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Dem Extraktivismus in den Bildschirmmedien durch engagierte Bildschirmproduktionen und bewusstere Zuschauerschaft begegnen – VolkswagenStiftung fördert Projekt mit Aufbruchcharakter
Die VolkswagenStiftung fördert ein Kooperationsprojekt an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) und der Koç Universität in Istanbul, das sich für nachhaltige Strukturen in der Filmindustrie und mehr Bewusstsein aufseiten der Zuschauer einsetzt. Das Ziel ist es, die Kommunikation zwischen Forschenden, Aktivisten und Filmschaffenden in Deutschland und der Türkei zu verbessern und Instrumente und Leitlinien bereitzustellen, die einerseits eine langsame Produktion von Bildschirmmedien und andererseits eine bewusstere Zuschauerschaft unterstützen. „Wie können wir mehr Einfluss nehmen, damit Bildschirmproduktionen nachhaltiger, ökologischer und auch arbeitnehmerfreundlicher werden?“, umreißt Dr. Sezen Kayhan, Projektleiterin vom Institut für Film-, Theater-, Medien- und Kulturwissenschaft der JGU, die Fragestellung. Kooperationspartnerin in dem Projekt ist Prof. İpek Çelik Rappas von der Koç Universität. Die VokswagenStiftung unterstützt das Vorhaben im Rahmen der Förderinitiative „Aufbruch – Neue Forschungsräume für die Geistes- und Kulturwissenschaften“ mit 250.000 Euro. Die Laufzeit beträgt 18 Monate.
„Slow Production“ versus Überproduktion und Überkonsum
Die beiden Kooperationspartnerinnen aus Mainz und Istanbul streben an, bestimmte Praktiken der Filmbranche breit zu debattieren und hierfür auch die Beschäftigten der Branche, die Zuschauer und die Darsteller beziehungsweise die dargestellten Protagonisten mit einzubeziehen. Der Titel des Projekts lautet „Against Screen’s Extractivism: Slow Production and Spectatorship” und deutet damit bereits an, dass der Ausbeutung von Ressourcen durch die Filmbranche etwas entgegengesetzt werden soll. Bildschirmmedien nutzen nicht nur die natürlichen Ressourcen unserer Umwelt, sondern auch die Ressourcen der prekär Beschäftigten und der marginalisierten Gemeinschaften, deren Geschichten erzählt werden, wie etwa von Flüchtlingen oder Migranten – dies wird von Kayhan und Çelik Rappas unter „Extraktivismus“ verstanden. „Das Projekt zielt darauf ab, Bildschirmmedien so zu gestalten, dass sie diesen Gemeinschaften, deren Probleme sie darstellen, etwas zurückgeben“, sagt Sezen Kayhan. Es will Räume für engagierte Filmproduktionen schaffen, die ökologisch und sozial bewusst vorgehen, sowohl hinsichtlich der Themen als auch der Produktionsprozesse.
Als Wurzel des Problems nennen die beiden Filmwissenschaftlerinnen die Überproduktion und den Überkonsum von Filmen und TV-Shows. Die Filmindustrie ist sich zwar über ihren Verbrauch von Nahrungsmitteln, Textilien und Studiogebäuden im Klaren. Allerdings wird kaum in Erwägung gezogen, weniger Inhalte zu produzieren. Ökologische Nachhaltigkeit muss aber durch eine Kürzung der Produktionszahlen und ethische Standards unterstützt werden. Außerdem sind entsprechende Bemühungen seitens der Zuschauer nötig. Sogenanntes Binge Watching wurde bereits aus psychologischer Perspektive und aus Sicht der Medienindustrie untersucht, soll jedoch auch aus ethischen und ökologischen Blickwinkeln analysiert werden.
Zwei Workshops und eine Online-Ausstellung zum Abschluss des Projekts
Im Rahmen des Projekts wird im November 2025 in Istanbul ein dreitägiger Workshop stattfinden, der Flüchtlinge und Umweltaktivisten, Produktionsprofis und Forschende zusammenbringt, damit sie ihre Vorstellungen von einer nicht auf Extraktivismus beruhenden Filmproduktionspraxis austauschen können. Im Mai 2026 folgt ein zweitägiger Workshop in Mainz mit denselben Teilnehmenden, die ihre Entwürfe für Bildschirmproduktionen vorstellen. Eine Online-Ausstellung mit Filmen, Postern, Forschungsbeiträgen und politischen Empfehlungen wird zum Abschluss des Projekts die Ergebnisse präsentieren. „Wir freuen uns auf diese zukunftsweisende Zusammenarbeit, die Theorie und Praxis des Film- und Fernsehmachens mit engagierten Forschungspraktiken zusammenbringt“, bemerkt Sezen Kayhan dazu. „Wir stellen damit auch eine Verbindung zwischen Deutschland und der Türkei auf mehreren Ebenen her.“
Sezen Kayhan ist seit April 2022 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Film-, Theater-, Medien- und Kulturwissenschaft der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Im November 2020 erhielt sie ihren gemeinsamen Doktortitel in Filmwissenschaft und visueller Kultur von der Universität Antwerpen und der Koç Universität in Istanbul. Von 2021 bis 2022 war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Koç Universität tätig. Ihre Forschungsinteressen sind Studien zur Filmproduktion, filmische Räume, urbane Medien, türkisches Kino und Fernsehserien sowie spekulative Fiktion.
Förderung durch die VolkswagenStiftung in der Initiative „Aufbruch – Neue Forschungsräume für die Geistes- und Kulturwissenschaften“
Mit ihrer Förderinitiative unterstützt die VolkswagenStiftung Projekte mit einem Aufbruchcharakter, die nicht nur neue Perspektiven auf bereits bekannte Forschungsgegenstände anbieten, sondern gänzlich neue Forschungsräume und -themen erkunden. Die Initiative folgt dabei der Annahme, dass diese Projekte sich gegenwärtig durch eine besondere Komplexität auszeichnen und der multiperspektivischen Aufschlüsselung bedürfen, um ebenjene Vielschichtigkeit aufzeigen und verstehen zu können.
Bildmaterial:
http://download.uni-mainz.de/presse/05_ftmk_bildschirmmedien_extraktivismus_01.j...
Am Set für ein türkisches TV-Historiendrama
Foto/©: Delizia Flaccavento
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Am Set für ein türkisches TV-Historiendrama
Foto/©: Delizia Flaccavento
http://download.uni-mainz.de/presse/05_ftmk_bildschirmmedien_extraktivismus_03.j...
Am Set für ein türkisches TV-Historiendrama
Foto/©: Delizia Flaccavento
Weiterführende Links:
https://www.ftmk.uni-mainz.de/ - Institut für Film-, Theater-, Medien- und Kulturwissenschaft an der JGU
https://www.volkswagenstiftung.de/de/foerderung/foerderangebot/aufbruch-neue-for... - Förderinitiative „Aufbruch – Neue Forschungsräume für die Geistes- und Kulturwissenschaften“ der VolkswagenStiftung
Dr. Sezen Kayhan
Institut für Film-, Theater-, Medien- und Kulturwissenschaft
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
55099 Mainz
Tel. +49 6131 39-28247
E-Mail skayhanm@uni-mainz.de
https://film-medien.ftmk.uni-mainz.de/dr-sezen-kayhan/
Am Set für ein türkisches TV-Historiendrama
Foto/©: Delizia Flaccavento
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, jedermann
Kulturwissenschaften, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Philosophie / Ethik, Politik, Umwelt / Ökologie
überregional
Forschungsprojekte, Kooperationen
Deutsch
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