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06.03.2025 09:12

Neue Mitfahrplattform für Fraport AG – Hochschule RheinMain untersucht nachhaltiges Mobilitätskonzept

Matthias Munz Hochschulkommunikation
Hochschule RheinMain

    In Zeiten von Klimawandel und Arbeitskräftemangel suchen Unternehmen nach Lösungen, um diesen Herausforderungen zu begegnen und sich für die Zukunft aufzustellen. Mitfahrplattformen für Beschäftigte sind im Rahmen des betrieblichen Mobilitätsmanagements (BMM) eine vielversprechende Maßnahme. Die Flughafenbetreibergesellschaft Fraport AG testet aktuell für ihre Beschäftigten am Flughafen Frankfurt eine neue Plattform, die von Forschenden der Hochschule RheinMain (HSRM) und der Hochschule Bielefeld wissenschaftlich begleitet wird. Gefördert wird das Vorhaben durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr mit rund 285.000 Euro.

    „Mitfahrplattformen fördern die Bildung von Fahrgemeinschaften, was zur Steigerung der Mitarbeiterzufriedenheit und -bindung sowie gleichzeitig zur Reduktion verkehrsbedingter CO₂-Emissionen beiträgt. Eine wissenschaftliche Quantifizierung dieser erwarteten positiven Effekte auf Basis einer tatsächlich implementierten Plattform fehlt jedoch bislang“, erklärt Prof. Dr. Barbara Seegebarth, die im Forschungszentrum „RheinMain Institute for Transformative Sciences in Mobility and Logistics“ (RITMO) der Hochschule forscht. Im Förderprojekt SMILE (Skalierung einer digitalen MItfahrpLattform zur Steigerung der Mitarbeiterzufriedenheit und Emissionsreduktion) wird nun eine digitale Mitfahrplattform im Flughafenökosystem Frankfurt Airport evaluiert. Analysiert werden zudem Skalierungsmöglichkeiten, also eine Ausdehnung der Plattform, über den Standort Flughafen Frankfurt hinaus.

    Betriebliches Mobilitätsmanagement als Teil der Konzernstrategie

    Im Jahr 2019 ergab eine interne Mitarbeiterbefragung der Fraport AG, dass 56 Prozent der Beschäftigten allein mit dem Auto zur Arbeit kommen, während nur 13 Prozent Fahrgemeinschaften bilden (Fraport-Barometer 2019). „Die Zahlen zeigen einen Handlungsbedarf auf, um durch betriebliches Mobilitätsmanagement verkehrsbedingten CO₂-Emissionen im Pendelverkehr zu reduzieren und zugleich die Mitarbeiterzufriedenheit und -bindung zu steigern. Damit adressiert SMILE nicht nur ein gesellschaftlich relevantes Thema, sondern fügt sich auch in die neue Konzernstrategie Fraport.2030 ein, in der die strategischen Prioritäten ‚Wachstum & Nachhaltigkeit‘ und ‚Top-Arbeitgeber‘ explizit benannt werden“, so Carolin Lotko, Projektleitung Mitfahrplattform, Fachbereich Human Resources der Fraport AG. Weitere Befragungen des Flughafenbetreibers zeigen, dass sich die Beschäftigten stärker im betrieblichen Klima- und Umweltschutz engagieren wollen. Die Mitfahrplattform bietet hier eine konkrete Möglichkeit, sich aktiv an der Reduktion klima- und umweltschädlicher Emissionen zu beteiligen.

    Einsparungen bis zu 6,5 Prozent

    Das Projekt SMILE baut auf dem Vorprojekt „Mitfahrplattform“ der Fraport AG auf. „Auf Basis unserer Erhebungen lassen sich die potenziellen Effekte der Mitfahrplattform in verschiedenen Ausprägungen projizieren. Laut einer Prognose der Fraport AG könnte bei einer Nutzung durch 522 Mitarbeitende im besten Fall die Anzahl der Fahrten pro Tag um 6,5 Prozent gesenkt werden. Die gefahrenen Kilometer würden sich täglich um 12.400 reduzieren, der CO₂-Ausstoß um 1.724 kg und die Kosten um 3.720 Euro verringern“, so Prof. Dr. Seegebarth. Ziel ist, zu analysieren, was die Akzeptanz der Plattform treibt und wie deren Nutzung intensiviert werden kann. Die Erkenntnisse sollen sowohl die bedarfsgerechte Konfiguration der Plattform unterstützen, als auch die Skalierung auf weitere am Flughafen angesiedelte Unternehmen sicherstellen. Gamification-Elemente sowie Features für Erst- und Bestandsnutzer:innen und deren Wirkung sollen ebenfalls identifiziert werden. Untersucht wird außerdem die Wirkung personen- und umfeldbezogener Variablen. „Das kombinierte Ziel beider Blickwinkel ist es, das Verhalten von Neu- und Bestandsnutzenden zu verstehen und Anreizmechanismen zu entwickeln“, sagt Prof. Dr. Tobias Heußler, der ebenfalls am Forschungszentrum RITMO der Hochschule RheinMain tätig ist.

    Nutzungsanalyse: Was unterstützt nachhaltigen Betrieb?

    Die Wissenschaftler:innen rücken darüber hinaus den Community-Effekt und damit den Aufbau dauerhafter Fahrgemeinschaften in den Fokus. Analysiert werden soll auch, wie sich im Zeitverlauf verändernde Verhaltensweisen und Motive der Nutzenden zur Etablierung von Mitfahrplattformen beitragen. Die bestehende Mitfahrplattform soll im Hinblick auf Funktionalität und Benutzerfreundlichkeit den Bedürfnissen aus den Akzeptanzstudien angepasst werden. „Durch diese systematische Vorgehensweise wollen wir die Chancen für einen langfristig erfolgreichen und nachhaltigen Betrieb der Plattform erhöhen“, so Prof. Dr. Seegebarth. „Studien zeigen, dass ein nachhaltiger Betrieb häufig an der langfristigen Nutzerakzeptanz scheitert. Die erprobte Plattform in Form eines wirtschaftlich tragfähigen Betreibermodells soll langfristig bei der Fraport AG mit rund 8.000 Beschäftigten sowie in den Konzerngesellschaften am Standort Flughafen Frankfurt mit insgesamt etwas über 17.000 Beschäftigten zur Verfügung stehen“, ergänzt Prof. Dr. Seegebarth.

    Perspektivisch bietet die Plattform auch die Möglichkeit, umweltfreundliche Verkehrsmittel wie Bus, Bahn oder Fahrrad mit der Mitfahrgelegenheit zu kombinieren. „Eine Mitfahrplattform, die individuelle Bedürfnisse für den Arbeitsweg berücksichtigt, kann ein Signal der Wertschätzung und Fürsorge des Arbeitgebers sein. Außerdem kann sie Vernetzung fördern, indem sie den Kontakt zwischen Mitarbeitenden verschiedener Abteilungen und Hierarchieebenen erleichtert. Solche ‚weichen‘ Standortqualitäten wie Erreichbarkeit und Mitarbeiterbindung durch individuelle Angebote tragen wesentlich zur Attraktivität des Unternehmens als Arbeitgeber bei“, so Prof. Dr. Heußler.

    Transfer über Flughafen Frankfurt hinaus

    Als eine der größten lokalen Arbeitsstätten Deutschlands, mit rund 80.000 Beschäftigten in knapp 500 Unternehmen, stellt der Flughafen Frankfurt das ideale Umfeld für eine lokale Skalierung dar. Vorbereitet wird daher auch eine unternehmensübergreifende Integration der digitalen Mitfahrplattform in das Ökosystem des Flughafens Frankfurt. Im Rahmen des Projekts soll auch der Transfer in weitere Unternehmenskomplexe und geografische Industrie-Cluster untersucht werden. Das Projekt hat damit sowohl einen großen Integrationscharakter als auch eine große Multiplikatorwirkung. Die Forscher:innen wollen zudem allgemeingültige Gestaltungsempfehlungen für Unternehmen erarbeiten, die an der Implementierung und Skalierung von Mitfahrplattformen interessiert sind.

    Die Hochschule RheinMain

    Über 70 Studienangebote an zwei Studienorten mit einem internationalen Netzwerk – das ist die Hochschule RheinMain. Rund 12.000 Studierende studieren in den Fachbereichen Architektur und Bauingenieurwesen, Design Informatik Medien, Sozialwesen und Wiesbaden Business School in Wiesbaden sowie im Fachbereich Ingenieurwissenschaften in Rüsselsheim am Main. Neben der praxisorientierten Lehre ist die Hochschule RheinMain anerkannt für ihre anwendungsbezogene Forschung.

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    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Barbara Seegebarth (barbara.seegebarth@hs-rm.de); Prof. Dr. Tobias Heußler (tobias.heussler@hs-rm.de)


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler
    Informationstechnik, Umwelt / Ökologie, Verkehr / Transport, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsprojekte, Kooperationen
    Deutsch


     

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