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25.08.2004 11:17

Weintrauben faulen dieses Jahr Schwarz - hohe Ertragsverluste an Mittelrhein und Mosel

Dr. P. W. Wohlers Pressestelle
Biologische Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft

    Die Schwarzfäule hat in den letzten Wochen erschreckend zugenommen. Diese erstmals im Jahr 2002 von der Biologischen Bundesanstalt in Deutschland entdeckte Krankheit an Reben macht den Winzern an Mosel-Saar-Ruwer, Mittelrhein und Nahe große Sorgen. In einigen Lagen sind 100 % der Reben befallen und schon mehr als die Hälfte der Beeren vernichtet. Dort ist mit einem Totalausfall der Ernte zu rechnen.

    Die Beeren bekommen zuerst hellgraue Flecken, später schrumpft die Haut, die Beeren werden dann rotbraun und haben zum Schluss die namensgebende Färbung: Schwarzfäule. Der Pilz Guignardia bidwellii trat das erste Mal vor nur zwei Jahren an der Mosel auf. Dr. Bernhard Holz von der Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft (BBA) in Bernkastel-Kues entdeckte ihn bei seinen regelmäßigen Kontrollgängen an der Mosel in einem nicht mehr bewirtschafteten Weinberg, einer Driesche. "Ich kannte die Symptome aus Frankreich", so Holz, "ich musste mich aber erst im Labor vergewissern, dass es tatsächlich die Schwarzfäule war."

    Die Schwarzfäule wurde bereits Ende des 19. Jahrhunderts aus Nordamerika nach Europa eingeschleppt, hat sich aber nur in Italien und Frankreich wirklich etablieren können und spielt dort keine so große Rolle. Im östlichen Nordamerika gilt sie allerdings als gefährlichster Schadpilz im Weinbau. Der Befall schwankt dort von Jahr zu Jahr zwischen 10 % und 80 %.

    Die ersten Symptome sind im Frühjahr an den Blättern und auch an den Trieben zu sehen. Später werden auch die Beeren infiziert. Sowohl von den Blättern als auch von den Beeren können sich die Pilze mit Sporen weiter verbreiten. Gerade die Beeren spielen in den jetzt befallenen Weinbaugebieten die ausschlaggebende Rolle. In den verwilderten Drieschen bleiben die mumifizierten Beeren über den Winter an den Reben hängen. Von dort aus kann sich der Pilz im Frühjahr verbreiten, auch in die benachbarten, noch bewirtschafteten Weingärten.

    Das Problem der Drieschen ist gerade aus den Steillagengebieten gut bekannt. Teilweise ist es auch ein Generationsproblem: die Nachkommen wollen nicht mehr die Weinberge der Eltern weiterführen. Eigentlich müssten diese Flächen gerodet werden. Häufig geschieht dies aber nicht. Und damit sind die Infektionsquellen geschaffen.

    Warum kam es aber gerade in diesem Jahr und warum erst im August zu diesem starken Befall, vor allem auch an den Trauben? Diese sind dadurch vollständig zerstört. Ein plötzliches Auftreten, wie dieses Jahr in Deutschland, wurde in den traditionellen Befallsgebieten bisher nicht beobachtet. Dr. Michael Maixner, der Leiter des Weinbauinstituts in Bernkastel-Kues sieht einmal die günstigeren Umweltbedingungen, also die Klimaerwärmung, als eine mögliche Ursache. Dies alleine erklärt das Auftreten aber nicht, denn die Schwarzfäule tritt in Deutschland nur in den nördlichen Anbaugebieten auf. Maixner erklärt sich das rasante Auftreten mit den Drieschen, die es fast nur in den Steillagen gibt. Er fordert daher eine rigorose Rodung der Reben in den nicht mehr bewirtschafteten Weinbergen.

    Pflanzenschutzmittel gegen die Schwarzfäule sind zurzeit in Deutschland nicht zugelassen. Es ist aber bekannt, dass andere Mittel die Schwarzfäule mit erfassen. Ganz wichtig, so Maixner, sei die Hygiene in den Weinbergen. Befallene Triebe und Traubenmumien müssen entfernt werden. Der bisher zur Düngung verwandte Trester darf nur nach einer sorgfältigen Kompostierung ausgebracht werden. Und außerdem müssen die auf den Boden gefallenen Traubenmumien ebenfalls entfernt oder in den Boden eingebracht werden.

    Besonders betroffen sind die ökologisch bewirtschafteten Betriebe. Die dort verwendeten Schwefel- und Kupferpräparate wirken gegen die Schwarzfäule nicht ausreichend. Dort sind Hygienemaßnahmen das A und O. Die bisher angepflanzten, gegen andere Pilze widerstandsfähigen Sorten werden von der Schwarzfäule befallen. Es fehlen geeignete Sorten.

    In der Biologischen Bundesanstalt probiert man seit einigen Monaten eine wenig kostenintensive Methode aus. In die Drieschen werden Ziegen getrieben. Sie sollen die verwilderten Rebstöcke abfressen oder zumindest soweit freiräumen, dass sie einfach beseitigt werden können.

    In den Steillagen wird meistens mit der Hand geerntet. Ein Aussortieren der befallenen Trauben ist also ohne weiteres möglich. Anders ist es in den maschinell beernteten Flächen. Bisher ist aber nicht bekannt, ob der Pilz Einfluss auf die Qualität des Weines ausübt.

    Eine Broschüre über die Schwarzfäule ist jetzt von der Biologischen Bundesanstalt herausgegeben worden. Die Faltblätter sind kostenlos und werden gegen Einsendung des Rückportos als Büchersendung zugeschickt: 1 Exemplar 0,41 Euro, 2-5 Exemplare 0,56 Euro, bis 50 Exemplare 0,77 Euro. Bestellungen an: Pressestelle, Biologische Bundesanstalt, Messeweg 11/12, 38104 Braunschweig. Sie können das Faltblatt auch herunterladen. Sie finden es im Internet der BBA unter: http://www.bba.de/veroeff/popwiss/schwarzfaulerebe.pdf

    Um Belegexemplar wird gebeten

    Die Fotos können abgerufen werden unter:
    http://www.bba.de/mitteil/presse/040825_01.htm

    Foto 1: Michael Maixner, BBA.
    Eine regelmäßige Kontrolle des Weinbergs auf befallene Beeren ist unbedingt notwendig. Bernhard Holz findet auch in den Weinbergen der Biologischen Bundesanstalt in Bernkastel-Kues immer wieder befallene Beeren.

    Foto 2: Bernhard Holz, BBA.
    Kleine, verschrumpelte, schwarze Beeren sind das untrügliche Zeichen der Schwarzfäule.


    Weitere Informationen:

    http://www.bba.de/veroeff/popwiss/schwarzfaulerebe.pdf
    http://www.bba.de/mitteil/presse/040825_01.htm


    Bilder

    Schwarzfäule
    Schwarzfäule

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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Informationstechnik, Meer / Klima, Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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