer bestimmten Region gelingen.“ Daher soll unter ihrer Leitung beispielsweise ein interdisziplinäres Forschungs-Praxis-Netzwerk für die präventive Versorgung von Kindern und Jugendlichen entstehen, das die Bereiche Gesundheit, Bildung und Soziales einbindet.

    „Unsere Forschung soll präventive Maßnahmen vorantreiben, neue Modelle der Versorgung entwickeln, sie umsetzen und ihre Wirksamkeit prüfen“, sagt die Medizinerin. „Ganz konkret denken wir dabei an Modelle, die bestimmte Lebenswelten, beispielsweise Schulen oder städtische Quartiere, mit klinischen Einrichtungen wie Krankenhäusern oder regionalen Versorgungszentren verbinden.“ Auch einen Bürgerrat mit integriertem Kinderrat für Gesundheits- und Versorgungsforschung will Freia De Bock mit ihrem Team aufbauen. Alltägliche und praktische Erfahrungen sollen auf diese Weise Eingang in die Forschung finden.

    Prävention als medizinisches Basiswissen

    Geht es darum, eine gesunde Entwicklung in der Breite zu fördern, dann ist frühe Prävention entscheidend – diese Erkenntnis konnte Freia De Bock in ihrer bisherigen Tätigkeit immer wieder bestätigen und auch umsetzen. Ihre Erfahrungen will sie insbesondere in der Lehre weitergeben: „Wir planen gemeinsame Vorlesungen für Studierende unterschiedlicher Gesundheitsberufe, gehalten von einer interdisziplinären Dozentenschaft aus Klinik und Public Health ebenso wie von Akteuren aus der kommunalen Praxis und der Bürgerschaft“, sagt die Versorgungsforscherin.

    Prävention und präventive Versorgung sollen als Querschnittskompetenz stärker im Medizinstudium verankert werden, damit angehende Ärzt:innen mit optimalem Wissen und ebensolchen Kompetenzen zu Präventionsmöglichkeiten auf individueller und auf gesellschaftlicher Ebene ausgestattet sind. Denn sie sind es, die die präventive Transformation des Gesundheitswesens umsetzen werden, zusammen mit weiteren Beteiligten des Gesundheitssystems, gesundheitsfördernder Institutionen, des Schul- und Sozialsystems.

    Kurzvita
    Freia De Bock studierte Humanmedizin an den Universitäten Heidelberg, Gent und New Orleans. 2005 promovierte sie in Heidelberg in Kooperation mit dem Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München. In den Folgejahren wendet sich De Bock an der Harvard School of Public Health in Boston und der Erasmus University Rotterdam der Public Health- und Versorgungsforschung zu. Das Masterstudium schließt sie 2012 in Rotterdam ab. Im selben Jahr beendet sie erfolgreich die Ausbildung zur Fachärztin für Kinderheilkunde. Zwei Jahre später habilitierte sie sich an der Medizinischen Fakultät Mannheim und der Universität Heidelberg, ihre Arbeit widmet sich dem Bewegungs- und Ernährungsverhalten von Kindern und dem Einfluss von Interventionsprogrammen in Kindergärten. 2017 erhielt De Bock eine außerplanmäßige Professur an der Medizinischen Fakultät Mannheim und führte ebenfalls eine Arbeitsgruppe zur pädiatrischen Versorgungsforschung an der Universitätsmedizin Mainz. Als Leiterin einer Abteilung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) setzte sie sich von 2018 bis 2022 für eine wirksame, evidenzbasierte Gesundheitskommunikation ein. Ab 2022 setzte sich De Bock als berufene Professorin für Versorgungsforschung an der Medizinischen Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf wieder mit Themen der Prävention auseinander, nun aber vorrangig für Menschen, die bereits erkrankt waren, also aus einer klinischen Perspektive. Hier beschäftigte sie sich mit Interventionen aus den Bereichen Bewegung, Ernährung oder Stressregulation sowie deren Nutzen bei unterschiedlichen körperlichen, aber auch psychosozialen Risikofaktoren oder Krankheiten. Die Versorgungsforscherin ist Mitglied und führende Wissenschaftlerin des Deutschen Zentrums für Psychische Gesundheit (DZPG) mit der Brücke zum Deutschen Zentrum für Kinder- und Jugendgesundheit (DZKJ) an der Charité. Seit dem 1. März 2025 leitet Freia De Bock das Institut für Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaft der Charité.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Freia De Bock
    Institut für Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaft
    Charité – Universitätsmedizin Berlin
    T: +49 30 450 529 172
    Email: freia.de-bock@charite.de


    Weitere Informationen:

    https://medizinsoziologie-reha-wissenschaft.charite.de/
    https://www.dzpg.org/
    https://dzkj.org/


    Bilder

    Professorin Freia De Bock.
    Professorin Freia De Bock.
    Mariia Streltsowa
    © Charité


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Studierende, Wissenschaftler, jedermann
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medizin, Pädagogik / Bildung, Psychologie
    überregional
    Forschungsprojekte, Personalia
    Deutsch


     

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