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13.03.2025 08:02

Leopoldina-Diskussionspapier: Künftige Bundesregierung sollte Demografiepolitik besser koordinieren

Julia Klabuhn Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina

    Der demografische Wandel ist eine der größten Herausforderungen für Deutschland. Durch die starke Alterung der Gesellschaft besteht großer Anpassungsbedarf in Pflege und Gesundheit, den sozialen Sicherungssystemen und auf dem Arbeitsmarkt. Bisher wurde die Demografiepolitik innerhalb der Bundesregierung nur wenig koordiniert, so die Autorinnen und Autoren eines heute erschienenen Diskussionspapier der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina. Das Papier „Demografischen Wandel und Altern gestalten – Interdisziplinäre Impulse für einen ressortübergreifenden Ansatz“ empfiehlt, die Demografiepolitik als politisches Schwerpunktthema für die kommende Legislaturperiode zu verankern.

    Die Autorinnen und Autoren des Diskussionspapiers schlagen vor, einen Regierungsausschuss im Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI) einzurichten. Dieser könnte eine bessere ressortübergreifende Zusammenarbeit in der Demografiepolitik sicherstellen, Expertise bündeln und politische Entscheidungen koordinieren. Eine weitere Option sehen die Autorinnen und Autoren darin, die im Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) angesiedelte Zukunftsstrategie in der neuen Legislaturperiode fortzuschreiben und um ein Missionsteam zum Thema „Demografischen Wandel gestalten“ zu ergänzen.

    In dem Papier vertreten die Autorinnen und Autoren außerdem die Position, dass der demografische Wandel vor allem auf der Ebene sozialer Gruppen gestaltet werden sollte. Der einseitige Blick auf die gesamtgesellschaftliche Ebene, z. B. mit Blick auf den Fachkräftemangel, oder auf die rein individuelle Ebene, z. B. mit Blick auf die Pflegebedürftigkeit, sei nicht ausreichend. Vielmehr sei es zentral, in einer alternden Gesellschaft spezifische Angebote zu entwickeln, die die Menschen in ihren sozialen Bezügen und Gruppierungen erreichen.

    Für eine evidenzbasierte Demografiepolitik ist auch die Stärkung der Demografieforschung entscheidend. Die Autorinnen und Autoren sprechen sich dafür aus, den demografischen Wandel verstärkt interdisziplinär zu erforschen und ihn als Komplexitätsthema und unter Systemgesichtspunkten zu betrachten. Voraussetzung dafür ist eine Verbesserung der Datenbasis und eine Verknüpfung von administrativen Daten, Zensusdaten und sozialwissenschaftlichen Befragungen. Betont wird zudem, dass der Prozess des „gesunden Alterns“ besonders in den Blick genommen werden müsse. Die Forschung im Bereich medizinisch-technischer Innovationen wie der Telemedizin oder in der medizinischen Prävention sollte ebenso verstärkt werden wie im Bereich der psychologischen Faktoren gesunden Alterns.

    An dem Diskussionspapier haben Vertreterinnen und Vertreter unterschiedlicher Wissenschaftsdisziplinen mitgewirkt: die Mediziner Prof. Dr. Hartmut Geiger (Ulm) und Prof Dr. Gerd Kempermann (Dresden), die Psychologin Prof. Dr. Alexandra M. Freund (Zürich/Schweiz), die Primatenforscherin Prof. Dr. Julia Fischer (Göttingen), die Demografieforscherin Prof. Dr. Michaela Kreyenfeld (Berlin) und der Demografieforscher Prof. Dr. Marc Luy (Wien/Österreich).

    Das Diskussionspapier „Demografischen Wandel und Altern gestalten – Interdisziplinäre Impulse für einen ressortübergreifenden Ansatz“ ist auf der Website der Leopoldina veröffentlicht: https://www.leopoldina.org/demografischer-wandel

    Publikationen in der Reihe „Leopoldina-Diskussion“ sind Beiträge der genannten Autorinnen und Autoren. Mit den Diskussionspapieren bietet die Akademie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern die Möglichkeit, flexibel und ohne einen formellen Arbeitsgruppen-Prozess Denkanstöße zu geben oder Diskurse anzuregen und hierfür auch Empfehlungen zu formulieren.

    Das Diskussionspapier wurde von Mitgliedern der Wissenschaftlichen Kommission „Demografischer Wandel“ erarbeitet. Wissenschaftliche Kommissionen der Leopoldina begleiten den wissenschaftlichen Diskurs und die gesellschaftliche Debatte zu einer umfassenden Thematik langfristig. Sie initiieren zudem Arbeitsgruppen und Veranstaltungen. Zur Wissenschaftlichen Kommission: https://www.leopoldina.org/politikberatung/wissenschaftliche-kommissionen/demogr...

    Die Leopoldina auf Bluesky: https://bsky.app/profile/leopoldina.org

    Die Leopoldina auf YouTube: https://www.youtube.com/@nationalakademieleopoldina

    Die Leopoldina auf X: https://www.twitter.com/leopoldina

    Über die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina:
    Als Nationale Akademie der Wissenschaften leistet die Leopoldina unabhängige wissenschaftsbasierte Politikberatung zu gesellschaftlich relevanten Fragen. Dazu erarbeitet die Akademie interdisziplinäre Stellungnahmen auf der Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse. In diesen Veröffentlichungen werden Handlungsoptionen aufgezeigt, zu entscheiden ist Aufgabe der demokratisch legitimierten Politik. Die Expertinnen und Experten, die Stellungnahmen verfassen, arbeiten ehrenamtlich und ergebnisoffen. Die Leopoldina vertritt die deutsche Wissenschaft in internationalen Gremien, unter anderem bei der wissenschaftsbasierten Beratung der jährlichen G7- und G20-Gipfel. Sie hat rund 1.700 Mitglieder aus mehr als 30 Ländern und vereinigt Expertise aus nahezu allen Forschungsbereichen. Sie wurde 1652 gegründet und 2008 zur Nationalen Akademie der Wissenschaften Deutschlands ernannt. Die Leopoldina ist als unabhängige Wissenschaftsakademie dem Gemeinwohl verpflichtet.

    Medienkontakt:
    Julia Klabuhn
    Kommissarische Leiterin der Abteilung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
    Tel.: +49 (0)345 472 39-800
    E-Mail: presse@leopoldina.org


    Weitere Informationen:

    https://www.leopoldina.org/leopoldina-home/


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medizin, Politik
    überregional
    Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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