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06.03.2025 12:00

Wie mehr Frauen in Führungspositionen kommen

Dr. Simon Thijs Kommunikation & Marketing
Universität Trier

    Drei regionale Faktoren beeinflussen stark, wie häufig Frauen in mittelgroßen Unternehmen Führungspositionen bekleiden. Zu diesem Schluss kommt eine Trierer Studie.

    Trotz aller Bestrebungen nach mehr Gleichstellung gibt es in Deutschland noch immer deutlich weniger Frauen als Männer in Führungspositionen. Doch es gibt deutliche regionale Unterschiede. Wie diese zustande kommen, erklärt die Untersuchung von Natalie Welch, Doktorandin der Betriebswirtschaftslehre an der Universität Trier.

    „Drei regionale Faktoren haben deutlichen Einfluss auf die Chancen von Frauen, in mittelgroßen Unternehmen in das Management zu gelangen“, so Welch. „Die allgemeine Beschäftigungsquote von Frauen, die Verfügbarkeit von Betreuungsplätzen für Kinder und der Anteil von Männern, die Elternzeit nehmen.“

    25.000 Unternehmen untersucht

    Mit anderen Worten: Je mehr Krippen- oder Kita-Plätze zur Verfügung stehen, je mehr Väter sich Erziehungszeit nehmen und je mehr Frauen grundsätzlich Zugang zum Arbeitsmarkt haben, desto eher gelangen sie auch in die Management-Ebene eines Unternehmens. Aus diesen drei Punkten errechnet die Doktorandin einen Wert, der aussagt, wie günstig oder ungünstig die Situation im jeweiligen Kreis für den beruflichen Aufstieg von Frauen ist.

    „Wir nennen diesen Wert Regionale Arbeitsmarktintegration von Frauen“, erklärt Projektleiter Prof. Jörn Block vom Forschungszentrum Mittelstand der Universität Trier.
    Der Zusammenhang mag zunächst nicht überraschend klingen, ist jetzt aber erstmals mit Daten von rund 25.000 Unternehmen mit 50 bis 500 Mitarbeitenden belegt worden. Dabei haben sich auch interessante regionale Muster gezeigt.

    Deutliches Ost-West-Gefälle

    „Wir sehen ein klares Ost-West-Gefälle“, führt Block aus. „Wahrscheinlich, weil Frauen schon zu DDR-Zeiten besser in den Arbeitsmarkt integriert waren. Den Effekt sieht man bis heute.“ In Westdeutschland sprechen die genannten Faktoren häufig gegen den beruflichen Aufstieg von Frauen in das Management von mittelgroßen Unternehmen.

    Jena beispielsweise schafft deutschlandweit die besten Voraussetzungen für Frauen. Das resultiert in fast 34 % weiblichen Führungskräften. Spitzenreiter ist Frankfurt (Oder) mit über 46 %. Gelsenkirchen dagegen ist Schlusslicht bei den Rahmenbedingungen. Ergebnis: Nur 19 % Frauen in der Chefetage. Auf nur 8 % kommt in dieser Statistik Ansbach in Bayern.

    Ein weiterer Fokus der Studie liegt auf Familienunternehmen. „Zwischen Familien- und Nicht-Familienunternehmen gibt es keinen generellen Unterschied im Anteil von Frauen im Management. Spannend ist aber, dass die regionalen Faktoren bei Familienunternehmen einen geringeren Einfluss haben“, sagt Natalie Welch.

    Optionen für die Politik

    Für Dr. Rena Haftlmeier-Seiffert kommen die Ergebnisse überraschend. Als Geschäftsführerin der EQUA-Stiftung zur Erforschung von Familienunternehmen hat sie Fördergelder zur Verfügung gestellt. „Wir erleben immer wieder, dass Töchter die Geschäftsführungsnachfolge antreten, weshalb der Eindruck entstanden war, dass es in Familienunternehmen mehr weibliche Führungskräfte geben müsste.“ Sie vermutet daher, dass sich zumindest in den jüngeren Jahrgängen ein höherer Frauenanteil bei familiengeführten Firmen zeigen würde.

    Für die Politik ergeben sich aus der Studie jedenfalls klare Handlungsmöglichkeiten: kulturelle und strukturelle Hindernisse für Frauen thematisieren, mehr Betreuungsplätze schaffen und flexiblere Arbeitsbedingungen ermöglichen.

    „Im nächsten Schritt wollen wir untersuchen, wie sich mittelständische Unternehmen mit Frauen in Führungspositionen im Vergleich zu anderen Unternehmen in Bezug auf finanzielle Performance und ökologische Nachhaltigkeit schlagen“, kündigen Block und Welch an.

    Am 8. März ist Internationaler Frauentag

    Der Internationale Frauentag ist ein Anlass, um über die Gleichstellung der Geschlechter zu diskutieren und den Status quo zu reflektieren. Wissenschaft und Forschung tragen dazu bei, die strukturellen Ungleichheiten und sozialen Konstrukte, die Geschlechterdiskriminierung hervorrufen, zu analysieren und zu verstehen. Deshalb präsentiert die Universität Trier hier Fragestellung und Forschungsergebnisse der Frauen-, Geschlechter- und Genderforschung aus sechs Fachbereichen.

    https://www.uni-trier.de/universitaet/wichtige-anlaufstellen/team-gleichstellung...


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Jörn Block
    Betriebswirtschaftslehre
    Mail: block@uni-trier.de
    Tel. +49 651 201-3032


    Originalpublikation:

    Die Studie
    Welch, N., Ahrens, JP. & Block, J. Regional labor market integration of women and the share of women in management: are family firms different? Rev Reg Res (2025).

    Zur Studie: https://doi.org/10.1007/s10037-025-00228-0


    Bilder

    Jörn Block und Natalie Welch.
    Jörn Block und Natalie Welch.
    Christophe Heine
    Universität Trier


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Gesellschaft, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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