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Internationale politische Unsicherheiten hatten bislang kaum Einfluss auf die deutsche Wirtschaft, während inländische politische Schocks erhebliche Auswirkungen haben, insbesondere auf Investitionen. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie des RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung und der TU Dortmund. Auf Basis deutscher Zeitungsinhalte haben die Studienautoren den neuen Uncertainty Perception Indicator (UPI) entwickelt. Dieser analysiert Umfang und Charakter von politischer Unsicherheit nahezu in Echtzeit. Damit liefert der Indikator wertvolle Ansätze für gezielte und effektive wirtschaftspolitische Maßnahmen.
Das Wichtigste in Kürze:
- Politische Unsicherheiten beeinflussen die Wirtschaft abhängig von ihrer Ursache: Eine neue Studie von Henrik Müller, Boris Blagov, Torsten Schmidt, Jonas Rieger und Carsten Jentsch zeigt, dass die Auswirkungen von politischer Unsicherheit stark davon abhängen, von welchen Faktoren sie ausgeht.
- Das Autorenteam vom RWI und der TU Dortmund hat einen neuen Indikator für politische Unsicherheit entwickelt, der sich in verschiedene thematische Schwerpunkte (Topics) zerlegen lässt. Mit dem Uncertainty Perception Indicator (UPI), der auf einer breiten Auswahl deutscher Zeitungsartikel basiert, können sowohl das Ausmaß als auch die spezifischen Merkmale von Unsicherheits-Schocks nahezu in Echtzeit gemessen werden.
- Dabei wird berücksichtigt, dass sich die Themen, die mit der gesamtwirtschaftlichen Unsicherheit verbunden sind, mit der Zeit auch innerhalb der Topics verändern können. Zuletzt haben arbeitsmarktpolitische Themen zunehmend die wirtschaftspolitische Unsicherheit geprägt.
- Im Gegensatz zu früheren Studien zeigt die Analyse, dass inländische politische Unsicherheiten bislang eine weit größere Rolle für die deutsche Wirtschaft spielen als globale Einflüsse. Der Indikator bietet daher wichtige Einblicke, um wirtschaftspolitische Reaktionen gezielt, rechtzeitig und effektiv gestalten zu können.
- Der UPI wird regelmäßig aktualisiert. Dadurch eignet er sich als Indikator für Konjunkturanalysen und die Bewertung von Entwicklungen an den Finanzmärkten.
- Der UPI wertet systematisch drei Millionen Artikel aus den deutschen Medien „Süddeutsche Zeitung“, „Die Welt“ und „Handelsblatt“ aus – drei überregionale Zeitungen, die als wichtige Agenda-Setter ein breites politisches Spektrum abdecken. Der Datensatz umfasst aktuell den Zeitraum von Anfang 2001 bis Januar 2024 und stammt sowohl aus der LexisNexis-Datenbank als auch direkt von den Verlagshäusern.
„Unsere Studie zeigt deutlich, dass inländische politische Unsicherheiten bisher eine weit größere Bedeutung für die deutsche Wirtschaft haben als internationale Krisen“, erklärt RWI-Konjunkturexperte Torsten Schmidt. „Zwar können die aktuellen geopolitischen Entwicklungen das aktuelle Unsicherheitsgefühl in der Bevölkerung verschieben, zuletzt hat jedoch noch insbesondere die wachsende Unsicherheit auf dem Arbeitsmarkt die wirtschaftliche Entwicklung beeinflusst. Mit dem Uncertainty Perception Indicator (UPI) können wir nahezu in Echtzeit erfassen, wann und wie politische Unsicherheiten das Investitionsklima und die wirtschaftliche Entwicklung insgesamt beeinflussen. Der Indikator schafft eine fundierte Grundlage für die Politik, um wirtschaftspolitische Entscheidungen gezielt, rechtzeitig und effektiv treffen zu können.“
Prof. Dr. Torsten Schmidt, torsten.schmidt@rwi-essen.de, Tel. (0)201 8149-287
https://doi.org/10.1016/j.jeca.2025.e00410
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Lehrer/Schüler, Studierende, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler, jedermann
Politik, Wirtschaft
überregional
Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsergebnisse
Deutsch
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